Mi, 3. Mrz 2010

DYNAMISCHES DUO - BLOOD RED SHOES IM INTERVIEW

Hinter dem Bandnamen Blood Red Shoes stecken zwei Personen: Laura-Mary Carter und Steven Ansell. Seit 2005 rockt sich das Musikpärchen aus Brighton mit Schlagzeug und Gitarre um den Globus und hat mittlerweile ein zweites Album mit im Tourgepäck. „Fire Like This“ heißt die brandneue Scheibe, mit der das dynamische Duo am 27. März im Wiener Flex gastiert. VOLUME hat Laura and Steven bei ihrem Gastspiel beim diesjährigen FM4 Geburtstagsfest getroffen, um mit ihnen über Party, Punk und die Beatles zu philosophieren.

Volume verlost:
  • 2 mal 1 unterschriebene Alben‚Fire Like This‘!!
INTERVIEW:

Willkommen zurück in Wien! Grund eures ersten Österreichbesuchs im Jahr 2010 ist das FM4 Geburtstagsfest. Raus mit der Sprache, was schenkt ihr euch gegenseitig an euren Geburtstagen?

Laura-Mary Carter: Ich bin vor kurzem ein Jahr älter geworden und es hat gar nicht wehgetan, ganz im Gegenteil: Steve hat mir eine ganz besonders seltene und wertvolle Gitarre organisiert. Jetzt darf ich eine schwarze Fender Squier Venus mein Eigen nennen, die Courtney Love 1997 mitdesignt hat. Yes!

Steven Ansell: War gar nicht so leicht an das Teil ranzukommen. Schlussendlich habe ich das Geschenk für Laura in einem kanadischen Facebook Forum gefunden und gekauft. Pünktlich zu ihrem Geburtstag war die Gitarre dann bei mir und bereit zur Übergabe.

Laura: Ich habe mich natürlich wahnsinnig darüber gefreut und es ist ziemlich schwer, dieses Geschenk noch zu toppen. Ich habe es versucht, Steve hat an seinem letzten Geburtstag einen Kochkursgutschein von mir bekommen.

Steven: Kochen ist eine neu entdeckte Leidenschaft von mir. Darum kann ich das Kompliment mit dem Topgeschenk nur zurückgeben.

Weil wir gerade über feierliche Anlässe sprechen: Welche Party in eurem noch jungen Leben werdet ihr nie vergessen?

Steve: Meine erst kürzlich gefeierte Mottoparty „Twin Peaks“ ist schon jetzt legendär. Jeder Gast sollte sich verkleiden und in irgendeine Figur aus der Kultserie von David Lynch schlüpfen. Sehr witzig! Vor allem, weil sich die Leute wirklich viel Mühe bei ihrer Kostümierung gegeben haben. Ab einem gewissen Zeitpunkt hat die Party dann eine ganz spezielle Eigendynamik entwickelt und wir sind uns vorgekommen, als ob gerade eine neue Folge „Twin Peaks“ live entsteht.

Laura: Ich bestätige – fette, fette Party, die Steve da veranstaltet hat!

 

Ach ja? Nächstes Mal erwarten wir von VOLUME rechtzeitig eine Einladung! Wie auch immer: Neues Jahr, neues Album, neue Pläne – was wird sich im Bandleben der Blood Red Shoes trotzdem nie ändern?

Laura: Ganz einfach – wir werden niemals einen Bassspieler in unserer Band haben.

Steven: Außer Flea von den Red Hot Chilli Peppers will bei uns einsteigen. Dann würden wir uns das Ganze mit dem Bass noch mal überlegen –  aber nur vielleicht!

 

Dass eine Rockband aus nur zwei Mitgliedern bzw. Musikern besteht, gehört zu den Seltenheiten im internationalen Musikgeschäft. Sind die Blood Red Shoes so etwas wie „Minimal Rocker“?

