Private Globalisierung

Supernackt #63

Die Welt wird zum Dorf. Und das merken wir. Die schönsten Plätze der Welt werden überschwemmt von den hässlichsten Bauern des Dorfes.

Einblicke in die Gedankenwelt der Reichen und Geföhnten

Früher sind wir im privaten Wasserflugzeug zu entlegenen Inseln geflogen und auf exotischen Tierrücken und kristallklarem, türkiesblauem Wasser in paradiesischen Buchten gelandet. Heute wühlen wir uns durch Plastikmüll zu verdreckten Stränden, an denen sich Hans-Peters und Jens Uwes bereits die Penisse massieren. Unzüchtig. Macht aber Lust auf zarte Knabenpopos. Lieber gleich welche übers Dark Web bestellen für später. Besonders unschuldig.

Käfig statt Freiland

Während die Globalisierung für euch die Welt greifbarer und erreichbarer gemacht hat, hat sie uns den Spaß an jener genommen. Geteilter Spaß ist kein Spaß. Es geht sich einfach nicht aus, dass jeder aus Jux und Tollerei Albinoelefanten abballern, minderjährige Sexsklaven verhauen oder in heilige Quellen ludeln kann. Überall, wo es früher exklusiv war, tummelt sich jetzt der Pöbel. Gut, etwas übertrieben aber zumindest die Kollateralschäden einer Gesellschaft, die über ihre Verhältnisse lebt, sind überall spürbar. Daher kann die Devise nur sein: Käfig statt Freiland für die Masse.
Beim Blick aufs Konto steigt der Spaßfaktor der Globalisierung wieder. Wir parken über undurchsichtige Firmenkonstrukte internationale Gewinne in nationalen Steueroasen, optimieren Wertschöpfungsketten über alle Kontinente hinweg unter stetiger Ausnutzung von Menschen, Umwelt und gesetzlichen Schlupflöchern und stülpen eine fiktive Finanzwirtschaft über die wachstumsgehemmte Realwirtschaft, um Gewinnmargen aufzublasen. Trickkunst, Kabarett, Illusion. Das wirkt. Geld, was willst du mehr.

Globalisierung versus Globale Privatisierung

Wir materialisieren die Nullen am Konto und kaufen uns die Welt. Denn während ihr über unsere Erde herfallt, wie Ameisen über das Picknick auf ihrem Haufen, ziehen wir uns, genervt davon, in unsere geschützten Anwesen zurück. Die Grenzmauern gehören folglich erweitert. Die Bevölkerungszahlen explodieren, doch der Planet ist ausgewachsen. Wer heute nicht seine Pfründe absteckt, schläft morgen im Stockbett. Im Katastrophenzelt. Beim Baumwollfeld. Oder wir quetschen euch weiter in urbane Gefängnisse. Für die Zellen zahlt ihr. Pro Quadratmeter. Wasser und Land werden privatisiert. Land, Länder, die Welt. Eure Welt wird kleiner, unsere Paläste größer. Bald rollen wir sie in die Eingangshalle. Eintritt Drölf Euro. Pro Monat. Pro Woche. Pro Minute. Mal schauen. Draußen bleiben gibt es nicht mehr. Unsere Kerker sind euer Heim. Unsere Paläste, eure Welt. Berühren verboten.