Lover - Taylor Swift
Taylor Swift
Lover
Republic
2019

Wenn man das verträumte, rosa-blaue Artwork des neuen Albums von Taylor Swift betrachtet, könnte man glauben, hier kommt ein Langspieler voller kitschiger Happy-Songs auf uns zu. Mit ganzen 18(!) Tracks zeigt uns TayTay auf Studioalbum Nummer sieben jedoch ihre unterschiedlichsten Facetten: Von ernst und verletzlich, über verliebt und schwärmerisch bis hin zu empowered und feministisch. Eine Platte, die eine komplette Persönlichkeits- und Soundentwicklung vom ersten Album „Taylor Swift“ über „Red“ bis hin zu „reputation“ und schlussendlich „Lover“ mehr als treffend demonstriert.

Mit „Lover“ begibt man sich somit gewissermaßen auf eine Zeitreise durch den Sound von Taylors bisherigen Alben – und drüber hinaus. Nummern wie „London Boy“ oder „Death By A Thousand Cuts“ transportieren einen zurück in Zeiten von „Red“ und „Speak Now“, während Tracks wie „Miss Americana & The Heartbreak Prince“ die Stimmung von „reputation“ gekonnt wieder aufgreifen. Man tritt jedoch nicht nur eine Reise durch ihre Karriere, sondern auch durch ihre persönliche Entwicklungen an. Während Songs wie „ME!“ oder auch „Paper Rings“ mit seinen rockigen Strophen und dem poppigen Refrain zum Abdancen animieren, reißen einen die Songtexte von „Soon You’ll Get Better“ mit den Dixie Chicks und „Afterglow“ emotional förmlich mit und zeigen die erwachsene Künstlerin von einer sehr intimen und ganz persönlichen Seite, die jeder irgendwie nachvollziehen kann.

Auch musikalisch könnten die Songs nicht unterschiedlicher sein. Bei „I Forgot That You Existed“, „False God“ oder auch „It’s Nice To Have A Friend“ herrscht ein eher minimalistischer, rhythmisch-konzentrierter, poppig-reduzierter Sound, der stellenweise durch Bläser und Keyboards unterstützt wird. Der eine oder ander Track dieser Art wirkt vielleicht teilweise etwas unrund, was sich jedoch bei insgesamt 18 Songs kaum vermeiden lässt. You need some fillers! Auch die Vocals variieren auf „Lover“ stark: von sehr hohen, beinahe kopfstimmen-artigen Tönen wie in „I Think He Knows“ und „Cornelia Street“ bis hin zu den gewohnt beruhigenden Stimmfarben in „Lover“ oder „The Archer“ – alles ist dabei.

Neben der Single „You Need To Calm Down“, mit der sie bereits im Vorfeld ein deutliches Statement gegen Homophobie und für Gleichberechtigung setzte, legt die Powerfrau mit „The Man“ nun noch einen drauf. Mit Lyrics wie „I’m so sick of running faster than I can, wondering if I’d get there quicker, if I was a man“ zeigt sie deutlich, dass es Frauen im Job immer noch schwerer haben als Männer und auch in Sachen Liebe schneller verurteilt werden als das andere Geschlecht. Wenn sich eine mit diesem Vorurteil auskennt, dann wohl Taylor Swift, die nicht erst einmal für ihr Dating-Verhalten in den Medien auseinandergenommen wurde. Die Messages wirken glaubhaft und ehrlich: „If I’d be flashing my dollars, I’d be a bitch not a baller“. Für uns bist du der Baller, Taylor!

— Magdalena Lechner
Lautstärke

Release 2019-08-23
Shortcut The old and the new Taylor can come to the phone right now!
Highlight „Death By A Thousand Cuts“ (the happy one), „Soon You’ll Get Better“ (the sad one)
Connection Taylor Swift

Mehr zum Thema