Di, 13. Nov 2018
Idles

Jeder ist Abschaum

IDLES im Interview

Am 14. November beehren uns die IDLES im schönen Wien und bringen ihr im August erschienenes zweites Album „Joy as an Act of Resistance“ mit. Wir durften uns mit Sänger Joe Talbot über Optimismus trotz Scheitern, Dauerwellen und Hunde unterhalten. Außerdem hatte er ein paar gute Tipps für uns, wie man Abschaum wird. Es war uns eine Freude.

„Joy as an Act of Resistance“ ist für euch eine Parade. Was ist, wenn ich keine Paraden mag? Warum sollte ich genau diese besuchen?

Damit hast du es auf den Punkt gebracht. Unser Album, unsere Parade, ist nicht für jeden. Definitiv nicht. Es ist nichts, das jeder mögen wird, nichts, das jeder mögen soll. Es ist unsere Parade. Wir laden herzlich dazu ein, aber niemand soll sich genötigt fühlen, daran teilzunehmen.

„I‘m Scum“ – Wenn Abschaum so klingt wie ihr, dann wollen wir auch Abschaum werden. Wie schaffen wir das?

Sei einfach du selbst. Jeder ist Abschaum, darum geht es. Lerne, dich als den Abschaum zu lieben, der du bist und nicht als der, den Leute aus dir machen wollen.

(c) Lindsay Melbourne

In „Never fight a man with a perm“ beziehst du dich auf dein früheres Ich und auch auf Charlie Sheen. Gibt es irgendetwas, das sich im Leben verbessert, wenn man eine Dauerwelle trägt?

Gibt es da überhaupt irgendetwas? Möglicherweise eine Karriere als Backgroundsänger in einer Funkband. Naja, nach unserem Lied wird zumindest niemand mehr mit dir kämpfen wollen.

Auf eurem neuen Album habt ihr auch einen „Love Song“. Welche Textzeile würde dich dahinschmelzen lassen, wenn jemand ein Liebeslied für dich schreibt?

Ich glaube, jede Zeile aus dem Lied “Into my arms” von Nick Cave, weil es unglaublich aufrichtig ist und aus der Feder von jemandem stammt, der seine eigenen Universen kreiert und Geschichten aus ihnen erzählt. Ich kenne keinen ehrlicheren, aufrichtigeren, verletzlicheren Song als diesen.

Wie bewahrt man sich seinen Optimismus in diesen Zeiten?

Also ich persönlich lese keine Zeitungen, aber ich schaue Nachrichten. Die Artikel in Zeitungen sind oft nur reißerisch und machen ängstlich und zornig. Und dann neigt man dazu, andere Menschen zu beschuldigen, wird intolerant und rassistisch. Viele denken, die Realität da draußen sei böse und Flucht der einzige Weg. Dabei kommt es oft nur auf die Perspektive und Erzählweise an. Ich habe gelernt, dass es großartige und liebevolle Menschen auf diesem Planeten gibt, über die die Zeitungen aber nicht berichten. Das halte ich mir immer vor Augen. Seien Dinge wie Krieg, Zerstörung, Hunger und Not noch so schlimm, es gibt immer Leute, die versuchen zu helfen und etwas zum Guten zu wenden. Das sind die Menschen, denen ich zuhöre.

Schaust du sonst Fernsehen?

Ich hasse Fernsehen abgrundtief, das kann ich kaum in Worte fassen. Ich hasse es. Mit meiner Freundin schaue ich gerne Filme oder wir durchstöbern Netflix, aber Fernsehen … das halte ich nicht aus.

(c) Ania Shrimpton

Stichwort „Rottweiler“ – Bist du ein Katzen- oder Hundemensch?

Ganz klar ein Hundemensch. Versteh mich nicht falsch, ich mag Katzen schon auch, aber die sind so berechnend und man muss ihnen nachrennen, damit sie einem Aufmerksamkeit schenken. Hunde sind freundlich, ehrlich und streicheln mein Ego. Gibst du deinem Hund einen Kuss von mir? Oder bring ihn zum Konzert mit, er kann Backstage kommen.

Worauf freust du dich in der Zeit bis zum nächsten „June“ am meisten?

Zunächst freue ich mich sehr darauf, das erste Weihnachten gemeinsam mit meiner Partnerin zu verbringen und für die Familie ein Festmahl zu kochen. Danach möchte ich gerne eine Zeit lang Abstand von der Band. Und dann freue ich mich darauf, Album Nr. 3 zu schreiben.

Und wir freuen uns auf euren Auftritt am 14. November im Wiener Flex!