Halb so schlimm

Please Madame „Young Understanding“

Album der Woche

Mit ihrem Debüt verließen Please Madame vor drei Jahren sprichwörtlich ihr Nest. In dieser Woche schreiben die Salzburger mit dem Nachfolger „Young Understanding“ das nächste Kapitel ihrer Geschichte.

In der Welt zu Hause, ungebunden und leidenschaftlich steht der Vierer mit einem Durchschnittsalter von 22 Jahren repräsentativ für eine Generation, die sich einerseits über ihre hedonistischen Freiheiten und unbegrenzten Möglichkeiten definiert, andererseits auch mit vielen Ängsten, Erwartungen und Ansprüchen von innen und außen konfrontiert ist. Angefangen bei sich selbst – denn vor allem das zweite Album ist ja bekanntlich das schwierigste – bannen Please Madame genau dieses kontrastreiche Lebensgefühl aus Leichtigkeit und Schwere, Angst und Freude auf einen zugänglichen Langspieler. Ihr Resümee und gleichzeitig beruhigende Grundaussage: „It’s all for the better!“

Man darf auch mal keine Ahnung haben, wie es weitergeht. Man darf auch mal Angst haben. Man darf sich währenddessen aber auch selbst feiern und das Gesicht euphorisch in den Gegenwind halten. Viel leichter als gedacht funktioniert das beinahe synchron, von der einen auf die andere Songzeile. Ihre frische Sicht auf die Herausforderungen, die das Leben bereits Anfang zwanzig bietet, verpacken Dominik Wendl, Martin Pöheim, Laurenz Strasser und Niklas Mayr in charmant-eingängige Indie-Rock-Arrangements. Die Flucht nach vorne in hymnische Refrains, elektrisierende Riffs und bittersüße Melodien ist dafür durchwegs die tonangebende Richtung – nur selten unterbrochen von ruhigeren Momenten.
Auch die Bühnenerfahrung der letzten Jahre scheint Please Madame viel gelehrt zu haben und findet in Form eines gereiften Selbstbewusstseins und greifbarer Live-Energie Einzug auf „Young Understanding“. Der sympathische Sound weckt beinahe sofort den Wunsch, die elf Songs so bald wie möglich live zu hören und in sich kollektiver Ekstase von allen Zweifeln frei zu tanzen.

(c) Simon Laabmayr

Ein überaus gelungener Debütnachfolger, der ihr Standing in der heimischen Musiklandschaft völlig zwanglos und unaufdringlich, jedoch mit Sicherheit weiter ausbauen wird. Und hat eigentlich schon Mal jemand gesagt, dass Dominik Wendl eine verdammt charismatische Stimme hat? Falls nicht, dann wisst ihr es spätestens jetzt!