Urlaub im Morgenurin

Dinge, die man getan haben muss #78

Früher waren alle Dinge einfach und klar: Wenn man jung war, ging man ins Kaltwasser – Meer, See, Teich, Bach. Da hat man auch immer leicht Geschlechtspartner gefunden. In der Pension ging man dafür auf Kur, vielleicht auch mal in die Therme, Geschlechtspartner waren nicht mehr so wichtig, oder tot.

Heutzutage ist das anders – Menschen drei bis vier Jahrzehnte vor dem Pensionsalter tummeln sich in schwefelig riechendem Wasser jenseits der 30°Celsius. Mit mitgenommenen Geschlechtspartnern. Und sie lächeln. Warum weiß man nicht so genau, es dürfte am Einatmen der Dämpfe liegen. Wovon sie sich kurieren, ist auch nicht ganz einsichtig. Von der ersten Intimrasur? Von der Matura? Dem ersten Bewerbungsgespräch? Dem ersten Darkroom-Besuch? Andererseits werfen sich immer mehr Menschen um die 80 mit Anlauf und daher ungebremst in die Fluten der Nordsee und ähnlicher Eiswasser. Was ist da los?

Warum wollen immer mehr junge Menschen Urlaub im Morgenurin anderer Leute machen? Faulheit? Neigung zum Lebensabend? Lust am Gestank? Schweiß-o-Mania? Und damit Menschen an der Grenze ihrer Mindesthaltbarkeit oder Mindestkontinenz die Therme streitig machen? Es ist nicht eindeutig zu klären, aber man möchte vermutlich den dereinstigen Enkeln nicht erzählen, dass man in seiner Jugend nur Videospiele gespielt, Fast Food gegessen und Blümchensex gehabt hat, oder?

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