Di, 19. Mai 2009

Razorlight im Interview

Während ihres Wien-Aufenthalts traf Volume die Brit-Rocker Razorlight zum Interview. Gitarrist Björn Ågren sowie der neue Drummer David Sullivan-Kaplan, genannt Skully, ließen sich über Internationalität im Bandgefüge, die Liebe und ihr neues Album aus.

Schön, dass ihr in Wien seid. Wie war die Tour bis jetzt?

 

Skully: Es lief sehr gut. Die meisten Shows waren ausverkauft. Wir hatten eine schöne Zeit, konnten uns viele Städte anschauen und haben bis jetzt ganz tolle Konzerte erlebt.

 

Mögt ihr das Touren, oder seid ihr froh, wenn eine Tournee zu Ende ist und ihr euren Bus, die Hotelzimmer und die übrigen Bandmitglieder nicht mehr sehen müsst?

 

Björn: Man muss einfach touren, das gehört dazu. Wir genießen es. 

Skully: Ich liebe es, aber manchmal bekomme ich schon etwas Heimweh und würde lieber Zeit mit meiner Frau verbringen, aber sie besucht mich auch oft. Es ist so aufregend, jede Konzerztnacht ist eine besondere Erfahrung. Jede Show ein anderes Publikum, eine besondere Location und eine neue Erfahrung. Es ist aufregend. Ich liebe es.

 

Das klingt wesentlich besser als ein öder Ganztagsjob.

Björn: Auf jeden Fall. Ich habe in einem Modegeschäft gearbeitet und jede Menge Scheiße verkauft. Außerdem habe ich auch in einem Vergnügungspark gearbeitet und als Hausmeister geschuftet.

Skully: Ich habe für den Agenten von Razorlight gearbeitet. So haben wir uns auch kennengelernt.

 

Könnt ihr uns ein paar eurer Laster und schlechten Eigenschaften sagen, etwas, auf das ihr nicht so stolz seid?

Skully: Ich trinke mehr als ich sollte. Es ist nämlich immer irgendwas da. Wir haben auch immer Zeit zu trinken. Aber ich nehme keine Drogen, also bin ich nicht ganz so aufregend.

Björn: Ich denke, ich trinke mehr als der Durchschnittsbürger. Wir haben schon einige verrückte Sachen gemacht, aber das wird nach einer gewissen Zeit langweilig. Mein einziges Laster im Moment ist, dass ich zu viele Schuhe kaufe. 

 

Und einige gute Eigenschaften.

Skully: Ich versuche auf Tour so viel wie nur möglich zu lesen. Aber ich weiß nicht genau, ob das eine gute oder schlechte Eigenschaft ist. Ich mache kein wirkliches Workout, aber ich versuche in jeder Stadt, in der wir spielen, herumzugehen und mir markante Plätze anzuschauen.

Björn: Das versuche ich auch, mir die Städte anzusehen, in denen wir gerade sind.

 

Johnny ist aus England, du bist aus den USA und Björn und Carl sind aus Schweden. Ihr seid also eine richtig internationale Band, habt alle andere Ursprünge und Wurzeln. Welchen Einfluss nimmt das auf eure Musik?

Skully: Wir haben alle einen sehr unterschiedlichen Musikgeschmack aufgrund unserer verschiedenen Herkunftsländern.

Björn: Dadurch wird alles viel interessanter, wenn sich jeder was anderes anhört.

Skully: Jeder von uns drückt der Musik seinen Stempel auf. Wenn man das alles addiert, macht es dann den Sound der Band aus. Das hat uns auch geholfen, groß in England raus zu kommen. 

  

Ihr seid schon als Support für die Rolling Stones und Mando Diao unterwegs gewesen, heute seid ihr erfolgreiche Headliner. Wie ist das passiert? War es nur harte Arbeit, oder hattet ihr auch viel Glück und treue Fans?

Skully: Es war eine Kombination von allen drei. Du musst Talent haben und wirklich hart arbeiten. Du kannst nicht von der Musik leben, wenn du nicht viel Glück hast. Du musst zur rechten Zeit am rechten Ort sein. Dann kannst du deinen Durchbruch feiern, der manchmal ganz plötzlich kommt. So war es zumindest bei uns. 

