Di, 28. Mrz 2017

Lasst es neu beginnen!

New Hot Music Shit #62

Wie immer hat man gegen Ende des Winters aufgegeben und sich damit abgefunden, dass die Wärme nieeee meeehr zurückkehren wird. Doch dann blinzeln plötzlich Sonnenstrahlen durch die grauen Wolken und man lässt das Autofenster herunter, um die milde Luft einzuatmen. Wenn dann noch ein paar Platten herauskommen, die den Frühling so richtig schön sehnsüchtig zelebrieren, dann ist alles geritzt. Hier sind ein paar solcher Exemplare, die vor Aufbruchsstimmung zum einen und süßer Melancholie zum anderen nur so strotzen: Rein ins Auto, raus aufs Land und die Boxen voll aufdrehen. Viel Spaß!

HIPPO CAMPUS

Coming of Age Indiepop

Aus St.Paul, Minnesota kam so manches Juwel: Hüsker Dü, The Replacements, Bob Dylan und Prince – um nur ein paar zu nennen. Auch 2017 ist ein gutes Jahr für die Twin-Cities: Hippo Campus debütieren mit feinstem Indiepop! Die Jungs sind gerade aus der Schule und laut eigener Aussage ‚vier arme Schlucker, die einfach Spaß haben wollen‘. Dass sie am Konservatorium gelernt haben, macht sie in puncto Livespiel zu einer beeindruckenden Band, die schwierigste Gesangsparts mühelos meistert. Der Teil mit dem Spaß stimmt aber auch auf alle Fälle: Es rieselt so fröhlich durch ihren Indiepop, als wäre es 2004– durchwirkt von perlenden Gitarren und einer angenehmen Anleihe aus dem Britpop. Die 2000er sind hörbar und Hippo Campus zaubern Fans von Bombay Bicycle Club und The Kooks ein Lächeln ins Gesicht. Das Sahnehäubchen
Für Fans von: Supergrass, Suede, Vampire Weeked
Link: www.facebook.com/thehalocline
Aktueller Release: ‚Landmark‘

ODD BEHOLDER

Dreampop aus der Schweiz

Daniela Weinmann und James Varghese sind einer der immer häufiger anzutreffenden Beweise dafür, dass Musik, die auf internationalem Niveau spielt, nicht unbedingt aus den USA oder aus UK kommen muss. Das Duo kommt aus der Schweiz – aus Dietikon, um genau zu sein. Ihre Musik kann aber an Weltläufigkeit mit Bands wie The xx mithalten. Auch in Sachen Arrangement und Dramaturgie mag man da ein paar Parallelen ziehen: Gitarre und Elektronik, Wärme und Intimität in einer etwas unterkühlten digitalen Ästhetik. Romantischerweise habe sich die Band in einem Bunker gegründet, so die Saga. Sie selbst vergleichen sich merkwürdigerweise mit einer Blindschleiche, was nur mehrzu ihrem Mythos beiträgt. Auch hätten sie eine üble Refrain-Allergie, was dieser Tage einem kommerziellen Selbstmord beikommen muss. Dank kleiner, feiner Labels wie Sinnbus und dem egalitären Internet kommt jedoch eine auf den ersten Blick abseitige Band ans Licht, um dort bei näherem Augenschein als Juwel zu funkeln.
Für Fans von: Chairlift, El Perro Del Mar, Pixx
Link: www.facebook.com/oddbeholder
Aktueller Release: ‚Atlas‘

AUSTRIAN APPAREL

Live Techno

Alles fließt, alle Kreise schließen sich! Der Ursprung von Musik war ziemlich wahrscheinlich ein Abend am Feuer, um das unsere Vorfahren saßen und mit Stöcken auf Steine und Stämme einhämmerten. Dazu trank man vielleicht ein starkes Gebräu aus Kräutern, Pilzen und Wurzeln, die der Medizinmann zusammengemischt hatte. Und wenn dann alle schier am Durchdrehen waren, klopfte einer einen besonders wilden Beat und brach in wildes Freudengeheul aus: Ur-Techno, sozusagen. Heute, im digitalen Zeitalter, hat elektronische Musik den Status der absoluten Moderne. Klopft und stampft, ist jedoch rhythmisch wie einst das Rudel in Ekstase – bloß, dass jetzt weder Stöcke noch Steine notwendig sind. Sebastian Wasner und Dominik Traun nehmen die Künstlichkeit aus dem Techno und ersetzen sie durch Kunst: Statt Vorprogrammiertem wird alles live gespielt und dazu ist ein Kleinlaster voll Equipment nötig. In langsamer Evolution und tausendmaligem Spielen entstehen Arrangements, die ihresgleichen suchen. Eine Ausnahmeerscheinung!
Für Fans von: Skudge, Juju & Jordash, Exercise Me
Link: www.facebook.com/AustrianApparel
Aktueller Release: ‚Planetary Magnitude‘

LITTLE CUB

Elektronisch-melancholischer UK-Pop

Wunderbare Melodien, einfach und repetitiv, gesungen von einer nonchalanten, ungekünstelten Stimme, die spröde und echt vor einer gut durchstrukturierten Elektrosynthwand steht. Wie bei den großartigen Notwist oder bei Postal Service nimmt sich die Elektronik einen ganz eigenen Platz – ein ausgesprochener Indie-Ansatz, eine Bandästhetik. Bemerkenswert, aber eigentlich egal, ob hier nun elektronischoder gitarrig vorgegangen wird, der Gesang und die Message stehen im Vordergrund. Sie erzählen von banalen Ausschweifungen, vom tristen Leben und endlosen Feiern in der Großstadt, wo man sich immerzu kurz vor dem nächsten tollen Ding wähnt. Denn, wie schon die Pet Shop Boys, nehmen sich Little Cub der traurigen, stumpfen Alltäglichkeit an und kleiden sie in schimmernde Songgewänder, zu denen man gut tanzen kann! Damit haben sich Dominic Gore, Duncan Tootill und Ady Acolatse in London bereits den Ruf der nächsten, richtig guten Band erspielt. Hoffentlich bald bei uns!
Für Fans von: Postal Service, Notwist, Hot Chip
Link: www.facebook.com/littlecubband
Aktueller Release:
‚Still Life‘