Steve: Mit Sicherheit nicht. Wir sind ein ganz gewöhnliches Musikkollektiv, bestehend aus zwei Personen. Nichtsdestotrotz ist es immer unser Anliegen, unseren Sound so mächtig und so fett wie nur möglich klingen zu lassen. Also kann von Minimal hier keine Rede sein.

Laura: Außerdem kommen wir zwei mehr aus Richtung Punk als vom klassischen Rock.

 

Apropos Punk – was bedeuten euch diese vier Buchstaben? Welche Person auf dieser Erde verkörpert in euren Augen den absoluten Punk?

Steven: Für mich ist Punk eine Lebenseinstellung, die ganz tief im Herzen entspringt.

Laura: Es geht dabei um das stetige Fühlen und Reflektieren von Freiheit und Unabhängigkeit. Und ich glaube, wir zwei können uns darauf einigen, dass PJ Harvey für uns beide Punk in Person ist.

Steven: Allerdings. Sie ist eine unbiegsame und unberechenbare Musikerin, die schon immer ihr komplett eigenes Ding durchgezogen hat und darauf geschissen hat, was ihr andere Menschen in Bezug auf ihre Kunst einreden wollten. Jedes ihrer Alben ist anders – mal experimenteller, dann wieder geradlinig und stringent. Bravo PJ Harvey!

 

Zum neuen Album der Blood Red Shoes: „Fire Like This“ ist in Liverpool aufgenommen worden – kann man den Musikgeist der Beatles dort noch immer spüren?

Laura: Die Beatles sind allgegenwärtig in dieser Stadt, obwohl ihr letzter gemeinsamer Auftritt vierzig Jahre zurückliegt. Was ich in unserer Produktionszeit dort relativ schnell kapiert habe ist, dass die Menschen in Liverpool noch unheimlich stolz auf ihre vier Pilzköpfe sind, egal wie lange das Ganze her. Es scheint ein wenig so, als ob die Zeit in dieser Stadt stehen geblieben ist – zumindest, was das Musikalische betrifft.

 

Wie stark haben Paul Cartney und Co die Blood Red Shoes beeinflusst?

Steven: Die Beatles hatten nie direkten Einfluss auf unseren Sound oder Stil, wir sind bekennende Anhänger von Nirvana. Nachdem aber Kurt Cobain wiederum ein Riesenfan von den Pilzköpfen war, kann ich nicht ausschließen, dass nicht auch in den Blood Red Shoes kleine Klangnuancen der Beatles mitschwingen – beispielsweise in der Art und Weise, wie ich singe.

 

Ihr seid beide Fans von Nirvana – wer aber ist dein Lieblingsdrummer, Steven? Und welcher Gitarrist ist dein persönliches Vorbild, Laura?

Steven: Der coolste Typ hinter der Schießbude in meiner Welt ist ein gewisser John Davis von der Post-Hardcore-Formation.

Laura:  Definitiv John Reis von den Hot Snakes bzw. Drive Like Jehu.

 

Zum versöhnlichen Abschluss: Ihr beide seid relativ oft und regelmäßig in Österreich musikalisch unterwegs seid – was macht unser Land so besonders für die Blood Red Shoes?

Laura: Wo auf dieser Erde findet im tiefsten Winter und deftigen Minusgraden ein Freiluftfestival statt? Nirgendwo, außer hier in Österreich! Besonders arschkalt, aber trotzdem irgendwie schon wieder lustig. Alles Gute zum Geburtstag!

Steven: Wir vertragen eure Winterkälte einfach nicht, aber zum Glück habt ihr ja auch einen sehr vernünftigen Sommer. Und wenn ich mich an das Frequency Festival 2008 erinnere, muss ich sagen: Hut ab vor dem Publikum, dass schon am Nachmittag komplett durchgedreht ist und bei unserer Show schwer abgerockt hat. Immer wieder eine Freude, bei euch zu spielen – vorausgesetzt, die Heizung oder die Sonne ist eingeschaltet.

 

Vielen Dank für die Blumen – dann freuen wir uns auf ein nächstes Wiedersehen im Frühling und sagen laut: Danke für das Gespräch!