Mo, 29. Jun 2009

Moby im Interview - Moby dick im Geschäft

Gut unterwegs und in New York City zuhause: Richard Melville Hall. Unter seinem Künstlernamen Moby komponiert der notorische Teetrinker einfühlsame Melodien für Millionen, um sie tief in der Musikseele seiner Zuhörer zu verankern. Im Sommer verlässt Moby sein Studio mit dem neuen Album „Wait For Me“ im Herzen, um es auf den Showbühnen dieser Welt zu präsentieren – unter anderem beim NUKE Festival in Wiesen. VOLUME im Gespräch mit dem kahlköpfigen und selbstlosen Liedermacher.

Die neue Platte von Moby trägt den Titel „Wait For Me“. Was ist in letzter Zeit passiert, auf das du schon lange gewartet hast?

Ich habe mich so gefreut, als David Lynch das Video zu meinem Song „Shot in the Back of the Head“ fertig gestellt hat. Er ist mein kreativer Held und das Warten auf seine Arbeit hat sich sichtbar ausgezahlt.

Deine Fans mussten für dieses Lied nichts zahlen, „Shot in the Back of the Head“ gibt es kostenlos zum Download. Wieso verschenkt Moby seine Musik in Zeiten wie diesen?

Für kommerzielle Zwecke ist dieses Instrumental total ungeeignet, so etwas spielt ja keine Radiostation mehr. Außerdem habe ich keinen Erfolgsdruck, kann auch mal einen Song mit meinen Freunden teilen – noch dazu einen, der mir besonders gut gefällt. Und weil ich vorher das Video dazu angesprochen habe: David Lynch hat mir eine fein animierte Illustration gebastelt, die von MTV wird das aber eher wenig interessieren. Was soll’s, ich kann damit leben.

Noch eine Spendierhose von dir: Mobygratis.com – was gibt es hier umsonst?

Musik für gemeinnützige Filmzwecke. Diese Internetseite ist vor allem für Studenten und unabhängige Filmemacher gedacht, die mit ihren Produktionen keinen Gewinn erwirtschaften möchten. Sollten sie das doch tun, dann entfällt eine minimale Lizenzgebühr, die komplett einer karitativen Einrichtung zu gute kommt.

Großherzig! Wann gibt es den ersten Film made by Moby?

Dafür kenne ich mich leider noch zu wenig aus. Aber der erste Schritt ist heutzutage nicht mehr so schwer, einfach die Kamera nehmen und draufhalten. Ob dabei ein anständiger Film rauskommt, ist natürlich wieder eine andere Sache. Grundsätzlich bin ich aber drehmotiviert.

Und wer spielt unter deiner Regie mit, wenn es ein anständiger Film werden soll?

Meine Lieblingsschauspieler sind alle älter als ich und aus einer ganz eigenen Filmgeneration. John Hurt, mein persönliches Leinwandidol, feiert nächstes Jahr seinen 70. Geburtstag. Das macht das ganze Vorhaben nicht unbedingt leichter.

Stimmt, aber vielleicht schon eine Story im Hinterkopf?

Überhaupt nicht. Leider!

So lange du dich weiterhin fleißig der Musik widmest, kein Problem. Dein rockendes Seitenprojekt nennt sich The Little Death. Wie stirbt sich der kleine Tod?

Diese Frage kann dir nur eine Frau beantworten. Wir haben den Bandnamen in Anlehnung an den französischen Ausdruck „La petite mort“ gewählt, eine Beschreibung aus dem 19. Jahrhundert für den weiblichen Orgasmus. So etwas habe ich noch nie erlebt.

Und woher kommt das Interesse an dieser Gefühlswelt?

Frag’ das doch mal die restlichen 7 Milliarden Erdenbürger, die interessiert das mindestens genauso sehr wie mich.

Nicht so wichtig, außerdem haben wir bei VOLUME für so etwas unsere Sexperten. Was wir aber doch gerne von dir wissen wollen ist, wie du dich vor den Gefahren des Showgeschäfts schützt, Stichwörter „Sex, Drugs & Rock’n’Roll“?

Leider habe ich dagegen immer noch kein Schutzprogramm. Aber mal ernsthaft: Ich habe Jahre damit verbracht, viel zu viel zu trinken. Nicht ganz ungefährlich. Seitdem ich dieses Laster abgelegt habe, ist mein Risiko im Showgeschäft doch nicht mehr ganz so hoch.

Vor allem jetzt, wo du bekanntermaßen passionierter Teetrinker bist. Woher kommt diese Leidenschaft und was ist deine Lieblingssorte?

Mir hat mal ein Teeladen in New York City gehört, den ich mit meiner damaligen Freundin Kelly Tisdale geführt habe. Anfangs wollten wir eine Bar eröffnen, mussten uns dann aber eingestehen, dass wir beide schon Alkoholiker sind und der Plan nicht der beste ist! Den Laden gibt es noch, ich habe damit aber nichts mehr zu tun. Tee trinke ich nach wie vor gerne, meine Lieblingssorte ist „Silver Needle White Tea“, lecker!

Zum Abschluss: Am 17. Juli gastiert Moby in Österreich (beim Nuke Festival), dauert also noch ein wenig, bis wir dich und „Wait For Me“ live in Empfang nehmen können. Wie vertreibst du dir deine Wartezeiten?

Wenn ich mir alten Punkrock auf meinem iPod anhöre, reicht das vollkommen zur Zeitüberbrückung. Sehr Empfehlenswert!

Wir gehen dieser Empfehlung nach und sagen danke für das Gespräch. Bis in Wiesen!