Festivals sind die neuen Burger

Die Stadt ist mein Blog

Musik-Festivals. Gratis-Festivals. Mini-Festivals. Nach dem Festival ist vor dem Festival. Food-Festivals – mit und ohne Fleisch. Sommer-, Herbst-, Frühling-, Winter- und Zwischendenjahreszeiten-Festivals. Das Wort Festival kann man nicht mehr lesen bzw. schreiben. Aber man muss, denn in Wien gibt es einfach zu viele davon.

‚Nein, das stimmt nicht‘, schreibt mir K. auf WhatsApp und schickt mir mit einem grinsenden Emoji einen Link zum Fairlight-Festival, auf das sie in den kommenden Tagen gehen werde. ‚Siehst du, schon wieder ein neues Festival‘, schreibe ich genervt zurück. Aber okay, Festivals sind halt die neuen Burger. Jeder macht sie. Und so kommt mit dem Fairlight im April halt noch eines dazu. Eh schon egal.
Kuratiert wird es von den zwei Boys hinter den Fairlight-Clubabenden, die das ganze Jahr über im Café Leopold, Celeste oder Titanic stattfinden.

In puncto Musikstil sind die Abende dann oft zwischen den Stühlen programmiert –  ein bisschen House, Disco, Funk und so Poststep, oder wie auch immer die Erbsenzähler dazu sagen wollen. San Proper oder Soichi Terada heißen da etwa die Headliner, die noch bis Sonntagfrüh im Heuer, Curtain und Café Leopold aufspielen werden – umrahmt von lokal verankerten DJs und Künstlern. ‚Curtain? Wo ist das denn schon wieder?‘, schreibt mir K. mit einem Fragenzeichen versehen. ‚Das ist die Bar im Werk X-Eldorado, da am Petersplatz in der Innenstadt.‘, lautet meine Antwort. ‚Ah, dort wo das Jessas einst eröffnet hätte werden sollen?‘, so K. ‚Ja!‘, schreibe ich. ‚Genau dort.‘

Was in der Hauptstadt an diesem Wochenende sonst noch so los ist?

Freitag 

‚Die Konzertserie The Ineffable Me im Brut legt in unregelmäßigen Abständen den Fokus auf unkonventionelle Music-Acts, die sich dem (…) noch immer männerdominierten Diktat der Popindustrie verwehren.‘ So steht das im Pressetext. Die Queen des Berliner Avantgarde-Pops Mary Ocher begibt sich daher am Freitag nach Wien, um ihre elektronischer Tribal-Extase zu verbreiten. Es geht um Oldschool-Industrial, afro-futuristische Beats, Krautrock und New-Wave. Die Pop-Schamanin mit russisch-israelischen Wurzeln wird diese unterschiedlichen Einflüsse mit zwei Schlagzeugern auf die Bühne bringen.

In der Grelle Forelle gibt es eine weitere Ausgabe von Ascending Waves – eine Clubreihe, die sich der Experimentierfreudigkeit im elektronischen Bereich verschrieben hat. Diesmal zu Gast: George Thompson, der seine Field Recordings in ein formlose Techno-Schablone pressen wird.

Fairlight Festival Tag 2: Der schwedische House-Auskenner Baba Stiltz wird im Curtain seine aktuellen Lieblingsscheiben auftischen.

Radio Superfly feiert Geburtstag. Im Rahmen einer Birthday Clubnight in der Ottakringer Brauerei gibt es in Sachen Musik allerlei geboten. Es gibt einen Latin Floor mit Samba-Spezialgästen aus Berlin. Einen Soul-Floor, der dann eher was für die Deephouse-Fraktion sein wird. Und einen Disco Floor sowie einen Organic Floor – was auch immer das heißen mag. Es gibt aber nicht nur Carpe Diem, sondern auch Bass. Für diesen sorgt unter anderem Peter Kruder.

Im Celeste stellt der heimische Beatbastler und Jazz-Liebhaber Sam Irl live sein Album ‚Raw Land‘ vor, das er auf dem Label Jazz & Milk veröffentlicht. Dafür bekommt er Unterstützung vom Label-Kollegen Dusty.

Samstag

Am dritten und letzten Tag des Fairlight Festivals gastiert der japanische House-Pionier Soichi Terade im Café Leopold live an den Plattenspielern. Souverän. Sicher.

Davor ist aber noch Zeit fürs Derby of Love. Endlich ist es wieder soweit: Hernals gegen Döbling. Tradition gegen Tradition. Liebe gegen Liebe. Leidenschaft gegen Leidenschaft. Schwarz-Weiß gegen Blau-Gelb. Ich schreie für den Sportklub.

Übrigens: Im Werk nebst dem Donaukanal gibt es ein Salopp mit tollen Live-Acts. Da wären mal die immer guten Elektro Guzzi. Und dann noch der lange Zeit unterschätzte Toju Kae. Dann gibt es auch noch DJ-Sets von Ken Hayakawa, Milan Kalt und Davi dB

In der Fluc Wanne, also unten, gastiert Paleman auf Einladung vom Tiefentanz und dem Klub Sirene. Der zwischen Manchester und London pendelnde DJ und Produzent wird dann den Beton in der Wanne mit seinen unterkühlten Techno-Loops bearbeiten.