Schluck, Baby. Bier und wir.

Schluck, Baby. Bier und wir.

Entbehrliches Wissen #76

Diese sattgoldene Farbe, dieses neckische Prickeln, dieser kraftvolle Geschmack… Sex ist zwar nett, aber unser Herz gehört dem Bier. Und das nicht umsonst. Bei durchschnittlich 3,60€ pro Krügerl lohnt es sich durchaus, unsere Beziehung noch ein wenig zu vertiefen.

Schluck, Baby. Wir befinden uns mitten in der Festivalzeit und bei den aktuellen Temperaturen sind wir nicht nur gut drauf, sondern meistens auch gut durch. Alles ist wäh, aber was soll’s, Bierausdünstungen sind noch mit die angenehmsten Aromen auf einem Festival. Bier? Ja, Bier. Es ist nämlich von essenzieller Notwendigkeit, immer schön hydriert zu bleiben – und was eignet sich dafür besser als ein kühles Blondes?

Steven Petrosino kippte 1977 einen Liter Bier in nur 1,3 Sekunden. Ein bis heute ungebrochener Weltrekord.

Um uns herum sehen wir überall Menschen, die teilweise um die Wette Dosen leeren – manch Eifriger nutzt sogar einen Trichter, um seinen Körper mit ausreichend Flüssigkeit zu versorgen. Schneller als der Amerikaner Steven Petrosino schafft das aber höchstwahrscheinlich keiner: Der kippte nämlich 1977 einen Liter Bier in nur 1,3 Sekunden. Ein bis heute ungebrochener Weltrekord. Aber auch Ausdauer soll sich auf lange Sicht bezahlt  machen: Der Engländer Peter Dowdeswell verinnerlichte in drei Stunden insgesamt 45 Liter. Möglicherweise litt der Arme aber auch einfach unter Cenosillicaphobie – das ist die panische Angst vor einem leeren Glas.Der Genuss des Gerstensaftes ist in so gut wie allen Kulturen verankert und Begleiterscheinung von unzähligen historischen Ereignissen: Thomas Jefferson soll Teile der Unabhängigkeitserklärung in einer Taverne in Philadelphia verfasst haben, Winston Churchill bezeichnete die Prohibition als „Affront gegen die gesamte Menschheitsgeschichte”und J.K. Rowling kam die Idee zum Sport Quidditch in einem Pub beim Biertrinken (ok, das erklärt einiges).

Wäre das Biertrinken eine olympische Disziplin, hätten wir mittlerweile sogar Deutschland überholt.

Doch auch bei so einigen wissenschaftlichen Durchbrüchen schwingt eine deutliche Bierfahne mit: Joseph Priestley bemerkte angeblich, dass in einer Brauerei Gase aus den großen Biertanks aufstiegen und bat daraufhin darum, dort Experimente durchführen zu dürfen. So entdeckte er das Element Sauerstoff. Ein Krater am Mond wurde nach dem Lebenselixier „Beer” benannt. Und Physiker Nils Bohr gewann für seine Forschung in der Quantenmechanik den Nobelpreis – anschließend erhielt er einen Lebensvorrat an Bier. Vielleicht war deswegen alles unscharf? Auch als Maßeinheit ist Bier mehr als nur anschaulich. Eine Wolke in der Nähe des Sternbildes Aquila (der Adler) enthält genug Alkohol, um in den nächsten Milliarden Jahren pro Tag jeden einzelnen Menschen auf der Welt mit 300.000 Pints (ein Pint = 473 ml) Bier zu versorgen.

Der Gerstensaft ist aber nicht nur geschmackvoll, sondern in Maßen (wahlweise auch in Massen) sogar gesundheitsfördernd. Zumindest wenn man sich selbst darin versenkt. In diversen Spas in Europa kann man zur Behandlung von physischen und psychischen Beschwerden ein Bierbad nehmen. Wem das zu verschwenderisch ist, der kann sich vielleicht an unserem Brunch-Tipp erfreuen: Biersuppe war im mittelalterlichen Europa ein beliebtes und weit verbreitetes Frühstück. Selbst uns österreichische HedonistInnen verbindet mehr mit dem goldenen Trunk als nur das genussvoll-zufriedene „Ah” nach dem ersten Schluck. Wäre das Biertrinken eine olympische Disziplin, hätten wir mittlerweile sogar Deutschland überholt. 106 Liter pro Kopf oder etwa 212 Krügerl pro Jahr finden wir sehr beeindruckend. Wen interessieren da noch Fußballergebnisse? Nicht umsonst wird der Gerstensaft als das Nationalgetränk Österreichs bezeichnet. Darauf kann man schon mal anstoßen. Prost.

Mehr Bierkultur…

  • In Leoben, der Heimatstadt von Gösser, zelebriert man den Bierauszug sowie den Gösser Kirtag. Beides Feste mit zerstörerischen Ausmaßen.
  • Ein sehr betrunkenes Pärchen aus Österreich hatte dieses Jahr in Lignano auf offener Straße Sex. Die beiden wurden wegen Obszönität angezeigt und bekamen ein Einreiseverbot für drei Jahre.
  • In den 1980er Jahren wurde eine biertrinkende Ziege zum Bürgermeister von Lajitas in Texas gewählt.
  • Während des Zweiten Weltkriegs trat ein Bär namens Wojtek der polnischen Armee bei. Er transportierte Munition und trank manchmal Bier.
  • „Gebratenes Bier” wurde auf der Texas State Fair 2010 als kreativstes gebratenes Essen ausgezeichnet.
  • In Deutschland gibt es eine Bierpipeline. Die Zapfstellen in der Veltins-Arena sind durch eine 5km lange Bierröhre verbunden.
  • Der Kodex von Hammurabi verfügte, dass Barpersonal, das das Bier streckte oder verwässerte, hingerichtet werden sollte.
  • Bei den „Wife Carrying World Championships“ist der erste Preis das Gewicht der Frau in Bier.

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