VOLUME Backstage: Josef „Muff“ Sopper

VOLUME Backstage: Josef „Muff“ Sopper

Ein Blick hinter die Kulissen der Musikbranche

In unserem neuen Format VOLUME Backstage möchten wir euch Persönlichkeiten und ihre Jobs hinter den Kulissen des Musikbusiness vorstellen. Zur Premiere haben wir Josef „Muff“ Sopper, CEO der Planet Music & Media Veranstaltungs- und VerlagsgesmbH, zum Interview gebeten. Sein Unternehmen betreibt (vermietet und veranstaltet dort) die Wiener Locations ((szene)), Planet Bank Austria Halle im Gasometer und SiMM City. Außerdem ist das Unternehmen für das Programm der FM4-Bühne am Donauinselfest verantwortlich und veranstaltet mit der Planet Festival Tour den größten Band Contest Österreichs.

Teil 1 – Jobportrait: Venuebetreiber

Was ist deine genaue Jobbezeichnung?

CEO der Planet Music & Media Veranstaltungs- und VerlagsgesmbH.

Was macht dein Unternehmen genau?

Wir sind einerseits eine Veranstaltungsagentur und andererseits Betreiber von mehreren Locations und deren Gastronomie. Außerdem sind wir für zwei Bühnen am Donauinselfest und die Hauptbühne am Maifest verantwortlich.

Wie würdest du jemandem, der keine Ahnung von der Branche hat, deinen alltäglichen Job beschreiben?

Mails checken. Mitarbeiter kontaktieren. Freigaben für Überweisungen tätigen. Zu ausgewählten oder großen Veranstaltungen wie Festivals gehen. Und dann gibt es viele Meetings, in denen Details besprochen werden. Wenn es um wesentliche Sachen geht, muss ich dabei sein.

Wann hast du gewusst, dass du in dem Bereich arbeiten möchtest? Wie bist du in die Branche gerutscht?

Ich bin mit acht Jahren in die Branche gerutscht, indem ich klassische Gitarre gelernt habe. Mit 14 habe ich dann die erste Schülerband gegründet. Gearbeitet habe ich aber zuerst im kaufmännischen Bereich, parallel dazu habe ich mit Anfang 20 einen Verein ins Leben gerufen, aus dem später der Verein „Vereinigte Österreichische Musikförderer“ hervorgegangen ist. Zu dieser Zeit habe ich auch angefangen, Konzerte zu veranstalten.

Sabine Hauswirth

Wie sind deine Arbeitszeiten?

Meine Arbeitszeiten sind so unterschiedlich, dass man sie nicht generalisieren kann. Oft fange ich um sieben in der Früh an, hin und wieder komme zu der Zeit erst nach Hause. Dafür gibt es dann Tage, an denen ich gar nichts mache.

Welche Ausbildung würdest du Leuten empfehlen, die deinen Job machen wollen?

Es gibt Fachhochschulen und Studienrichtigen aller Art, die gut passen, aber sehr theoretisch sind. Ich habe zum Beispiel nicht studiert, bei mir war es learning by doing – auch wenn es oft schmerzvoll war, weil ich viele Fehler gemacht habe, die ich vielleicht hätte vermeiden können, wenn es damals schon eine Ausbildung dafür gegeben hätte. Am besten ist eine Mischung aus einer Ausbildung, die mit dem Bereich in dem man tätig sein möchte zu tun hat, und Praxiserfahrung.

Was sollte man an Vorerfahrung mitbringen?

Es gibt viele Leute, die in der Jugend- oder Studienzeit bereits Partys oder Konzerte veranstalten, solche Dinge sind sehr hilfreich.

Dein Tipp an alle, die im Musikbusiness durchstarten wollen?

Keine zu großen Hoffnungen machen, es ist verdammt schwer, im Musikbereich in Österreich richtig erfolgreich zu sein. Vielleicht ist es nicht schlecht, sich ein zweites Standbein aufzubauen. Und wenn es nur die Eltern sind. (lacht)

Teil 2 – Josef „Muff“ Sopper im Portrait

(c) Amanda Peniston Bird

Gratulation zu 30 Jahre Planet Music mit 10.000 Veranstaltungstagen und 35.000 Künstlergruppen. Was waren deine persönlichen Highlights?

Ein ganz besonderes Erlebnis war natürlich 1996 die erste Österreich Show von Rammstein bei uns im Haus. Jahre später haben sie sogar einmal ein Privatkonzert gegeben – nachdem wir sie für das Aerodrom bei uns proben ließen. Ein weiteres Highlight war bestimmt die Eminem Show am 30. Oktober 1999, die wir zum Anlass genommen haben, das Rockhouse in Planet Music umzubenennen. Leider war er damals mit unserem Tontechniker nicht besonders zufrieden und hat ihn nach dem Auftritt mit einem Stecken durch das ganze Haus gejagt und wollte ihn umbringen. (lacht)

Gibt es Dinge, die du aus heutiger Sicht anders machen würdest?

