Mi, 2. Sep 2009

Days In Paradise im Interview: Über Blink 182, Beatles & Bubenhintern

Vier Jungs aus St. Eiermark geben Gas: Umjubelte Auftritte bei der kollektiven Maturanten-Orgie Summersplash oder vor 8.000 Leuten bei „The Dome“ verheißen Gutes. DAYS IN PARADISE heißen die feisten Grünmärker, deren Debütalbum „Zu allem bereit“ jetzt beim Plattentandler Deines Vertrauens steht. VOLUME hat sich die Pop-Punker vor ihrem ausverkauften Konzert im Wiener B72 zur Brust genommen und erfahren, dass nackte Busfahrten etwas sehr Schönes sind, weiße Kapuzineraffen bald Weihnachtslieder einstudieren sollten, ihre Konzerte für dicke Käfer den sicheren Tod bedeuten und KISS immer noch ein Wahnsinn sind.

 Könnt ihr Euch an euer erstes Konzert erinnern?

 

Klar, das war im Winter 2006 in einem ganz kleinen Club in Feldbach, also dem Bezirk in der Steiermark, wo wir herkommen. Es waren nur unsere besten Freunde da und irgendwie war’s lustig, weil wir haben vorher nur vier Monate geprobt … und dann gleich das erste Konzert. Es waren insgesamt vielleicht hundert Leute da, wir haben selber Werbung gemacht und Flyer gedruckt.

 

Ein Plattenvertrag mit einem Major Label, 8000 Leute bei The Dome in Graz. Es geht recht flott dahin mit Days In Paradise. Schon mal passiert, dass euch ein Anflug von Überheblichkeit überkommt?

 

Nein, wir sind eher die Typen, die am Boden bleiben, weil bei uns immer nur der Spaß im Vordergrund gestanden ist und es eigentlich nie geplant war, dass wir gesagt haben „In einem Jahr spielen wir dort und dort und das wollen wir erreichen“. Es ist einfach Schritt für Schritt gekommen.

 

Wie ist der Major-Deal überhaupt zustande gekommen?

 

Wir haben mit unserem Produzenten das Album fertig aufgenommen und haben uns dann überlegt, ob wir es selber veröffentlichen oder halt bei einer Plattenfirma probieren. Wir haben das Album eingeschickt und die haben sofort positiv reagiert, dass es ihnen gut gefällt. Sie haben uns dann zweimal live gesehen, noch ein paar Gespräche mit uns geführt – und dann hat’s gepasst. Der Vertrag läuft jetzt einmal für das erste Album mit Option auf weitere.

 

Stichwort Summersplash: Fasst bitte eure Zeit dort zusammen.

 

(lachen) Es waren auf jeden Fall die zwei aufregendsten Konzerte, die wir bisher gespielt haben, obwohl’s jeweils nur zwanzig Minuten waren. Die Stimmung war super, wir haben viele nette Leute kennen gelernt. Was wir privat getrieben haben, war auch genial (lachen). Und bleibt privat.

 

Dauerfett?

 

Party halt. Und Gratisurlaub ist ja auch nicht schlecht (grinst). An den Tagen, wo wir gespielt haben, haben wir sowieso keinen Alkohol getrunken…

 

Eine Grundregel?

 

Schon, ja. Wir trinken prinzipiell vor einem Auftritt nix. Wir haben das einmal gemacht und seitdem nicht mehr (lacht).

 

Was ist passiert?

 

Ich hab mich vor einem Konzert einmal ein bissl betrunken und hab geglaubt, das würde funktionieren. Das Konzert ist dann eigentlich auch super gelaufen, bis aufs letzte Lied. Ich hab übertrieben, bin eine Stiege raufgehüpft, abgerutscht und mitsamt der Gitarre auf den Boden geknallt, in der Folge von der Bühne gefallen, die Gitarre blieb auf der Bühne liegen. Mir ging’s nicht so gut, aber die lieben Kollegen liefen bei mir vorbei und haben geschaut, ob der Gitarre nix passiert ist (kollektives Lachen). Das war nett.

 

Wie kommt man auf die Idee, bei Konzerten ein Medley aus TV-Musik-Covern zu spielen?

 

Wir haben uns gedacht, solange unser Album nicht draußen ist, brauchen wir irgendwas, das die Stimmung anhebt, wenn’s einmal nicht so gut läuft. Wir haben lang überlegt, ob wir eventuell irgendwelche Popsongs covern sollten…

 

…zum Beispiel?

 

Vanilla Sky haben wir einstudiert, von den Bangles „Manic Monday“, sowas. Und dann sind wir eben auf die Idee gekommen, TV-Serien-Musik zu probieren. Von Serien, die wir alle selber gern schauen – Friends, Malcom In The Middle, Ducktales, Baywatch. Das hat live jetzt immer super funktioniert. Vor allem, wenn die Leute das Album noch nicht kennen, bleibt ihnen sowas in Erinnerung.

 

Irgendwie erinnert mich die vierte Nummer auf eurem Album („Phänomenal? Scheißegal!“) textlich an ein Lied von Herrn Farin Urlaub. Gestohlen oder geplant?

