Host an Tschick?

Rokko Ramirez rotzt #45

Eigentlich weiß ich gar nicht mehr, wie das alles begonnen hat. Es hat wohl als Schicksal eines Außenseiters angefangen. Eines quasi Halbwüchsigen, der nach dem Besuch der Volksschule durch den Weg ins Gymnasium aus der Alltagstauglichkeit der Kleinstadt gerissen wurde, der ganz ohne eigenes Zutun auf einmal etwas „Besseres“ war. Den man nicht mehr so einfach mitspielen hat lassen. In dieser Zeit und der zugehörigen Gesellschaft waren Mutproben noch um eine Spur ungefährlicher, auch weniger blutrünstig, es ging zumindest nicht gleich darum jemandem wehzutun, zu bestehlen oder Ähnliches.

Es war der erste Tschick, der einem mit den Worten „Traust di nie!“ angeboten wurde und man wollte schließlich dabei sein. Damit hätte ja auch schon alles wieder vorbei sein können. Wenn, ja wenn der Mensch nicht prinzipiell ein viel zu deppertes Rindviech wäre, das sich immer wieder gerne selbst belügt und betrügt. Und es ist ja schließlich voll cool, wenn man gemütlich eine durchzieht, schon am Weg in die Schule, im Pausenhof und so weiter. Jetzt, ja jetzt will man etwas „Besseres“ sein. Und ganz schnell wird es zur Gewohnheit, man genießt, fühlt sich besser und eine gewisse Normalität macht sich breit, die es, wenn man nur eine Zehntelsekunde klare Gedanken fassen würde, in keiner Weise geben dürfte. Irgendwann übernimmt der Stress die Regie und ohne Zigaretten fühlt man sich gar nicht mehr richtig wohl. Die Jahre ziehen ins Land.
Und nicht einmal die Tatsache, dass schon vor Jahren der also geliebte Großvater durch Lungenkrebs abtreten musste, fließt in eine Phase der Umkehr ein. Man ergibt sich vielmehr dem Schicksal und nimmt einen tiefen vom Leben gebeutelten Zug. Es ist schließlich eine Entscheidung des Willens und das Selchfleisch ist ja so schwach.
Der Opa hat’s nicht richten können, selbst ist er nie von seiner Sucht losgekommen, leider. Richten konnte es immerhin viel später ein guter Freund, der nun selbst gegen den Krebs kämpft. Lieber Kurt, auf diesem Wege viel Kraft und Durchhaltevermögen und ein herzliches Dankeschön, dass du mein bissl Hirn in dieser Sache wieder zum Funktionieren gebracht hast. Während ich diese Zeilen in die Tatstatur klopfe, funktioniert er hoffentlich, der Plan B.
Cool ist es nicht, zu rauchen zu beginnen, cool ist es auch nicht, damit aufzuhören, nur notwendig. Cool ist es einzig und allein, gar nicht erst damit anzufangen.
Und wie aufhören? Einfach keine Zigarette mehr anzünden! Ganz einfach. Sämtlichen anderen Larifari braucht es nicht!
Auf die Frage „Host an Tschick?“ antworte ich insgeheim mit „Host an Pecka?“, nicht gerade freundlich aber vielleicht hilft es ja. Wer positive Argumente für sich und das Rauchen findet, soll bitte weitermachen.
Euer Rokko