Di, 3. Mrz 2009

Der Rock’n’Roll und sein Hofnarr

Jesse Hughes lebt den amerikanischen Traum – mit viel Humor und Rock’n’Roll. Dabei ist ihm noch vor ein paar Jahren das Lachen fast vergangen: Nach einer gescheiterten Ehe stürzt er auf den Boden der Realität, Bruchlandung mit finanziellem Totalschaden. Erst sein Busenfreund Josh Homme lässt ihn wieder fliegen. Als Frontmann der gemeinsamen Band Eagles of Death Metal ist Jesse Hughes wieder ganz oben und am 17. März live in Wien. Wir haben vorher in L.A. angerufen, um den passionierten Schnurrbartträger zu interviewen.

Hello Jesse, it’s Vienna calling. Zum Einstieg in unser Ferngespräch: Telefonierst du öfter um den halben Erdball?

Jesse Hughes: Noch weiter. Erst vor ein paar Tagen habe ich eine wichtige Botschaft aus dem All empfangen.

 

 

Wie bitte?

Mir wurde eindringlich davon abgeraten, Mutter Erde zu verletzen. Ich soll das auch jedem Wesen auf diesem Planeten hier ausrichten. Ein weiterer Teil der Botschaft war: Verletze niemals Mutter Erde, aber wenn sie heiß ist, dann hab’ Sex mit ihr.

War das die bedeutendste Nachricht, die du je per Telefon bekommen hast?

Nicht ganz. Noch schöner war, als mir eine sanfte Frauenstimme in den Hörer gehaucht hat, dass sie nicht schwanger sei. Glück gehabt, denn das hätte mir zu dem damaligen Zeitpunkt den Rest gegeben. Ich liebe Kinder, aber mit dieser Frau…reden wir lieber wieder über Mutter Erde.

Einverstanden. In Kalifornien zeigt sich die Dame ja von ihrer extrem schönen und attraktiven Seite. Kannst du damit leben, dass ein Österreicher bei euch das Sagen hat?

Amerika ist in meinen Augen das beste Land, Kalifornien der schönste US-Bundesstaat. Darum brauchen wir bei uns einen ganz besonderen Typ Anführer. Ich und viele andere Leute hier schätzen die Arbeit und Person Arnold Schwarzeneggers, weil er seine Familie liebt, ein guter Sohn war und stets daran glaubt, das Richtige zu tun. Außerdem importiert er immer so köstliche Leckerein aus seiner Heimat. An eurer Stelle wäre ich stolz auf ihn.

Du warst ja schon in seinem Heimatland zu Gast, unter anderem beim Frequency Festival vor drei Jahren. Damals bist du mit einem Fahrrad auf der Bühne herumgefahren. Wie ist deine Meinung zum Thema Doping im professionellen Radsport?

Das ist wie im Rock’n’Roll, nur weil du dich mit Drogen vollpumpst, bist du noch lange kein Jimi Hendrix. Anabolika und die ganzen anderen Stimulanzien, das sind alles nur Zutaten und machen dich nicht automatisch zum Spitzensportler. Am wichtigsten bei allem im Leben bist du und deine eigene Motivation, etwas zu erreichen. Ich will gar nicht behaupten, dass jede Art von Droge grundsätzlich schlecht ist und dir Schaden zufügt, ganz im Gegenteil. Wichtig ist nur: Verarsch dich nicht selbst! Ende der Durchsage.

 

Thema Schnurrbart: Wo holst du dir Inspiration für neue Styles?

Ich orientiere mich da ganz an meinen Freunden aus dem hohen Norden, den Wikingern.

Was wäre ein Beweggrund für dich, deinen Pornobalken abzurasieren?

Wenn mir jemand eine geladene Schrotflinte an meine Eier halten würde.

Wer trägt deiner Meinung den coolsten Schnurrbart im Rockgeschäft?

Neben mir hat bis jetzt nur ein Mann so ein Prachtexemplar im Gesicht hängen gehabt und das war Doc Holliday, peng peng.

Auch Revolverhelden werden von Zeit zu Zeit etwas nachdenklich, fragen nach dem Sinn in ihrem Leben. Was erzählst du jemandem, der den Titel „Now I’m A Fool“ aus eurem aktuellen Album zu seinem neuen Lieblingslied erklärt hat?

Ich würde ihm sagen, dass er uns anscheinend verstehen kann, zu wissen, wie hart es ist, erwachsen zu werden. Die Liebe ist alles, nur nicht einfach – gerade dann, wenn du sie im Rockgeschäft suchst. Dieser Song braucht ein gebrochenes Herz.

Wenn dich dein Sohn fragt, was die Kernaussage eurer neuen Scheibe ist, welche Antwort bekommt er?

Die Message für meinen Sohn ist: Mein Kind, das Leben ist nicht fair. Du kannst dich erst so aufführen wie dein Vater, wenn du 18 Jahre alt bist. Bis dahin bleibst du artig, verstanden?

 

Josh Homme hat wieder fleißig an deiner neuen Platte mitgebastelt. Seid ihr beide der Inbegriff für wahre Männerfreundschaft?

Genau so sieht’s aus. Unser Sound symbolisiert wahre Freundschaft, ist das Resultat eines gemeinsamen Lebensgefühls. Der Rock’n’Roll mit dem ganzen Drumherum hat mir nach einer schweren Lebensphase alles gegeben, um glücklich und zufrieden sein. Ich weiß wieder, was Treue und Verbundenheit bedeuten. Das habe ich alles dieser Band zu verdanken. Und die besteht zum Großteil aus meinem besten Freund Josh.

Der ist zwar bei den Konzerten nicht mit auf der Bühne, die Zuschauer können von eurer Show aber trotzdem nicht genug bekommen. Was passiert beim Auftritt von den Eagles of Death Metal in Wien?

Mit unserem ersten Ton haben wir alle Konzertbesucher auf einmal geschwängert. Das ist gut so, denn die Leute werden von diesem Ereignis noch neun Monate später reden.

Zum Abschluss wollen wir von dir als Insider zwei Dinge wissen: Wer ist der King of Rock’n’Roll?

Das ist einfach: Elvis Presley.

Und wer ist der größte Vollidiot?

Jimi Hendrix. Nein, natürlich kompletter Schwachsinn – ich bin der größte Vollidiot im Rock’n’Roll, Hofnarr trifft es noch besser. Meine Aufgabe ist es, den König am Lachen zu halten. Nur ich darf ihn ungestraft daran erinnern, dass selbst er von Zeit zu Zeit bescheuert ist. Ich hoffe, du weißt, was das bedeutet.

 

Alle Macht dem Hofnarr. Danke für die Vorstellung!