 

(lacht) Wir haben das erst später erfahren. Irgendjemand hat uns geschrieben und gefragt, was wir da machen und wir sollen keine Titel klauen. Und dann haben wir nachgeschaut…Wie heißt’s vom Farin Urlaub?

 

…„Phänomenal? Egal!“…

 

…genau. Wir haben das echt nicht gewusst. Unser Lied hat mit dem von Farin Urlaub ja überhaupt nichts zu tun. Seines ist ja ein ziemlich ruhiges, oder?

 

Erzähl mir euer schlimmstes Konzerterlebnis bisher.

 

Ich glaube, eines war auf jeden Fall der Geburtstag von Wurzi, unserem Schlagzeuger. Das war noch vor der Zeit als wir gesagt haben, dass wir vor Konzerten nichts mehr trinken. Er hat also ein paar Mischungen getrunken und das Konzert selber lief eigentlich ganz gut. Ein Freund von uns hat dann aber vor der Halle einen Käfer gefunden. Einen ziemlich großen, so zwei, drei Zentimeter groß. Man muss dazusagen, dass Wurzi panische Angst vor Käfern und Spinnen und so Zeug hat. Kein Spaß, sondern eine echte Phobie. Und der Freund von uns geht nach vorn, schmeißt ihm den Käfer aufs Kapperl, der fählt runter auf die Snare Drum und dann ist Wurzi ausgezuckt. Wir haben normal weitergespielt, aber er ist auf einmal aufgesprungen, direkt übers Schlagzeug geflogen, hat alles umgeworfen und ist schreiend ins Publikum zu seiner Freundin gedüst. Nach zehn Minuten hat er sich wieder zum Schlagzeug getraut. Und nach der Show war der Käfer tot.

 

Seid ihr vor einem Auftritt eigentlich noch nervös?

 

Ich würd’s nicht nervös nennen. Schon irgendwie, aber es ist eher die Angst, dass irgendwas Technisches passieren könnte. Dass zum Beispiel irgendein Funk ausfällt. Die Stimmung vorher besteht eher aus Vorfreude und Adrenalinschub. Sobald man auf die Bühne geht und der erste Ton da ist, ist nur mehr der Spaß da.

 

Habt ihr so eine Art von Ritual vorm Konzert?

 

(lachen) Naja, wir busseln uns gegenseitig auf die Wange, damit alles gut geht.

 

Als Musiker passieren hinter den Kulissen viele Blödheiten. Wo liegen Eure Grenzen?

 

Wir sind eigentlich für jeden Spaß zu haben, solang’s nicht ins Illegale geht (lachen). Wir sind ziemlich „bled im Schädl“, wie man bei uns daheim sagen würde. Wir ziehen uns zum Beispiel recht gern nackt aus und laufen dann so herum. Oder Flitzen auf der Autobahn, sowas halt.

 

Ihr habt mit der Band recht früh begonnen. Euer Publikum ist zu einem großen Teil weiblich und auch ziemlich jung. Was fällt euch zum Stichwort „Groupies“ ein?

 

Es ist eigentlich nicht so schlimm. Die Fans, die nach dem Konzert zu uns kommen und mit uns reden wollen, da haben wir natürlich überhaupt kein Problem damit. Wir sind eine Band, die extrem viel Fankontakt hat. Tratschen, Fotos, Autogramme, gemeinsam was Trinken gehen, das ist OK. Aber es ist sicher nicht so, dass einer von uns ein Mädl aufgabelt und sofort aufs Zimmer mitnimmt.

 

Seid ihr vergeben?

 

Drei Viertel von uns (lacht). Das restliche Viertel lebt sich grad aus…

 

Eure musikalischen Vorbilder – lebendig oder tot – sind?

 

Die kommen und gehen recht oft. Fixe Vorbilder für immer sind aber auf jeden Fall Blink 182 oder Sum 41.

 

Dann muss es Euch ja nicht gut gegangen sein, als Travis Barker (damals Ex-Schlagzeuger von Blink 182, Anm.) im Vorjahr mit dem Flugzeug abgestürzt ist…

 

Ja, das hat jeder von uns sofort erfahren. Das war ziemlich Scheiße.

 

Als sehr junge Band, die deutschsprachigen Poppunk spielt, hat man von Seiten der Musikkritiker schnell mit Vorurteilen zu kämpfen, Stichwort Killerpilze. Wie geht man damit um?

 

Wir machen einfach die Musik, die uns gefällt. Dem einen taugt Heavy Metal, dem anderen Pop, uns gefällt halt das und wir machen auch das, was wir wollen. Vorurteile hat jeder. Wenn du zum Beispiel irgendeine Metal-Partie hernimmst, sagt schnell einmal jemand, der diese Musik nicht mag ‚Boah, die sind arg!’.

 

Und der Killerpilze-Vergleich?

