Di, 21. Dez 2010

White Lies im Interview - Schlaf und Whiskey

Kaum eine Band hat im letzten Jahr so laut seufzende „Aaaahs“ und grinsende „Ooohs“ verursacht wie die White Lies aus England. Nerds, Hipsters, Bobos, Gruffties und Emos egal welchen Alters sind dem Charme von „Death“, „To Lose My Life“ und anderem lebensbejahenden Geschunkel von Harry McVeign, Jack Lawrence-Brown und Charles Cave verfallen. Da wir ihnen die „New Hot Music Shit“-Krone bereits im September 2008 verliehen haben, konzentrieren wir uns dieses Mal auf das Banale und Absurde eines gemeinen Band- und Touralltags. Schliesslich kommen die Jungs am 8. März 2011 ins Wiener Gasometer – Sänger Harry und Drummer Jack im Vorabgespräch.

VOLUME: Euer zweites Album und die nächste große Tour stehen vor der Tür. Habt ihr dieses Mal wenigstens genug Halsweh- und Grippemittel eingepackt?

Jack: Oh Shit! War ja klar, dass die Frage gleich kommt. (lacht) Wir sind echt froh und erleichtert, dass wir im August endlich ein komplettes Konzert in Österreich spielen konnten, auch wenn es „nur“ eine Festivalshow war.

Harry: Kein optimaler Einstand: Bei unserem ersten richtigen Konzert in Österreich hat mich nach fünf Songs meine Stimme komplett im Stich gelassen, worauf wir den Gig stoppen mussten. Sorry noch mal!

VOLUME: Schon okay, bald habt ihr ja wieder die Gelegenheit dazu es gut zu machen. Nach eurem ersten Album ward ihr fast durchgehend auf Tour. Wird euch beim Gedanken daran und dem damit verbundenen Leben im Tourbus schon schlecht?

Jack: Wir haben sehr viele Shows gespielt, aber davon kriegen wir nicht genug. Ganz im Gegenteil! Schlecht wird uns nur vom Whiskey. Davon hatten wir jede Menge.

Harry: Konzerte zu spielen ist immer großartig. Aber stimmt: Das ganze Reisen drum herum ist mühsam. Ich kann keine Flughäfen mehr sehen.

VOLUME: Ja, Flughafenhallen können nicht wirklich mit dem eigenen Wohnzimmer verglichen werden. Weitere Dinge die ihr im Tourleben vermisst?

Harry: Mir fehlt es am meisten, andere Bands spielen zu sehen. Selbst bei den Festivals ist es nicht einfach. Denn kaum stehst du vor der Bühne, ruft schon wer an, dass wir abreisen oder irgendeine andere Verpflichtung haben. Das geht mir auf die Nerven. Man würde eigentlich erwarten, dass man als Musiker selber tausende Bands zu sehen bekommt – schliesslich sitzt man an der Quelle. Aber denkste. Ich habe mehr Konzerte gesehen, als ich noch zuhause gewohnt habe.

VOLUME: Welche Show war die letzte, die ihr gesehen habt?

Harry: Mir fallen jetzt The Maccabees in Frankreich ein. Sensationell!

Jack: Charles und ich haben uns Deftones angeschaut und waren positiv überrascht.

VOLUME: Habt ihr schon überlegt, womit ihr euch bei der nächsten Tour die Zeit vertreibt, damit ihr sie heil übersteht? Zum Beispiel eine bandinterne Meisterschaft im Häkeln oder so.

Harry: Ich bin in der White Lies Liga schon der Meister im Schlafen.

Jack: Ja, Harry pennt echt viel! (lacht)

Harry: Aber ich würde auch die Meisterschaften im Nichtschlafen gewinnen. Siehst Du, ich habe viele Talente.

VOLUME: Ihr werdet von euren Fans umschwärmt, nicht zuletzt wegen sehr emotionalen und romantischen Texten. Gab es Fans, die Texte wie „To Lose My Life“ zu wortwörtlich genommen haben?

Harry: Ein Paar „exzessive“ Fans haben wir schon. Aber bisher hat sich noch niemand wegen uns umgebracht – das soll bitte auch so bleiben.

Jack: Ich glaube, dass die meisten unserer Fans bei den Konzerten gar nicht so sehr über die Texte nachdenken und in erster Linie den Gesamteindruck von unserem Sound genießen. Wenn sie sich dann intensiver mit den Lyrics beschäftigen, dann legen sie unsere Songs doch eher positiv aus.

Harry: Dazu fällt mir dieser Typ in Italien ein, der bei der italienischen X-Factor-Show, den Song „To Lose My Life“ gesungen hat. Die Verdrehten und falsch ausgesprochenen Wörter waren wirklich witzig und haben dem Lied eine komplette andere Bedeutung gegeben… Er hat immer „let‘s go all together“ anstatt „let’s grow old together“ gesagt. Sehr sympatisch!

VOLUME: Zeit für ein wenig Kino: Würde man einen Film über White Lies machen, wer würde eure Rolle übernehmen?

Jack:  Harrison Ford bitte.

Harry: Beim Altersunterschied muss man dann aber beide Augen zudrücken! (lacht).

VOLUME: Die Ähnlichkeit wäre da. Wem würdest du deine Rolle zutrauen, Harry?

Harry: Wenn auch Leute in Frage kommen, mit denen ich keine Ähnlichkeiten habe, dann wäre es Tommy Lee Jones – der sympathische Bad-Ass schlechthin!

VOLUME: Wenn wir es nicht schaffen, bis zu eurem Konzert in Wien Tommy Lee Jones zu engagieren, womit sollen wir euch sonst willkommen heißen? Extrawünsche?

Jack: Frische Socken im Backstage. Nichts ist besser als mit frischen Paar Socken auf die Bühne zu gehen.

Harry: Alter, für die Zukunft müssen wir uns etwas Extravaganteres einfallen lassen. Eine Kaffemaschine von Lavazza zum Beispiel!

VOLUME: So ein Ding braucht ihr in Wien sicher nicht, hier gibt’s den richtig guten Stoff in Sachen Café. Spätestens am 8. März werdet ihr das auch verstehen.