Fr, 30. Sep 2005
Gender Bender - Jugendstil
Jugendstil
Gender Bender
Zirkus/hoanzl

Wieder mal eine österreichische Band, die alles daran setzt, wie Tocotronic – oder zumindest so wie Heinz – zu klingen? Wenn, das gelingt es ihnen nicht wirklich, und das ist ja eigentlich auch gut so, wer braucht das schon?

Vier Jungens aus St. Pölten („eine Stadt, in der Musikkapellen groß und Rockmusik gar nicht geschrieben werden kann…“) dachten sich „If I can make it there I’ll make it anywhere“ und so dauerte es auch nicht lange, bis sie es zumindest mal bis nach Wien geschafft hatten. Von da aus wars nach Restösterreich nicht weit und binnen kurzer Zeit beschallten die sympathischen Jungs gemeinsam mit Bands wie Ash oder Sportfreunde Stiller einige größere Locations in der Umgebung. Was durchaus als guter Anfangserfolg gelten kann.

Seit April ist das Debutalbum heraußen: „Gender-Bender“, mit 12 rockigen, frischen, deutschen Songs. Natürlich klingt das nach den musikalischen Vorbildern, aber hat auch einen ganz eigenen Charme. Bernhard, Pauli, Klausi und Zeuni singen über nichts mehr als ihren ganz persönlichen Alltag, und das in einer unkomplizierten, fast naiven Art. Da gibt es keine Abgeklärtheit wie bei den Sternen und keine Ernsthaftigkeit wie bei Tocotronic. Durch Paul Wallners rockige Stimme klingt das auch weniger auch Blumfeld als nach – tja, so ganz lässt sich’s nicht vertuschen, dass sie sich kennen – Heinz.

Insgesamt sind die Nummern sehr angenehm zu hören, die Arrangements rocken, alles tadellos. Auch die Ballade „Ich mein das alles nicht mehr so“ – die im Übrigen nicht gerade zu ihren Lieblingsgenres zu zählen scheint – kann sich allemal hören lassen. Leider fehlt manchmal die Hookline mit Ohrwurmqualitäten, die diese Art von Musik braucht. Auf jeden Fall ein beachtliches Debut!

Zu erwähnen ist außerdem das superne Albumcover, gezeichnet von einem gewissen Özi (nein, nicht DER!), das zwar eigentlich eher auf einen anderen Musikstil schließen lässt – ich hätt mir da etwas mehr Hip Hop erwartet – aber insgesamt sehr sehr hübsch ist.

— Nobody