Di, 27. Jul 2010

Paul Kalkbrenner im Interview - Vienna Calling

Und dann hat’s Boom gemacht: Mit dem Film „Berlin Calling“, plus begleitendem Soundtrack dazu, ist der Berliner DJ und Produzent Paul Kalkbrenner in die Champions League der internationalen Technoszene aufgestiegen. Eine restlos ausverkaufte Tournee später setzt der deutsche Wunderknabe diesen Sommer zur nächsten Musikreise um den Globus an und kommt am 21. August nach St. Pölten zum Frequency Festival. Paul Kalkbrenner im Interview über das österreichische Steuersystem, Falco und wahre Bruderliebe.

Nach dem letzten Winterbesuch in Wien bist du im Sommer bei uns am Frequency Festival zu Gast: Auf was freust du dich am meisten bei deinem Musikaufenthalt in Österreich?


Das ist doch in St. Pölten, oder? War ich da letztes Jahr nicht auch schon einmal?

Korrekt, am Beatpatrol Festival.


Stimmt, da habe ich meinen Flieger verpasst, weil der Fahrer viel zu spät zum Abholen gekommen ist. Aber ich konnte ihm damals einfach nicht böse sein, weil er mit einem so fetten Auto unterwegs war, in dem richtige Bassspeaker für den Club eingebaut waren. Wir haben dann meine CD zum Film „Berlin Calling“ rauf und runter gehört, sind nach Wien gebrettert, wo ich dann anständig versackt bin.

Brav! Sonst irgendwelche besonderen Vorkommnisse bei deinen letzten Aufenthalten in der Alpenrepublik?


Sehr erfreulich für mich war, dass wir es geschafft haben, zwei Termine unserer Tour nach Österreich zu bringen und auszuverkaufen – Wien und Innsbruck. Obwohl ich nicht verstehen kann, warum Künstler hier Konzerte spielen. Das Steueraufkommen bei euch ist nämlich kein Brösel. Gar nicht so der abzugebende Gesamtbetrag, dafür jedoch die Anzahl der verschiedenen Steuern und der damit verbundene Aufwand. Aber wie gesagt, wir haben es geschafft und das macht mich stolz.

Weil sich bei uns trotzdem immer alles ausgeht! Vienna anstatt Berlin Calling: Was verbindest du mit unserem Nationalhelden Falco?


Was mir spontan zu eurem Falco einfällt: Der Song „Jeanny“ war bei uns in der ehemaligen DDR strengstens verboten, weil darin Samples von einem bundesrepublikanischen Polizeifunk zu hören sind. Die Scheibe durfte weder im Radio noch in der Disco gespielt werden. Aber ansonsten, um ehrlich zu sein, habe ich mit Falco nichts am Hut.

Dein Film „Berlin Calling“ ist 2008 zu einem sensationellen Überraschungserfolg geworden und läuft vereinzelt immer noch in den Kinos. Fortsetzung folgt?


Klar haben wir schon darüber geredet, bei dem Alarm, der rund um „Berlin Calling“ stattfindet. Aber keine falschen Hoffnungen: In den nächsten fünf Jahren wird es keine Fortsetzung geben.

Schade. Damit wir das auch mal anreißen: Wo unterscheiden sich der fiktive DJ Ickarus, den du in „Berlin Calling“ spielst, und der reale Musiker Paul Kalkbrenner voneinander bzw. wo liegen ihre Gemeinsamkeiten?


2007, bei Drehstart des Films, war Paul Kalkbrenner schon viel weiter mit seiner Karriere als Ickarus, der gerade erst dort hinwollte. Aber natürlich kenne ich dieses Spannungsverhältnis zwischen Kunst, Kultur und monetärem Erfolg. Dann liegen einem die Eltern in den Ohren, dass anstatt Techno DJ zu sein ein vernünftiger Job nicht schlecht wäre. Am Anfang ist sehr viel mit finanziellem Druck und gesellschaftlichem Unverständnis verbunden. In der Psychiatrie, so wie Ickarus in „Berlin Calling“, war ich aber noch nie. Jedoch kann ich behaupten, in meiner doch schon etwas längeren Karriere einige Abgründe gesehen zu haben.

Dein Bruder Fritz ist die Stimme zu deinem Erfolgshit „Sky And Sand“. Deine Beziehung zu ihm in einem Wort?


Bruderliebe.

Könntest du dir vorstellen, mit ihm zusammen auf Tour zu gehen?


Nein, der soll sein eigenes Ding machen und nicht bei mir mitschwimmen. Das gelingt ihm ganz gut, in Kürze erscheint sein erstes Album, mit dem er dann selbst auf Tour gehen kann.

Zum Abschluss: Deinen persönlichen Lieblingswitz bitte!


Komm ich nachhause und will mich auf meine faule Haut legen, da ist die einkaufen.