 

Sagen wir so: Es ist nicht zu vermeiden. Es gibt natürlich schon Unterschiede, klar, aber wir können das nicht beeinflussen. Wir finden das auch nicht schlimm, absolut nicht. Aber die machen ihr Ding und wir machen unser Ding. Wobei die Jungs extrem nett sind, wir haben die schon einmal getroffen.

 

Haltet ihr Euch selbst für gute Musiker im technischen Sinn?

 

Der Alex schon (lachen). Wir sind eher zusammen eine Einheit. Es ist nicht so, dass einer den anderen übertreffen will und sagt ‚Ich spiel jetzt ein dreiminütiges Solo, weil ich bin so gut’. Das Gesamtpaket muss stimmen, und das tut es.

 

Mit wem würdet ihr gern einmal auf der Bühne stehen und mit wem gar nicht?

 

Gern natürlich mit Blink 182. Überhaupt nicht mit so Leuten wie Oliver Wimmer (Starmania-Sieger 2009, Anm.). Aber manchmal kann man es eben nicht vermeiden, mit Bands zusammen zu spielen, deren Musik man nicht leiden kann. Du wirst für ein Festival gebucht, und da sind eben noch viele andere Bands. Aber es es war bisher nie so, dass wir uns gedacht haben ‚Die Deppen da zipfen uns an’.

 

Snow Patrol haben mit letztens einmal von einem Erlebnis beim Londoner „Live Aid“-Konzert erzählt, wo Mariah Carey die zehn Stufen vom Backstage-Bereich zur Bühne von zwei Bodyguards hinaufgetragen wurde. Habt ihr Backstage-Geschichten?

 

So was Arges natürlich nicht. Bei „The Dome“ waren halt die ganzen großen Bands ziemlich abgeschirmt, mit Christl Stürmer haben wir ein Foto gemacht, aber das war’s dann auch schon. Aber das mit Mariah Carey ist echt heftig. Ich hab da ja noch was gehört: Dass sie bei Interviews immer liegen und kleine Hunde dabei haben will. Und dass die Hunde mittels Spritze ruhig gestellt werden, wenn sie beim Interview keine Ruhe geben. Wenn wir einmal so berühmt sind, wollen wir unbedingt einen weißen Backstage-Raum, wo ein weißes Piano steht und ein weißer Kapuzineraffe Weihnachtslieder für uns spielt. Wir fanden das ja so geil, als die Bloodhound Gang im Grazer Orpheum gespielt hat. Eine Stunde vorm Konzert hat sich der Sänger nämlich einen Pianisten besorgen lassen, dem er ganz ruhig zugehört hat und wie in Trance einfach weg war. Nur geil. Das ist so abartig, dass es schon wieder lustig ist.

 

Die wichtigste Frage des Universums: Beatles oder Stones?

 

Beatles, eh klar. Aber auch nix gegen die Stones, weil die waren einfach die Böseren. Man darf über beide nicht maulen, das sind die Götter des Rock’N’Roll, da fährt der Zug drüber.

 

Kleines Quiz: Könnt ihr alle vier Beatles namentlich nennen?

 

Ähhm…Paul…Ringo Starr…John…ahh…John Lennon…Paul McCartney…Ringo Starr…

 

…haben wir schon…

 

Ahja, Scheiße, wie heißt der Letzte? George irgendwas, glaub ich. (Freundin von einem der Jungs wirft ein: „Harrison!“) Stimmt, Harrison!

 

Eure deppertste Angewohnheit?

 

Wenn wir unter uns sind, also nur Burschen im Bus, und wir sind auf der Autobahn, dann ziehen wir uns oft und gern ganz nackt aus. Das soll jetzt nicht bedeuten, dass wir schwul wären oder so. Wir haben nix gegen Schwule, bitte nicht falsch verstehen. Wir machen das im Sommer einfach gern, wenn’s extrem heiß ist. Der Alex mag’s auch gern, wenn man ihm vor der Show den Bauch krault (lachen).

 

Welche Musik hört ihr Euch zuhause an, wenn es mal kein Punkrock ist?

 

Alternative-Zeugs wie Incubus, zum Beispiel. Und zum Partymachen gern auch Hip Hop. Und wir stehen alle ernsthaft auf die Oberkrainer. Slavko Avsenik und so. Zillertaler Schürzenjäger sind auch lässig. Und dann natürlich Hardrock, also AC/DC oder KISS. Alles schon live gesehen.

 

Wann hast du KISS gesehen?

 

Gute Frage. Ich glaube, voriges Jahr in Wien.

 

12. Mai?

 

Das kommt hin, stimmt. Und Iron Maiden darf ich nicht vergessen. Die hab ich in der Grazer Stadthalle gesehen, der absolute Wahnsinn.

 

Sagts mir zum Schluss bitte die besten 5 Lieder, die man zum Start einer Partynacht braucht.

 

Schwierig. Nummer 1 ist Seven Nation Army von den White Stripes. Nummer 2 das Baywatch-Anfangsthema, als Drittes von Frauenarzt „Das geht ab“. Dann Deichkind „Remmi Demmi“ und zum Schluss unsere Single „Phänomenal? Scheißegal!“.

 

Danke für das Gespräch.