So, 19. Mai 2019
Mein Leben in der Apokalypse

Mein Leben in der Apokalypse

Days Gone

Der April ist im Zeichen der Zombies, doch welche Art von Zombiestorys haben wir noch nicht gehört? Wie wär’s mit einer, in der Zombies doch keine sind, sondern eher infizierte, mutierte Menschen und sich Menschen doch eher mit ihrem Schicksal angefreundet haben? Worum geht es also in einem Survival Game ohne harten Überlebenskampf?   

Auf den ersten Blick wirkt es wie eine 0815 Zombieapokalypse. Die Welt steht am Rande des Wahnsinns und überall lauert der Tod. Schreie ziehen durch die kleine Stadt Oregon. Die Straßen sind übersäht von mutierten Menschen, den „Freakers“. Jeder, so auch unser Protagonist Deacon St. John, ist auf der Suche nach einem Ausweg. Doch die Ereignisse überschlagen und eine Cutscene später begleiten wir Deacon, als sogenannten Drifter, zwei Jahre später in einer Welt nach der Apokalypse, in der die Freaker zum normalen Tagesgeschäft gehören.

Niemand scheint mehr über die Ursachen des Virus nachzudenken, geschweige denn sich darüber Sorgen zu machen. Die Überlebeden finden sich in Camps zusammen und arbeiten gemeinsam am Überleben.  Jeder scheint sich mit seinem Schicksal abgefunden zu haben. Ein komisches Setting für ein Survival Game, wenn ihr uns fragt.

Statt also nach dem Wer, Was, Wie, Warum zu fragen werden wir von den jeweiligen Vertretern der einzelnen Camps kreuz und quer durch Oregon Country geschickt. Dabei verbringen wir die meiste Zeit auf unserem Bike, das wir mit der Zeit mit einige Upgrades verbessern können. Unterwegs jagen wir nach Kopfgeldern, retten Überlebende oder vertreiben Feinde, menschlich, wie auch mutiert, aus anderen Lagern. Durch den Abschluss von Missionen steigt unser Vertrauensrang im jeweiligen Camp, wodurch wir weitere Verbesserungen für das Bike oder neue Waffen freischalten.

Die Quests an sich sind relativ einfach gestrickt und gerade aufgrund der langen Spielzeit sehr repetitiv.  Entweder fahren wir irgendwohin und töten eine Gruppe von Feinden oder wir fahren irgendwo anders hin, sammeln eine Reihe von Informationen und töten dann eine Gruppe von Feinden. Dabei werden die Quests unregelmäßig durch weitere Cutsences unterbrochen, die zumindest den Anschein erwecken wollen, dass es etwas Hintergrundgeschichte gibt.

Einzig die von Zeit zu Zeit auf bestimmten Plätzen auftauchenden Horden von Freaks sorgen für ein Nervenkitzel zwischendurch, da gerade bis zur Mitte des Spiels kaum eine Überlebenschance gegen die Massen an Feinden hat. Diese Horden sind speziell als „Endgame“ Content gedacht um nach erfolgreichem Abschluss der Storyline noch einmal ordentlich austeilen zu können.

Ansonsten finden wir eine eher leere Spielewelt vor, in der von Zeit zu Zeit ein paar Freaks oder andere Feinde auftauchen. Weitere Überlebende gibt es, bis auf vereinzelte, die wir aus den Fängen von Feinden befreien können, kaum.

Trotzdem schafft es Days Gone von Zeit zu Zeit ein Mitgefühl mit dem Protagonisten und ein generelles Gefühl von Spannung zu erzeugen. Schleichen wir durch einen der feindlichen Außenposten und möchten dabei nicht entdeckt werden, braucht man allerhand an Fingerspitzengefühl. Überall im Posten sind Fallen, wie Stolperfallen oder Bärenfallen, angebracht, die den Feind auf uns aufmerksam machen. Eröffnet der dann erst einmal das Feuer, sind auch weitere Freaks nicht weit entfernt.

Die richtige Ausrüstung ist daher das A und O in Days Gone. Für leises Vorgehen können Fernkampfwaffen mit einem Schalldämpfer ausgestattet werden, sofern dieser vorher gefunden oder gekauft wurde oder Nahkampfwaffen verwendet werden. Beide verschleißen jedoch mit der Zeit. Mit dem notwendigen Schrott kann zumindest die Nahkampfwaffe wieder repariert werden. Die Munition, die aufgenommen werden kann, ist knapp und begrenzt. Durch weitere Satteltaschen am Bike können wir zumindest unterwegs schneller an Nachschub kommen. Geht’s dann richtig los helfen Waffen wie Molotow-Cocktails, Flashbangs und Minen weiter, die im Laufe des Spieles freigeschalten und herstellbar sind.

Sogar das Reisen zwischen Wegpunkten, wie Freakernestern oder Überlebenslagern, ist ein Risiko. Die verstreuten Kraftstoffpumpen und Benzinkanister haben zwar einen unendlichen Vorrat, allerdings kann der Benzintank des Motorrads nur eine limitierte Menge aufnehmen. Unser Tankvolumen können wir zwar mit der Zeit wesentlich vergrößern, allerdings bleibt die Kraftstoffnot ein fixer Bestandteil des Spieles.

Zwar haben wir den Spielzeitcounter beim Durchspielen von Days Gone nicht mitlaufen lassen, wir würden aber mit etwa 30h oder mehr rechnen. Wer nicht nur die Hauptgeschichte, sondern auch alle Nebenmissionen absolvieren möchte, kann somit noch um einiges länger beschäftigt sein.

Nach Abschluss der Story sind alle Gebiete der Open World wieder frei erreichbar und mit Horden übersäht. Das Ausschalten der Horden macht dann noch mehr Spaß, wenn man die schwereren Waffen des Spiels freigeschalten hat.

Fazit

In Days Gone sind die Momente voller Spaß und Herausforderung zu flüchtig und von einer verwirrenden Geschichte und langen Stunden sich wiederholender Aufgaben umgeben. Auch nach langer Spielzeit können wir uns mit der Spielewelt und seinen Bewohnern nicht identifizieren geschwiege denn deren Entscheidungen nachvollziehen. Trotzdem bietet uns Days Gone zumindest mittelmäßige Unterhaltung für einen längeren Zeitraum als manch andere Spiele.

— Fabian Padrta

7.1

Das Gute

+ Lange Kampagne

+ Große Open World

Das Schlechte

- Trostlose und verwirrende Spielewelt

- Nicht nachvollziehbares Setting

Shortcut Days Gone
Release 26. Apr 2019
Studio SIE Bend Studio
Publisher Sony Interactive Entertainment
Alles in Allem Good