Supernackt #21

moralisch Supernackt #21

Einblicke in die Gedankenwelt der Reichen und Geföhnten

Was ist los auf der Welt? Konzept- und visionslose Jugendliche campen auf der Wallstreet (occupywallst.org), anstatt den Geist zu schulen? Protestieren statt Studieren? Alte Tattergreise aus längst vergangenen Jahrhunderten stammeln sich verwirrte Streitschriften von der Seele, in der Panik, ihr Name könnte auf ewig verblassen? Haben die alle nichts Besseres zu tun?

„Empört Euch!“ rät der 93jährige Stéphane Hessel der jungen Generation. Und gibt der jugendlichen Konzeptlosigkeit ein Konzept. Weltweiter Jubel. Die haben anscheinend wirklich nichts Besseres zu tun. Das ist, als würde ich einem Alkoholiker Alkohol geben und ihm empfehlen: „Sauf was!“. Nona ist der begeistert.

„Hackelt´s was! Mehr und länger!“ – das sollte die Devise sein. Damit die Devisen stimmen. Anders wird das nix. Aber da ist die Jugend plötzlich taub. Arbeitsscheues Pack. Da empören sie sich lieber. Ihr werdet euch noch alle anschauen. Die Empörten von heute sind die Pensionisten von morgen. Gemeinsam mit den alten Knochen, die jetzt schon nicht mehr so flott ins Kisterl hüpfen, wie sie eigentlich sollten, wird das noch ein hübsches Budgetproblem werden. Naja, uns soll es wurscht sein. Mit dem Zaster, den wir auf die Seite geräumt haben, können noch die Katzen der Gärtner unserer Urgroßenkel in der 4ten Generation Bentley fahren.

Natürlich sind sich auch ein paar verbitterte ProponentInnen in Österreich nicht zu Schade, relativ gehaltlos mehr Demokratie einzufordern (www.demokratiebegehren.at) und die Jugend anzustacheln: Das Recht geht vom Volk aus! Sehr richtig, und bei uns Reichen ist es gelandet. Warum? Weil wir was geleistet haben, weil wir uns was aufgebaut haben und weil wir es uns verdient haben. Und wenn nicht wir, dann unsere Eltern. Oder deren Eltern. Oder jemand, den die gekannt haben. Dass wir jetzt Skifahren statt Studieren gehen, das hat schon einen guten Grund.

Der Rest der Gesellschaft liegt derweil seit Generationen auf der faulen Haut, hängt einer utopischen Sozialromantik hinterher und steht sich gleichwohl selbst im Weg rum. Ein nutzloses Leben in der Sackgasse – da ist der Jammer natürlich groß: Alles ist so ungerecht. Und die Ungerechtigkeit ist auch noch unfair verteilt. Geh bitte! Wir geben euch den kleinen Ring vom Finger und ihr schnappt gleich nach unserem vergoldeten Leben. Jetzt wird wieder von einer Vermögenssteuer fantasiert. Aber was soll´s: Leben und leben lassen. Irgendwie seid ihr die Unterhaltung wert. Außerdem brauchen wir wen, der uns durchs Leben trägt. Auf den wir auch einmal herabschauen können, wenn es uns schlecht geht. Und das tut es! Da können wir uns noch so viel kaufen.

Trotzdem fahndet ihr paranoid nach einem Sündenbock und wer fahndet der findet: Das Diktat des Geldes wird als übermächtiges Böses hochstilisiert. Immer auf die Streber, ihr Neidhammel. Das Geld arbeitet zumindest fleißig für uns. Ihr auch? Liebe Leute, wir reden hier nicht vom Kartoffeln anbauen, mit den Kindern spielen oder Pensionisten streicheln. Wir reden von Macht und Verantwortung. Denn der gesellschaftliche Mehrwert (s. u. „A Bit Rich“-Studie), z.B. durch Altenpflege, wird erst durch unsere Leistungen ermöglicht. Die dafür benötigten Steuergelder, die ihr einbezahlt, bekommt ihr erst einmal von uns ausbezahlt. Einfache Mathematik.

Wir sind die Leistungsträger. Wir tragen die Leistung. Aufs Konto. In Koffern voller Geld. Haha, nein, Scherz beiseite: Ohne uns gäbe es keine Jobs, keine Sozialhilfe, kein Leben auf Pump. Da würdet ihr alle noch im Wald Pilze suchen, ihr Schwammerln.

Ehrlicher Lesetip:
  • „Empört Euch!“, Stéphane Hessel

Stéphane Hessel, ehemaliger Kämpfer der französischen Résistance und KZ-Buchenwald Überlebender, versucht in seiner linken Streitschrift “Empört Euch!”, wie er selbst sagt, die letzte Gelegenheit in seinem 93-jährigen Leben zu nutzen, um die junge Generation an seiner Erfahrung teilhaben zu lassen. Das Heftchen mit 28S. um 3€ ist ein absoluter Bestseller.

  • ‚A Bit Rich“ Studie!

In Großbritannien schlug vor knapp zwei Jahren die Studie ‚A Bit Rich“ hohe Wellen. Ökonomen nahmen sechs unterschiedliche Jobs aus dem privaten und dem öffentlichen Sektor unter die Lupe, um den ‚Social Return on Investment“ (Sozialrendite ) zu erheben – also wer in welchem Ausmaß zum gesellschaftlichen Wohlstand beiträgt. Erkenntnis: Für jedes Pfund, das superreiche Banker an Gehalt bezogen, zahlte die Allgemeinheit sieben Pfund drauf. Im Gegensatz dazu: Die Putzkolonnen in Krankenhäusern erwirtschaften für jedes Pfund Gehalt zehn Pfund Sozialrendite.
www.neweconomics.org/publications/bit-rich

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