Do, 7. Mai 2015

Vive le Väth!

Sven Väth im Interview

Der deutsche Musikliebhaber Sven Väth hat in seiner Karriere als DJ schon Millionen von Menschen unvergessliche Tanzstunden beschert. Heute ist er Botschafter für Techno, schätzt Vinyl wie kaum ein anderer seiner Zunft und lebt den Geist einer respektvollen Feierkultur. Bevor Papa Sven das Urban Art Forms 2015 mit einer Audienz beehrt, hat er mit VOLUME über seine Liebe zum Techno, zu Österreich und zu seinem Sohn gesprochen. Sehr gute Laune!

Alles Gute noch einmal nachträglich zu deinem 50er – wie schlimm war der Kater nach dieser runden Geburtstagsfeier in Mannheim?

Sehr ordentlich! Schließlich haben wir bis zum späten Nachmittag gefeiert – aber damit kann ich gut umgehen…

Was sind die wichtigsten Zutaten für einen gelungenen Rave? Und auf was kann Sven Väth mittlerweile getrost verzichten?

Gute Musik, ehrliche Menschen, die passende Location und eine anständige Produktion – alles in Summe erzeugt die so kostbaren Emotionen eines Raves! Verzichten kann ich auf dieses ständige „Geblitze“ und „Gefilme“ mit angeschaltetem Handylicht – das nervt mitunter wirklich sehr. Ich signalisiere den Leuten immer, dass mich das Licht sehr stört. Ein Foto ohne Blitz ist in Ordnung, aber Dauerfilmer finde ich prinzipiell fehl am Platz: Wir kommen doch zum Tanzen zusammen und nicht, um emotionslos das Ganze als Voyeur zu filmen.

Ein Museum für moderne elektronische Musik wird in Frankfurt geplant. Inwieweit ist Sven Väth in dieses Projekt involviert?

Über das Projekt von meinem Freund Alex Azary bin ich natürlich informiert und wir treffen uns demnächst, um Details zu besprechen.

Welchen Personen hast du deine Liebe zum Techno zu verdanken?

Das kann ich gar nicht an einem bestimmten Menschen festmachen, vielmehr hat mich die Musik selbst infiziert. Jedoch muss ich meiner Mutter von Herzen danken, dass sie mir damals meinen ersten Job als „DJ“ in ihrem Pub angeboten hat – das hat alles ins Rollen gebracht.

‚Back to Roots‘ lautet beim Urban Art Forms Festival 2015 die Devise! Ein Motto ganz nach deinem Geschmack, oder?

Nun, ich lebe ja eher im Hier und Jetzt, bin niemand, der sich die Vergangenheit zurückwünscht. Soweit ich es aber verstanden habe, soll sich das Urban Art Forms vor allem musikalisch wieder in Richtung „Back to Electronic Underground“ bewegen. Diesen Schritt begrüße ich und freue mich schon auf meinen Auftritt.

Was sind deine aktuellen Gedanken zu den Entwicklungen in der elektronischen Musikszene?

Unsere Szene ist präsenter denn je: Sie ist global, sie ist jung bzw. jung geblieben und mal wieder teilweise im Mainstream angekommen – wie der kommerzielle Hype um EDM zeigt. Auf Ibiza ist unser Techno derzeit der tonangebende Sound, die Leute kommen aus aller Welt zu unseren Festivals. Das Einzige, was derzeit ein wenig leidet, ist die Clubszene. Ich hoffe sehr, dass auch die junge Generation erkennt, dass Musikgenuss und das soziale Element in einem Club sehr viel befriedigender sein können als auf einem Festival. Beides hat aber seine Daseinsberechtigung, ich selbst bespiele beide Formate sehr gern.

Ist Ibiza noch zu retten? The Prodigy haben sich da vor kurzem mit einem kritischen Song zur Partyinsel gemeldet…

Wovor retten? Sicherlich gibt es immer wieder Entwicklungen auf der Insel, die auch wir kritisch beobachten. Doch insgesamt überwiegen die positiven Aspekte dieses weltweit einzigartigen Hotspots immer noch bei weitem.

Wie stehst du zu den drei Buchstaben EDM?

Ich habe schon viele Trends kommen und gehen sehen und EDM berührt mich nicht. Daher konzentriere ich mich lieber auf unseren Sound.

Wann erscheinen wieder Produktionen von Sven Väth? Angeblich hast du ja schon mit Leuten wie beispielsweise DJ Koze darüber gesprochen.

Das stimmt, es gibt einige Kollegen in meinem Umfeld, mit denen ich mir eine Zusammenarbeit im Studio vorstellen kann. Doch der richtige Moment ist noch nicht gekommen, derzeit widme ich meine wenige Zeit anderen Projekten und meinem Sohn Tiga. Erfreulicherweise erscheinen aber tolle Remixe zu alten Stücken von mir – beispielsweise haben Âme , Tuff City Kids und Adam Port einige meiner Klassiker neu interpretiert.

Du giltst generell als sehr neugieriger Musikliebhaber. Welche Bands und Veröffentlichungen haben dich 2015 bis dato begeistert?

Privat verzaubert mich nach wie vor die Musik von Nils Frahm, in meinen Sets spiele ich gerade sehr gern die Produktionen von Ricardo Tobar. Es ist ein sehr spezieller Sound, sein Album erscheint gerade auf Cocoon Recordings, wo übrigens in den kommenden Monaten sehr fette Clubnummern erscheinen werden. Ein großes Lob an mein Team vom Label!

Pardon für die direkte Frage, aber überkommt dich seit der Trennung von deiner österreichischen Frau ein bitterer Beigeschmack, wenn du hierzulande auftrittst?

Überhaupt nicht! Es ist vielmehr so, dass ich in den letzten Jahren leider keine wirklich gute Party mehr in Österreich hatte – daher habe ich kaum noch hier gespielt, das ändert sich aber gerade wieder. Nina und ich sind gute Freunde, auch der Kontakt zu Ihrer Familie ist sehr gut, wir alle wollen unserem Sohn Tiga mit Verantwortung und Liebe das bestmögliche Umfeld schaffen. Das gelingt uns bisher sehr gut. Ich fahre auch regelmäßig nach Österreich in den Winterurlaub – also alles nach meinem Geschmack…

Zum Abschluss: Für welche Fußball-Nationalmannschaft wird dein Sohn Tiga eines Tages spielen – Österreich oder Deutschland?

Spanien….(lacht)