Mi, 13. Mrz 2013

Steaming Satellites im Interview

Wolfgang Amadeus Spacerock

Sie haben das Genre ‚Spacerock‘ zwar nicht erfunden, trotzdem verteilen die Steaming Satellites diesen ganz speziellen Sound munter und motiviert im internationalen Musikkosmos. Denn ihr Credo lautet: ’niemals still stehen!‘. Jetzt veröffentlichen die drei Herren aus Salzburg ihre dritte Platte namens ‚Slipstream‘ – ein rotierender Drehkreisel zwischen Shoegaze, Psychedelic, Soul und Jazz. Mit VOLUME reden die Satelliten über ihre neue Platte, das Geheimnis musikalischer Innovationen, die Intimität von akustischen Sets und warum Mozart damals schon wusste: ‚Raus aus Salzburg!‘.

Ihr habt in den letzten Jahren unzählige Auftritte absolviert – welche Shows sind dabei positiv bzw. negativ in Erinnerung geblieben?

Steaming Satellites: Jedes Konzert, jede Stadt und jeder Club ist anders – genau diese Unterschiede machen den Reiz am Touren aus. Es ist schwer, sich hier festzulegen! Aber unsere Tourneen mit Portugal. The Man oder unsere US-Tour werden wir sicherlich nie vergessen. 

Woher bekommt ihr besonders gutes Feedback auf euren Sound und verfügt über eine stolze Fanbase im Ausland?

Steaming Satellites: Am besten sind wir bisher in Österreich, Deutschland und der Schweiz unterwegs. Dort läuft unser Sound auf den meisten Radiostationen und die Konzerte oder Albumverkäufe lassen uns zuversichtlich in die Zukunft schauen. Langsam aber sicher werden wir unsere Fühler immer weiter ausstrecken – in Richtung USA und dem Rest von Europa.

Ihr seid mittlerweile bei einer deutschen Künstleragentur untergekommen. Ist Österreich zu klein für euch?


Steaming Satellites: Vielleicht! Wir wollten immer schon raus aus Österreich, konnten viele Kontakte auf den Tourneen im Ausland knüpfen und dabei sind wir auch mit Target Music und The Instrument Village in Kontakt gekommen. Diese Kooperationen haben von Anfang an gepasst.

Kommen wir zum neuen Album ‚Slipstream‘: Welche musikalische Entwicklung habt ihr in den vergangenen Jahren durchlaufen?

Steaming Satellites: Wir machen immer das, wozu wir gerade Lust haben – zum Glück entwickeln wir uns gemeinsam weiter. Dinge passieren, der Mensch verändert sich, erlebt und verarbeitet neue Einflüsse, wird reifer – oder auch nicht. Aber das Wichtigste ist, dass Mann bzw. Frau nicht still steht und sich immer nach vorne bewegt. Stillstand ist das Schlimmste, was einer Band passieren kann. 

Albumtechnisch dürfte das für euch kein Problem sein: ‚Slipstream‘ ist euer zweiter Langspieler in zwei Jahren. Habt ihr die Songs auf Tour – quasi zwischen Tür und Angel – geschrieben?


Steaming Satellites:
Uns bleibt meist nichts anderes über, als unterwegs neue Songs zu schreiben. Wir spielen viele Konzerte, wobei parallel dazu die Zeit drängt, ein neues Album zu veröffentlichen. Eine aktuelle Veröffentlichung ist quasi Voraussetzung für unseren Job, weil es sich ohne ne
ue Platten nur schwer touren lässt.

Im spacigen Opener oder beim Song ‚Rudder‘ sind elektronische Akzente zu hören, bei vielen Beats hämmert der Drumcomputer und kein klassisches Schlagzeug. Habt ihr schon immer gerne mit Synthies gearbeitet?


