Fr, 2. Okt 2015

WAVES VIENNA SPECIAL

New Hot Music Shit #53

Hui, wie die Zeit vergeht! Das WAVES FESTIVAL wurde heuer fünf Jahre alt. Und wie jedes Jahr grüßte der Westen den Osten und umgekehrt. DiesesJahr lagen die Musikschwerpunkte in Estland, Lettland und Litauen, aber natürlich waren auch hochkarätige Acts aus der Heimat, UK, Kanada, Deutschland oder Schweden mit dabei. Weil uns aber der Festivalzauber so gepackt hat, stellen wir euch hier ganz im Sinne der „East meets West“-Thematik Bands aus den östlichen Gefilden vor, die dieses Jahr die Bühne gerockt haben. Danke, WAVES-Crew für diese tolle Sache.

KOALA VOICE

GITARRENROCK AUS SLOWENIEN

Aus Kisovec kommen die vier Zuckerbabies, die anscheinend arg auf Koalas stehen – Sängerin und Gitarristin Manca Trampuš zieht sich jedenfalls für Konzerte gerne den Koala-Onesie an. Ob sich ein solches Bärchen dann auch anhört wie Manca, wage ich zu bezweifeln. Denn die Stimme der jungen Slowenin stemmt sich über rockige, punkige Songstücke – und das dürfte einem Koala doch eher schwerfallen. Die Band wirkt unglaublich jung – die Combo zählt gerade mal drei Jahre und die einzelnen Mitglieder sind dem Teenageralter wahrscheinlich erst oder noch nicht entwachsen. Manca, Domen Don Holc, Miha Prašnikar und Tilen Prašnikar versprühen funkelnde Frische und wohlmeinende Naivität, wenn sie ihre Lieder mit Inbrunst spielen. Die Vier haben in ihrer Heimat schon einige Nachwuchswettbewerbe gewonnen. Ganz klar, worum es den Süßen dabei geht: Um Spaß und Rock’n’Roll und nicht um abgefeimte, wasserdichte Arrangements. Und gerade das Unfertige, Unbedarfte ist hier der ganz große Charmefaktor.
Für Fans von: Courtney Barnett, Team Dresch, The Raincoats
Link: www.koalavoice.com
Aktuelle LP: „Koala Voice“

HOLDEN CAULFIELD

SYNTHPOP AUS TSCHECHIEN

Es ist das Privileg der Jugend, die Musik der Alten wieder neu zu machen. Und jubelnd dazu auf und ab zu springen, egal ob jemand sagt: „Maaaaaaann, das klingt doch wie alles-was-esin- den-80ern-auch-schon-gab.“ Jugend und Pop ist wie Ying und Yang, verschlungen zu einer Einheit. In diesem speziellen Fall amalgamieren Martyn, Tim, Vlad und John zu einer Synthiewolke mit großem Popappeal – und engen Hosen. Die vier Jungs aus Prag haben ihre Hausaufgaben gemacht und schreiben smarte Popsongs, die aus der Wertekiste schöpfen, dabei aber nicht den Zeitgeist aus den Augen verlieren. Seit 2009 existiert die Band und macht sich auch durch ihre große Brillenträgerdichte bei mir beliebt – denn wenn auch alles nach großer Stadionbühne schreit, ist ein auf den Nasenrücken zurückgeschobenes Brillengestell immer noch jungshaft, sexy und süß. Die Boys gehen live höchst professionell zur Sache und posen mit Herz. Und selbst die sonst peinlichen Mitsingparts sind bei denen super. Tatsächlich!
Für Fans von: OMD, The Killers, Imagine Dragons
Link: www.holdencaulfield.cz
Aktuelle LP: „Hopetown“

ODD HUGO

BAROCKFOLK AUS ESTLAND

Odd heißt merkwürdig. Und merkwürdig ist die Musik von Odd Hugo allemal: Posaune und Flügelhorn in einer Popbeziehungsweise Folkbesetzung, das hört man selten. Dazu Gitarre, Ukulele, Piano, Schlagzeug. Alles sehr akustisch. Aber auch mal aufheulende Verstärker. Komplizierte Kompositionen mit ausgefahrenen Ecken und Kanten. Dennoch ausbalancierter, mehrstimmiger Gesang, verschlungen und harmonisch. Hypnotisch. Brillantes vierhändiges Klavierspiel, karge Beats. Versierte Musiker, die aus den Songs ausbrechen, wie wilde Pferde von der Koppel. Rando Kruus, Oliver Vare, Kristjan Mängel, Aigor Post und Sten Valdmaa aus Estlands zweitgrößter Stadt Tartu gründeten die Band 2012 und sind seitdem stetig am Touren. Live sind die Fünf eine atemverschlagende Wucht, aber auch ihr Debütalbum hält den Hörer nachhaltig fest in seinen Bann. Die Wohnzimmerkonzerte sind gespielt, jetzt können gerne die großen Bühnen kommen für diese fantastische Band, die man sich nur zu gut in einem Hippiebus vorstellen kann.
Für Fans von: Beirut, Jack White, Bon Iver
Link: www.facebook.com/oddhugoband
Aktuelle EP: „Odd Hugo“

WÜRFFEL

POP AUS ESTLAND

Sowas von blitzblanker Pop – herrlich! Das Trio aus Estland hat Format, Breitwandund Hochglanzformat nämlich. Der Sound spielt in der Liga des höchsten internationalen Standards und die Performance, ach, die Performance… Äh, wo waren wir? Man vergisst alles um sich herum, wenn man Rosanna Lints in Action sieht. Das unverschämt begabte Girl kennt alle Taschenspielertricks, die aus einem Nobody eine Madonna oder eine Robyn machen. Sie spielt die Klaviatur der Auftrittsarbeit gekonnt und perfekt und macht aus jeder Geste und jedem Augenaufschlag eine Gala mit VIP-Area. Psst, tatsächlich war sie auch mal Finalistin beim estnischen Superstarsuchen, 2011. Da war sie 15. Jetzt macht sie zusammen mit Kaspar Kalluste und Tarvi Kull kredibile Popmusik, die die große Geste nicht scheut und trotzdem herrlichen Indieappeal hat. Die beiden Jungs sind auch nicht unlecker, sodass die ganze Band wie eine Praline weggenascht werden würde, stünde sie nicht außer Reichweite da oben auf der Bühne.
Für Fans von: Lykke Li, Robyn, La Roux
Link: www.facebook.com/wurffel
Aktuelle LP: „Hopetown“