Ihr seid alle im Arsch! Und jetzt Hefte raus, Klassenarbeit!

Angefressen #53

Was mich immer tierisch genervt hat: Seit meiner Grundschulzeit prognostizierten mir besorgte Erwachsene den Kollaps unseres Planeten. Mein Geografielehrer zeigte uns drastische Videos vom Ausmaß der Regenwaldzerstörung, in Biologie wurde mir erklärt, wie schnell das Artensterben voranschreitet und in der Oberstufe wurde mit Kreide wiederholt die Gefahr des Klimawandels an der Tafel verdeutlicht.

Nein, nein, auf diese Probleme sollen Lehrer ruhig aufmerksam machen, alles cool. Aber irgendwie haben die mir alle nur vermittelt, dass alles furchtbar werden wird und meine Zukunft einer Endlos- Szene aus WALL-E gleichkommt. Was ich konkret dagegen tun kann, das war irgendwie nicht so das Thema – abgesehen von dem genialen Hinweis, dass man keine Möbel aus Tropenholz kaufen sollte. Oh yeah, ein toller Ratschlag für einen 15-jährigen Schüler. „Gut“, dachte ich mit 7 Mark 50 im Portemonnaie, „kaufe ich mir heute mal keinen massiven Mahagonischreibtisch“. Was die irgendwie komplett verpennt haben, und was angesichts von Energiewende und Diskussionen über Elektroautos leider immer etwas in den Hintergrund gerät: Man kann ziemlich simpel recht viel Ackerfläche, Energie und Treibhausgase einsparen, indem man einfach seinen Fleischkonsum nach unten drückt. Jaja, vegetarisch oder vegan leben ist ja voll umständlich und einschränkend, ich breche auch regelmäßig in Tränen aus.
Aber nur mal so zur Einordnung: Nur ein Tierprodukt-freier Tag in der Woche spart mehr klimaschädlichen Output ein, als wenn ich konstant die Heizung um zwei Grad runterdrehe. Mal Hand aufs Herz, was schränkt den persönlichen Komfort stärker ein: Einmal die Woche Falafel-Sandwich statt Döner oder den Winter über in der kalten Bude sitzen? Für ein Kilo Fleisch benötigt man halt direkt mehrere Kilo Pflanzen, die zunehmend auf südamerikanischen Plantagen angebaut werden. Im Besonderen eben auf südamerikanischen Sojaplantagen. Man muss das also nicht mal komplett von der Karte streichen und hat trotzdem mehr Effekt erzielt, als würde man nur noch Elektroauto fahren. Und auch wenn das nicht jedermanns Sache ist, wäre die Information schon echt mal hilfreich. Kann ja jeder selbst überlegen, was er daraus macht, solange er es zumindest weiß.
Und ja, Bacon und Käse sind zugegeben echt leckere Sachen. Aber über einen Planeten mit fünf Meter höherem Meeresspiegel trösten auch sieben Steaks die Woche nicht wirklich lange hinweg.