Di, 28. Mrz 2017

Neue Perspektiven

Nihils im Interview

Drei junge Tiroler, die auszogen, um mit ihrer elektronischen Popmusik die Welt zu erobern. Die Mission von Nihils ist klar! Inspiriert von der pulsierenden Berliner Musikszene legen Ramon, Florian und Thomas nach vier Jahren Arbeit nun ihr Debüt ‚Perspectives‘ vor und servieren Tanzmusik mit Tiefgang – gleichermaßen frisch und unverbraucht wie erwachsen und reflektiert. VOLUME hat mit den Nachwuchskünstlern ein Interviewtänzchen aufs Parkett gelegt.

Noch vor der Veröffentlichung eures ersten Albums habt ihr bereits ordentlich Vorschusslorbeeren geerntet. Wie groß ist der Druck, mit dem Debüt richtig abzuliefern?

Florian: Den Druck haben wir uns eher selbst gemacht. Das erste Album ist vermutlich für jeden Künstler sehr speziell. Man möchte zumindest das erfüllen, was man von sich selbst erwartet.
Ramon: Es war kein negativer Druck da – im Gegenteil. Für uns ist es toll, dass schon vor dem Release Feedback da ist. Wenn man ein Album ins Leere veröffentlicht, dann stellt sich immer die Frage, ob etwas zurückkommt. Wir haben ewig an dieser Platte geschraubt und jetzt sind wir endlich an dem Punkt, an dem wir sagen können: Das ist unser Style, das ist unsere Musik, das sind wir! Es war also weniger Druck, sondern mehr Begeisterung und Aufregung, dass es endlich so weit ist.

Sind Nihils Perfektionisten?

Florian: Ja! Ich glaube, man könnte unendlich lange an einem Song arbeiten. Es würde immer irgendetwas geben, das gerade in dem Moment,in dem man dran arbeitet, noch nicht so ist, wie man es vielleicht gerne hätte. Das war auch eine große Lektion, die wir lernen mussten – dass man eben irgendwann auch aufhören muss. Wir sind also schon perfektionistisch insofern, als wir dem Song zumindest das geben wollen, wovon wir in dem Moment überzeugt sind, dass es das Beste für die Nummer ist.

Inwiefern hat Berlin euren Sound geprägt?

Ramon: Der Großteil des Albums ist in Berlin entstanden. Während der Aufnahmen sind wir auch auf den Geschmack gekommen, nach Berlin zu ziehen. Unser Produzent Niko hat sein Studio in Friedrichshain. Wir waren mittendrin und haben uns sofort in die Stadt verliebt. Wir waren so geflasht von der Kultur, der Szene und davon, wie abgefuckt alles ist. Das ist genau unseres! Das hört man auch auf dem Album wieder. Irgendwann kommt dann natürlich die Realität dazu, aber wir finden nach wie vor, dass es eine sehr coole Stadt ist. Wir feiern es immer noch!

Ihr wohnt in Berlin zusammen in einer WG…ist das nicht manchmal schwierig?

Thomas: Genau, das volle Programm! Zurzeit läuft es noch sehr gut, aber es hat natürlich seine Vor- und Nachteile. Es ist fein, wenn man gerade an neuen Sachen arbeitet und man nur ins andere Zimmer gehen muss. Das macht das Arbeiten sehr angenehm. Es kann aber natürlich auch schwierig sein, wenn man gar nie wegkommt. Bei uns funktioniert es aber ganz gut mit Respekt.

Berlin steht sehr im Kontrast zu eurer Heimat in Tirol…

Ramon: Es ist ein toller Kontrast – von 2000 Einwohnern zu über 3 Millionen.
Florian: Der Kontrast zeigt sich am stärksten, wenn man zu Hause z.B. alleine im Wald laufen geht. Man hört einfach nix. In Berlin vermisst man das manchmal unglaublich.
Thomas: Es ist schön, diesen Gegensatz zu haben. Wir haben sogar einen Teil des Albums dort aufgenommen. Wenn man weiß, was man machen will, ist Waidring zum Musik machen und Ausproduzieren ein schöner Ort. Wir sind zuerst nach Berlin, um alles aufzusaugen, um dann wieder retour zu kommen und alles in Ruhe in die Songs zu verarbeiten.

Was macht euch nach einem langen Tag wieder zu Menschen? Stichwort: Put you back together.

Ramon: Ich meditiere seit ein paar Jahren. Es hilft sehr, die Balance zu halten. Das spiegelt sich auch in einigen Songs des Albums wider.
Florian: Wenn der Kopf raucht, ist ein Clubabend auch eine gute Möglichkeit, um abzuschalten. Auch wenn es vielleicht wieder nach Stress klingt, aber zwei Stunden auf der Tanzfläche alles rauslassen, kann sehr entspannend sein und hat auch etwas Meditatives.

Absolut. Welche Perspektiven wollt ihreuren Hörern mit eurem Debüt eröffnen?

Ramon: Es geht um verschiedene Perspektiven in Bezug auf unsere Musik und unsere Stilfindung – ohne Schubladendenken. Wir sind immer neugierig. Wir wollen immer in andere Richtungen aufbrechen und langweilen uns vielleicht auch schnell. Der Titel gibt uns den Freiraum, unsere Musik aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Das ist uns wichtig!E s passiert ja relativ schnell, dass man aufgrund eines Song oder eines Albums abgestempelt wird. Es ist oft total schwer, sich Jahre später davon zu entfernen, weil man immer wieder zu diesem einen Song oder zu diesem einen Album hingeführt wird. Wir wollen uns deshalb auch für die nächsten Alben alles offen halten und können in jede Richtung aufbrechen.

Zum Schluss: Wovon träumen Nihils?

Florian: Das ist das Schöne am Musikerdasein: Es gibt so viel, von dem man träumen kann. Jetzt ist natürlich erst mal der Release des Albums das Wichtigste für uns – und alles, was der mit sich bringt.
Ramon: Auch wenn es vielleicht kitschig klingt, aber wir träumen davon, dass unsere Musik anderen Menschen ebenso so viel Freude bringt, wie sie uns damals im Proberaum gebracht hat und heute immer noch bringt.

Wir wünschen euch nur das Beste!