No Future Generation

Supernackt #71

Wonach streben wir Menschen? Glück? Woraus ziehen wir dieses? Anerkennung? Indem wir etwas schaffen, das von Bedeutung ist? Von Dauer? Indem wir außergewöhnliche Taten vollbringen, Kontinente entdecken, monumentale Werke schreiben oder malen, epische Stücke komponieren, die Realität in Formeln gießen oder immerwährende Bauwerke konstruieren, die über unser eigenes Leben hinaus wirken und ragen? Alles möglich. Aber alles anstrengend.

Einblicke in die Gedankenwelt der Reichen und Geföhnten

Natürlich können wir auch den Blick in unser Inneres kehren und uns Glückseligkeit, Einigkeit und Bestimmung vorgaukeln. Aus der chaotischen Sinnlosigkeit unserer Existenz leiten wir ab, dass das Hier und Jetzt nicht alles sein kann. Dass wir hier nur auf Zwischenstation sind und uns etwas Größeres, die Erleuchtung, erwartet.

Aber selbst der verlauste Hippie, der meint, nur der Moment zählt und der mit I n brunz t jeden Morgen sein Urinkonzentrat runterwürgt, den Körper yogatechnisch in der Natur verdreht und sich mit irgendwelchen Mantras der Erleuchtung näher murmelt, läuft irgendwie unrund, wenn seine Askese niemanden juckt und die Instagram Followers die geschickte Lichtenergie nicht herzln. Oder das parasitäre Dasein nicht mehr von den betuchten Eltern querfinanziert wird und die wohlfahrtsstaatliche Notstandshilfe für den nächsten Engelstaubintensivkurs nicht mehr reicht. Die wenigsten finden alleine im Erdloch ihr Glück, während sie sich ihren Arsch mit Blättern abwischen, an irgendeinem Rindenmulch kauen und die Maden unter der Achselhöhle züchten.

Die leichteste Art, über sein eigenes Dasein hinaus zu wirken, ist es, Nachwuchs zu schaffen. Ficken. Das deckt sich auch mit unseren über Milliarden Jahre evolutionstechnisch angezüchteten Trieben. Das kriegt fast jeder hin. Mit der nachgelagerten Erziehung sieht es schon wieder anders aus. Andere Baustelle, Hauptsache ein lebendes Denkmal gesetzt.

Vielleicht sind unsere Kinder schöner und reicher, aber im Endeffekt ficken wir unseresgleichen, Models oder beides, übergeben an Kindermädchen und elitäre Schulinternate und haben am Ende genauso verblödete, selbstbezogene ADHS Kiddies, die sich narzisstisch im Schein der sozialen Netzwerke suhlen, wie die Inzestfamilie im Kellerausbau mit Handyempfang. Die meisten jungen Gentechnikdefekte wirken nicht wie Zukunft. Daher lassen wir ihnen auch keine. Bevor die den Planeten an die Wand fahren, machen wir es. Einmal noch gut leben. Mehr ist nicht mehr drinnen.

„WIR SIND EURE 1 PROZENT.“

Was solls. Nichts ist von Dauer, alles ist im Wandel. Wir balancieren zwischen Selbsterleuchtung und Selbstzerstörung und haben derzeit letzteren Weg eingeschlagen. Doch wenn 99 % der bewohnbaren Fläche und 99 % der Weltbevölkerung abkacken, wird es trotzdem weitergehen. Wir sind eure 1 %. Unser Nachwuchs wird wie Kakerlaken aus irgendwelchen Eisritzen der Antarktis klettern, weil er dort die letzten Jahrzehnte in unterirdischen Bunkern verbracht hat. Und auch wenn selbst wir es ihnen nicht gönnen, die Reste der Zukunft gehören unseren Kindern. Euren fix nicht. Das muss zum Glück im Hier und Jetzt reichen. Der Rest wird mit einem überdimensionalen, weltverzehrenden Lebensstil kaschiert.

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