 

Habt ihr einen Ratschlag für junge Acts, die es in der Musikindustrie schaffen wollen?

Björn: Einen Plattenvertrag zu bekommen ist einer der ersten Schritte von vielen. Einige Bands machen ein Album und werden danach total verrückt. Sie vergessen darauf, Songs zu schreiben, zu proben oder ein Album aufzunehmen. Du musst dich darauf konzentrieren, was du mit deiner Musik erreichen willst, sonst bist du sehr schnell wieder von der Bildfläche verschwunden.

Skully: Du musst immer an das glauben, was du tust. 

Ihr habt gerade ein neues Album draußen, ‚Slipway Fires‘, und eure erste Single daraus heißt ‚Wire To Wire‘. In dem Lied gibt es die äußerst poetische Zeile die besagt, Liebe ist ‚A sin you swallow for the rest of your life‘. Könnt ihr da zustimmen?

Björn: Johnny kann das sicher besser erklären, weil er den Song geschrieben hat. Es hängt aber sicherlich damit zusammen, wie oft du schon abserviert worden bist.

Skully: Es ist eine sehr starke Zeile, und sie klingt, als käme sie von einem sehr verletzten Wesen. Sich jemanden voll und ganz hinzugeben ist gefährlich. Ich glaube, wenn man es auf diese Weise sieht, kann ich zustimmen. Das ist das Tolle an der Musik – jede Interpretation ist richtig. Sie ist eine seltsame, subjektive Sache, jeder kann etwas damit anfangen und das herausnehmen, was für ihn wichtig ist. 

Björn: Das ist das Magische an der Liebe: Du öffnest dich sehr weit für jemand anderen und wirst verletzlich. Das kann dich auch emotional töten. Aber das ist auch der Kick dabei – wenn es echt ist, dann ist es das wirklich wert.

 

Wie war die Arbeit an dem Album allgemein?

Björn: Wir haben uns sehr auf das Wesentliche konzentriert. Jeder hat getrennt von den anderen an Songs geschrieben, danach kamen wir alle zusammen, haben gejammt und geprobt. Es war ein sehr natürlicher Prozess. Wir haben fünf oder sechs Wochen gearbeitet, dann hatten wir schon fast das gesamte Album. Unser Produzent Mike Crossey war auch sehr engagiert, Während der Aufnahmen haben drei von uns tagsüber gearbeitet, ich kam dann in der Nacht. Es waren bloß der Produzent und ich im Studio, wir haben dann bis in die Morgenstunden sehr hart gearbeitet. Sogar seine Freundin hat ihn deswegen verlassen. 

Skully: Das ist der Preis, den man für den Rock ’n‘ Roll bezahlen muss.

 

 

Der Regisseur Stephen Frears (‚High Fidelity‘, ‚Gefährliche Liebschaften‘) hat das Video zu ‚Wire To Wire‘ gedreht. Habt ihr Filmambitionen, wie beispielsweise Soundtracks schreiben oder als Schauspieler arbeiten?

Björn: Ich wäre gerne in einem Film von Nick Hornby mit dabei. Außerdem würde ich auch gerne Soundtracks machen, aber bisher hat mich niemand gefragt.

Skully: Ich habe keine Ambitionen, Schauspieler zu werden. Ich würde aber gerne an einem Soundtrack mitmachen, das wäre echt toll. Meine Schwester ist Schauspielerin, mein Stiefvater ist Drehbuchautor und hat auch einige Bücher geschrieben. Meine Familie ist definitiv sehr kreativ und künstlerisch veranlagt. Meine Mutter arbeitet mit behinderten Kindern, mein richtiger Vater ist Mechaniker und Elektriker.

Nun die letzte Frage für alle österreichischen Fans: Sprecht ihr Deutsch?

Björn (auf Deutsch): Ja, ich kann ein bisschen deutsch sprechen.

Hast du das in der Schule gelernt?

Björn: Ja, von im Alter von 13 bis 18 Jahren. Fünf Jahre lang.

Skully: Ich nicht, sorry.

Macht nichts – trotzdem danke für eure Zeit und das Interview.