Sexuelle Freizügigkeit vs. Sexuelle Freiheit

Let's Talk About Sex #54

Der Morgen ist angebrochen. Wieder jemand, der auf der anderen Seite meines Bettes in Embryostellung liegt. Ein Fremder in meinem Bett. Doch es lässt mich kalt, da ich mir selbst fremd bin. Leider war ich nicht betrunken genug, um diese Nacht und seinen Namen zu vergessen. Nun haben wir die Wahl: Entweder erbrechen wir uns beide vom Mundgulli des anderen, oder wir versinken vor Scham im Boden, wenn wir uns an den stümperhaften Versuch eines befriedigenden Koitus zurückerinnern. Ich hoffe, er macht keine Anstalten für Wiedergutmachungssex, um nicht als potenzarmes Würstchen in meine Memoiren der Lüste einzugehen.

Die meisten von uns Leben im Zustand sexueller Freizügigkeit – immer nur eine Schwanzlänge oder einen Tinder-Account davon entfernt, die eigene Wertlosigkeit bestätigt zu bekommen. Die Frage ist, wie befriedigend sexuelle Begegnungen sind, bei denen wir die Hüllen fallen lassen, jedoch Lichtjahre davon entfernt sind, unser wahres Wesen zu enthüllen?! Es wäre naiv, sexuelle Freizügigkeit mit sexueller Freiheit zu verwechseln!

Der Schlampen-Reflex

Wir leben heutzutage im dunklen Zeitalter sexueller Freizügigkeit! Dieses hat eine Generation mit dem sogenannten Schlampen- Reflex geboren, die in der Gosse mangelnder Selbstliebe anschaffen geht. Es geht in erster Linie darum, den animalischen Instinkt zu befriedigen.
Wohingegen sexuelle Freiheit nicht nur Ausdruck, sondern auch Quell der Selbstliebe ist. Es ist immer die Liebe zu dir selbst, die entscheidet, ob du sexuell frei oder freizügig lebst. Bist du sexuell freizügig, ertrinkst du im Sumpf verschlingender Muschis und gieriger Schwänze. Getrieben von den pornodarstellerischen Allüren, jagst du jedem Orgasmus hinterher, der dich das Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit vergessen lässt. Vielleicht ficken wir mit jemandem, um ein gebrochenes Herz zu heilen oder aus Rache. Oder es handelt sich um Ego-Sex, um wenigstens einen Hauch Anerkennung abzustauben. Egal, aus welchem Mangel heraus wir uns sexuell freizügig verhalten, das physikalische Gesetz der Resonanz, wonach Gleiches Gleiches anzieht, spiegelt nach außen die Verhältnisse unseres Inneren wider. Eine solche sexuelle Begegnung verspricht demzufolge nicht das, wonach wir uns tatsächlich sehnen.
Bist du hingegen sexuell frei, entspringt dein Verlangen nach einer sexuellen Verschmelzung immer aus der Liebe deines Herzens. Diese ermöglicht eine Befriedigung auf körperlicher, als auch auf seelischer Ebene. Sexuelle Freizügigkeit verspricht, wenn überhaupt, einen körperlichen Orgasmus. Darauf folgt eine Welle der Ernüchterung, in der du erkennst, dass kein Schwanz auf der Welt groß genug ist, um das Loch in deinem Herzen zu füllen.
Das Gefühl der Einheit, das sexuelle Freiheit verspricht, schenkt dir tiefe Gewissheit, eins mit allem zu sein. Sexuelle Freizügigkeit entspringt dem Gefühl des Alleinseins. Liegt es dir am Herzen, dich auf eine neue Ebene der freien Liebe empor zu vögeln, dann musst du zuerst lernen, dich selbst zu lieben!