Ich habe zweifelsohne immer wieder große Fehler gemacht. Aber ich bereue nichts, denn der Weg ist das Ziel und ich bin auf jeden Fall mit der aktuellen Gesamtsituation zufrieden. Und wer weiß, was passiert wäre, wenn ich etwas anders gemacht hätte …

Also hast du aus deinen Fehlern gelernt?

Genau darum geht es. Wenn man aus Fehlern nicht lernt, ist man ein Trottel. Und das bin ich sicher nicht.

(c) Sabine Hauswirth

Du hast bestimmt auch Schattenseiten des Business kennengelernt …

Persönliche Schattenseiten immer wieder. Motörhead haben einmal bei uns gespielt und Lemmy war so betrunken, dass er das Konzert abbrechen musste. Das hat uns dann auch in Schwierigkeiten gebracht. Oder besonders komplizierte Künstler wie Nena sind immer wieder mühsam. Die ist echt eine Zicke – das kannst du ruhig schreiben.

Der Musikmarkt hat sich in den letzten 30 Jahren drastisch gewandelt. Wie hat sich das auf das Veranstaltungsbusiness ausgewirkt?

Das Positive an dem Wandel ist, dass die Livemusik ein viel wichtigerer Faktor geworden ist. Die Tonträger- und Verlagsumsätze sind aufgrund der Streamingdienste zurückgegangen und während Bands früher auf Tour gingen, um die Platte zu promoten, kommen sie heute, um mit Konzerten Geld zu verdienen. Wenn sie intelligent sind und einen nicht zu großen Aufwand betreiben. Es gibt immer noch Bands, die mit acht Sattelschleppern ins Gasometer kommen und am Ende des Tages nichts damit verdienen. Das Konzertbusiness hat aber einen Boom erlebt und damit auch die Preise. Für mich als Venuebetreiber ist das gut und die teureren Tickets sind kein Problem, weil wir meistens beteiligt sind oder eben Miete bekommen.

Siehst du ein Ende des Booms?

Ich glaube nicht, dass sich das in absehbarer Zeit ändern wird. Immerhin wird jetzt in Wien eine 20.000er Halle für große Events gebaut.

(c) Amanda Peniston Bird

Verdient man als Veranstalter heute mehr oder weniger als früher?

Als Veranstalter und Agentur musst du knapp kalkulieren. Kleine Veranstalter müssen kleine Brötchen backen, große müssen aufpassen, dass sie sich nicht übernehmen und die Finger verbrennen. Es ist immer noch ein gefährliches Spiel und man muss vorsichtig bleiben. No risk, but fun. (lacht) Es kann nämlich schon passieren, dass bei einem Großevent wie den Rolling Stones nur ein paar Tausend Euro Reingewinn überbleiben. Bei gut etablierten Festivals glaube ich hingegen, dass man ganz gut verdienen kann. Wir als Venuebetreiber stehen heute – wenn die Auslastung stimmt und die wird zum Glück von Jahr zur Jahr besser – ganz gut da.

Musikösterreich steht hoch im Kurs. Ihr supportet schon lange die Szene – 75% eurer Acts waren heimische Künstler. Glaubst du, dass mittlerweile auch Mainstreammedien und andere Veranstalter den Wert der österreichischen Musikszene mehr schätzen und feiern?

Die Barracuda (größter Konzert- und Festivalveranstalter Österreichs, Anm. d. Red.) hat sich viele nationale Künstler eingesackt und auf ihren Festivals in gute Positionen gebucht. Es gibt auch viele kleine aufstrebende Managements sowie Agenturen und das Medienecho zeigt durchaus, dass viel Anerkennung dem heimischen Musikmarkt gegenüber da ist.

Was hältst du von Frauenquoten im Musikbusiness – also für weibliche Acts im Radio oder auf Veranstaltungen?

Das macht meiner Meinung nach keinen Sinn. Wenn es sie nicht gibt, kann man sie nicht herzaubern. Wir bemühen uns weibliche Acts zu fördern, aber mit einer Quote kannst du nichts erzwingen.

Wie gefallen dir neue Künstler wie Yung Hurn ?

Das ist nicht meins. Ich bin auch kein Freund von Gangster-Rap und dem Zeugs. So erfolgreich sie auch sein mögen … Aber wenn es den Leuten gefällt … Ich schaue mir dann immer das Publikum an und denke mir, ihr bekommt genau die Musik, die ihr braucht. Und umgekehrt. (lacht)

Mit schöneren Worten hätten wir das Interview nicht beenden können. Vielen Dank und wir wünschen weiterhin alles Gute.

 

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