Eine Doku drehen

Dinge, die man getan haben muss… #62

In unseren Zeiten, in denen meistens das Phone smarter ist als der Besitzer, filmen mittlerweile alle alles. Sie filmen sich beim Essen, Ficken und leider auch dem jeweiligen Gegenteil. Wenn man in die Öffentlichkeit tritt, gesellt sich die Staatsgewalt mit ihren Überwachungskameras zum fröhlichen Prolowood hinzu.

Spionagesatelliten tun das ihre, um zur geistlosen Verfilmung des Alltags beizutragen. Privatsphäre wird vermutlich bald ein ähnlich exotisches Wort sein, wie Demiurg, fürbass und perhorreszieren. Bei all dem komplett sinnlosen und vollkommen diversen Material, das beim permanenten Herumfilmen entsteht, könnte man allerdings auch etwas Sinn in die Sammlung bringen. Beispielsweise könnte man eine Dokumentation zu einem gesellschaftlich relevanten Thema drehen: Brünstige Eierbären tanzen im Wienfluss Polka. Die Erhöhung der Postleitzahlen um 2,5% und ihre Auswirkungen aufs Nacktbaden in der Julius-Ficker- Straße. Natürlich ist es mühsam, einen Dokumentarfilm zu drehen. Naja, eher ihn zu schneiden. Am meisten wohl, ihn zu denken. Aber erstens sollte man das nicht den Facebookmutanten, der Polizei oder dem Nachbarspanner überlassen. Und außerdem will man den dereinstigen Enkerln ja nicht erzählen, dass man in der Jugend nur Videospiele gespielt, Fastfood gegessen, und Blümchensex gehabt hat, oder?