Raiding Area 51

Raiding Area 51

Der goldene Aluhut #77

Die Meldung war weltweit in den Schlagzeilen und vermutlich habt auch ihr von der Gruppe Scherzkekse gehört, die am 20. September das sagenumwobene Gelände der Area 51 in den USA stürmen wollten. Doch statt Alienbefreiung und Naruto-Run gab ese ine fette Party auf dem neuen Alienstock Festival in der Wüste Nevadas.

Es begann natürlich im Internet. Und es begann natürlich als Scherz. Die Erfinder: Der 20-jährige Matty Roberts und zwei seiner Freunde. Roberts hörte nach eigenen Angaben vor einigen Monaten ein Interview mit Bob Lazar. Lazar nährt bereits seit Ende der 1980er Jahre krude Theorien um das militärische Sperrgebiet in Nevada, indem er behauptete, dort an UFOs geforscht zu haben und dabei angeblich auch Wissen über die Existenz von Aliens erlangte. Man kann ihn also guten Gewissens als einen der Erfinder der modernen Verschwörungstheorien um Area 51 bezeichnen. Hinzu kommt, dass auch die Existenz von Area 51 selbst lange von der US-Regierung verheimlicht wurde, was die Spekulationen nur noch mehr anfachte und die Anlage in den Olymp der Popkultur aufsteigen ließ. So dachten sich Roberts & Co. also, es wäre eine witzige Idee, eine Facebook-Veranstaltung unter dem Titel „Storm Area 51 – They can’t stop all of us“ zu erstellen. Gesagt, getan. „Lets see them aliens“ (sic!), forderten die Veranstalter in ihrem Infotext. Die Resonanz war gewaltig. Allein die Memes, die in diese Veranstaltung gepostet wurden, werden wohl in die Geschichte des Internets eingehen. Auch Matty Roberts war mehr als überrascht vom Erfolg seines Events. Genaugenommen machte es ihn sogar ein wenig nervös, denn über zwei Millionen Zusagen und Nebenveranstaltungen mit mehreren tausend Usern hatten auch das US-Militär auf den Plan gerufen. Die Air Force erklärte gegenüber der Washington Post, dass es eine überaus schlechte Idee wäre, in das Gebiet einzudringen, denn„Area 51 sei ein offener Trainingsbereich der US-Luftwaffe“. Roberts, der in einem Interview erklärte, er habe bei einer halben Million Zusagen bereits Sorge gehabt, das FBI würde an seiner Haustür klingeln, organisierte also kurzerhand statt des Raids eine Wüstenparty mit Musik, Kunstinstallationen und Performance Artists: das Alienstock Festival.

Die Air Force erklärte, dass es eine überaus schlechte Idee wäre, in das Gebiet einzudringen.

Die gut durchgeplante Festivalparty war dann auch eine viel bessere Idee, denn die Gegend um Area 51 ist dünn besiedelt und entsprechend wenig Rettungskräfte sind dort stationiert. Auch alltägliche Dinge wie eine Tankstelle anzufahren, Essen zu kaufen oder ein Bett für die Nacht zu finden, könnte für unvorbereitete Alienjäger und Raider ein großes logistisches Problem darstellen. Nur 54 Einwohner zählt das kleine Örtchen Rachel, vor dessen Toren Area 51 liegt. Lincoln County Sheriff Kerry Lee warnte im CNN-Interview davor, dass ein solcher Ansturm an Touristen die Rettungskräfte des Countys schnell überlasten könne. Vor allem die große Hitze und Weitläufigkeit der Wüstenregion stelle ein Problem dar und man könne unter diesen Umständen nicht garantieren, dass auch allen Notfällen rechtzeitig geholfen werden kann. Lee betonte, dass auch er davon abrät, die Anlage zu stürmen, lädt die Besucher aber trotzdem nach Nevada ein. Denn ohne Lichtverschmutzung ist der Sternenhimmel in Nevada wunderschön anzusehen. Und vielleicht erspäht man beim Camping ja das ein oder andere astronomische Ereignis …

Giulia Silberberger ist 35 Jahre alt, aus Berlin, Ex-Zeugin Jehovas, Skeptikerin, Gründerin vom Aluhut und Aktivistin gegen Verschwörungstheorien, Sekten und Extremismus. facebook.com/DerGoldeneAluhut

Mehr zum Thema