Steaming Satellites:
Synthies waren schon immer ein wichtiger Bestandteil unserer Musik. Für ‚Slipstream‘ haben wir uns stark von Filmen wie ‚Blade Runner‘ oder ‚Clockwork Orange‘ inspirieren lassen, auch von Ridley Scott´s ‚Alien‘ oder dem Nachfolger ‚Prometeus‘. Die Themen unserer Songs mit der sphärischen Reichweite dieser Filme zu verbinden, war beim neuen Album zweierlei – Anliegen und Herausforderung.

Wie konntet ihr dieses Vorhaben in die Tat umsetzen?


Steaming Satellites:
Wir haben uns circa drei Monate Zeit genommen, um intensiv und ungestört an Songs zu schreiben bzw. so viele Ideen wie nur möglich anzusammeln. Danach konnten wir einen Monat an der Vorproduktion arbeiten, um gut die Hälfte der entstandenen Songs wirklich zu finalisieren.

Was könnt ihr mit der Genrebezeichnung ‚Spacerock‘ anfangen? Marketingbegriff oder Musikphilosophie?


Steaming Satellites:
Natürlich haben wir den ‚Spacerock‘ nicht erfunden, aber die Bezeichnung passt hervorragend zu unserem Sound. Der Weltraum fasziniert uns sehr – ob es die wissenschaftlich erwiesenen Theorien über die unendlichen Weiten sind, oder ob wir uns einfach nur Science- Fiction-Filme reinziehen. Da wir unsere musikalischen Wurzeln irgendwo in den 70ern vergraben haben, steht uns der ganze Hype um ‚Spacerock‘ ganz hervorragend.

Wer ist eigentlich das Mädchen auf dem Albumcover?

Steaming Satellites: Das ist Amelie, die Nichte unseres Drummers Matthäus. Das Cover war ein Schnappschuss, auf den wir uns alle sehr schnell einigen konnten.

Im Video zu ‚So I Fell Down‘ sieht man euch in Zeitlupe über ein Schneefeld laufen. Vermisst ihr die Salzburger Berge, wenn ihr auf Tour seid?

Steaming Satellites: Und wie! Wir sind immer wieder gerne zu Hause und können vor allem in der Natur sehr viel Energie tanken.

Was bietet Salzburg einer Band in Sachen Inspiration, Lebensqualität und Ausgangspunkt für eine Karriere im Musikgeschäft?


Steaming Satellites:
Salzburg ist optisch eine wunderschöne Stadt. Es ist ein Ort, an dem die meisten unserer Freunde wohnen und unsere Familie herkommt. Hier fühlen wir uns wohl! Und auch in der alternativen Musikszene passiert so einiges: Da hätten wir das Rockhouse, die wohl wichtigste Adresse für junge Salzburger Bands. Hier hat man die Möglichkeit, mit etwas Glück für internationale Bands als Support zu spielen. Was man aber auch anmerken muss: Salzburg ist und bleibt die ‚Mozartstadt‘, also sehr touristisch. Wir schlagen quasi noch immer Kapital aus einem Musiker, der vor 260 Jahren gelebt hat. Die moderne Kunst wird eher links liegen gelassen. Kein Wunder, dass der junge Mozart schon damals alles daran gesetzt hat, aus Salzburg rauszukommen – jungen Künstlern in Salzburg geht es leider genauso. Ziel Nummer ein: raus aus Salzburg!

Und auf zum Acoustic Lakeside nach Kärnten – da spielt ihr heuer am 26. Juli. Wie hören sich eure Songs ohne Strom an?


Steaming Satellites:
Die große Herausforderung liegt darin, aus weniger mehr zu machen. Die Gitarre bleibt frei von Verzerrungen oder Effekten, Percussions werden auf das Nötigste reduziert und statt Synthies oder Orgeln gibt es Piano oder Akkordeon. Alles in allem ist Musik ohne Strom bestimmt um einiges intimer und ehrlicher. Wir sind selbst schon sehr gespannt, ‚Slipstream‘ stromlos vorzustellen und freuen uns auf diese Herausforderung.

Klingt spannend. VOLUME freut sich auf die Steaming Satellites – live und auf Platte!