The Satanist - Behemoth
Behemoth
The Satanist

Kraftvoll, finster und mächtig walzt das Eröffnungsriff des kernigen und zugleich eindrucksvoll dramatischen “Blow Your Trumpets Gabriel” voran und macht dem Hörer binnen Sekunden unmissverständlich klar: Das sind Behemoth im Jahre 2014, brachial und unglaublich fokussiert, pechschwarz und voller Leidenschaft und Inbrunst. Entschlossen und gestärkt haben sich die Polen aus dem Tief, in das sie die tragische Leukämie-Erkrankung Nergals gestürzt hat, erhoben, und wirken nun entschlossener und essenzieller denn je.
Essenziell ist dabei zweifelsohne der Begriff, der “The Satanist” am besten zusammenfasst. Denn Behemoth wirken auf diesem, ihrem nunmehr zehnten Studioalbum aufs Wesentliche beschränkt, drücken dies jedoch nicht durch Simplizität, sondern vielmehr Intensität aus, jede Note sitzt am richtigen Fleck, jedes Riff wird geschmackssicher ausgeschmückt und richtig in Szene gesetzt. Der bereits genannte Opener, der geschickt auf dem Grat zwischen Brutalität und Dramatik wandelt und durch Nergals eindringliche Vocals perfekt abgerundet wird, geht dabei mit gutem Beispiel voran und befindet sich auf “The Satanist” in bester Gesellschaft. “Messe Noire” ergreift und packt einen umgehend mit seinem dramatischen Mittelteil, gebettet in die düster-eingängigen Riffs, bevor sich “Ora Pro Nobis Lucifer” mit seinen unheilverkündenden Bläsern und den groovig malmenden Gitarren genüsslich in die Gehörgänge frisst. Doch “The Satanist” hat noch weitere Highlights in petto: Der beinahe rockige, unterschwellig brodelnde Titeltrack “The Satanist” sorgt für eine schier greifbare, knisternde Spannung, die sich in einem durchdringenden Finale explosiv entlädt, bevor die grandiosen “In The Abscence Ov Light” und “O Father O Satan O Sun” (letzterer zählt für mich schon jetzt zu den Top-Songs des Jahres!) “The Satanist” mehr als würdig beschließen.
Während die letzten Behemoth-Alben, insbesondere “Evangelion”, zweifelsohne technisch beeindruckend und unvergleichlich brachial und machtvoll, mir persönlich jedoch schlicht zu klinisch und glatt wirkten, gehen die Polen auf “The Satanist” wieder emotionaler und leidenschaftlicher zu Werke und zeigen sich dabei so vielschichtig und vielseitig wie schon lange nicht mehr. Resultat dieser Entwicklung, die zugleich in gewisser Weise einen Schritt zurück für die Band bedeutet, ist ein unglaublich intensives und unbändiges Werk, an dem Black und Death Metal-Fans im Jahre 2014 schlicht nicht vorbeikommen werden.

— Daniel Kubera