Sophias geile Weltgeschichten

Neues aus Berlin! Unsere heiß liebende und noch heißer gedresste Redakteurin Sophia hat uns wieder eine Kolumne aus dem dicken B geschickt – it’s all about sex, style and fashion!

DRESS TO IMPRESS

Die Faschingszeit ist seit ein paar Wochen überstanden, der Karneval begraben, die Konfetti weggesaugt und die Alkoholvergiftungen sind weitestgehend auskuriert. Fasching bringt ja das Verkleiden mit sich, eine uralte Tradition, die in ihren vorchristlichen Ursprüngen dazu dienen sollte, den Winter durch furchteinflößende Kostümierungen in die Flucht zu schlagen. Vieles was wir heute in diesem 

Zusammenhang im Fernsehen oder auch auf der Strasse sehen, ist auch zum Fürchten und man fragt sich, warum der Winter ob dieser widerlichen Fratzen und Kreaturen noch nicht das Weite gesucht hat. Anscheinend ist er nach jahrhunderte langem Erschreckt-Werden ziemlich abgestumpft und unbeeindruckt und macht nur sehr zögerlich Anstalten langsam abzuhauen.
Das mit dem Verkleiden ist ja nun so eine Sache. Viele Menschen verabscheuen es und empfinden es als schreckliche Qual, ein Kostüm anzulegen. Ich finde es großartig, schon als Kind konnte ich es kaum erwarten, bis die zwei großen Koffer mit Faschingskostümen vom Speicher geholt wurden und ich jeden Tag nach der Schule (und den Hausaufgaben) nichts anderes tat, als mir das Gesicht anzumalen und mich ärgstens zu verkleiden.

ACCESS TO DRESS

Diese Begeisterung wurde mir in die Wiege gelegt, da schon meine Eltern jede Gelegenheit nutzten, kostümiert dem Alltag zu entfliehen, was auch die Existenz der Koffer erklärt. Auch dieses Jahr habe ich mich wieder ins Zeug gelegt und mir zwei besonders schöne Outfits überlegt. Da ich in Wien ein Faschingsfest veranstaltet habe, das aufgrund des Datums (Freitag, der 13.2.2009) unter dem Motto ‚Unglück‘ stand, ging ich als Tippi Hedren in ihrer legendären Rolle als ‚Melanie‘ aus Hitchcocks Horrorklassiker ‚Die Vögel‘ – nach der Attacke!

Für eine weitere Sause in München erstand ich ‚Die Erdbeere‘, auch wenn eine alte Bekannte mir schon von weitem entgegen rief : ‚Oh, eine Tomate!‘, fand das Kostüm durchwegs erfreuliche Beachtung. Worauf ich hinaus will, jedem sei es natürlich selbst überlassen, ob sein Hunger nach Aufmerksamkeit und seine Lust auf Rollenwechsel stark genug ausgeprägt sind, um sich zu Kostümieren oder nicht, aber eines steht fest: Im Bereich des Showbiz und der Musikbranche ist Maskerade unabdingbar.
Wäre Michael Jackson ohne seine beknackten Phantasie-Uniformen jemals der ‚King of Pop‘ geworden? Nun kündigte der lebendig verwesende Untote mit fragwürdigem Liebesleben sein ’sensationelles‘ Comeback an. Eine Konzertreihe! Diesen Sommer noch! Unvorstellbar ohne Schnallen besetze Schienbeinschoner und körpernah geschnittene Brustpanzer (wahrscheinlich benötigt er diese Versatzstücke mehr denn je, da er sonst in Einzelteile zerfallen würde..).

DRESS LIKE A MESS 

Aber nicht nur Megastars wie Michael, Madonna, Britney oder Kylie sind Meister der Bühnenkostümierung, jede noch so mittelmässige Gitarrenband oder Electro-Combo bastelt am unverwechselbaren Look. Als Franz Ferdinand 2003 erstmals ihre ‚Darts of Pleasure‘ besangen, hoben sie sich ab aus der Masse der abgeranzelten, Trainingsjacken tragenden Indiewuckel und bestachen durch stylisches, tightes Auftreten in engen Hosen und gut sitzenden Hemden.

DRESS FOR SUCCESS 

Mit wachsendem Erfolg wurden daraus Designeranzüge und sechs Jahre später gibt es dutzende Bands, die ähnlich angezogen sind. Grunge-Look ist jetzt wieder groß im Kommen, sagt man…
Und wenn das jetzt keine gelungene Überleitung war, dann fresse ich eine Gibson Les Paul Deluxe Baujahr 1969. Das neue Franz Ferdinand Album ‚Tonight: Franz Ferdinand‘ ist grossartig. Scheinbar völlig mühelos haben die Männer aus Glasgow wieder mal alle verfügbare Sexyness und vorhandenen Groove in zwölf famose Songs gepackt. Noch dazu ist Alex Kapranos einer der charmantesten und sympathischsten Frontmänner, die ich je kennenlernen durfte, selbst als ich ihm 2007 auf dem Frequency Festival erzählte, dass ich Belle & Sebastian ihrem Auftritt vorziehen würde, da ich sie noch nie gesehen hatte, riet er mir unbedingt dazu und unterstrich deren Großartigkeit (Franz Ferdinand waren immerhin Headliner).

Eine weitere Band, die durch ihre optische Erscheinung und im Besonderen durch ihre Musik hervorzuheben ist, sind „The Dø“. Das finnisch-französische Duo hat ein grandioses Debütalbum namens ‚A Mouthful‘ veröffentlicht, das die komplette Bandbreite von schmerzlich berührenden Liebesliedern bis hin zu avantgardistischem M.I.A.-ähnlichem Sprechgesang anbietet. Zugreifen und Genießen!

DRESS LIKE A JUNGLE TIGERESS 

Optisch greifen Monsieur und Madame auf den momentan sehr beliebten New Ethno Chic zurück, der von New York aus die Welt überschwemmt. Angesiedelt zwischen ‚Die weiße Massai‘ und ‚Dr. Alban‘ wird hier mit Untertassen großen Ohrringen, farbenfrohem Print-Mix und Jodhpurhosen (= Pumphosen a lá Mc Hammer) Eindruck geschunden. Auf jeden Fall bequemer als eng sitzende Anzüge, wenn auch nicht ansatzweise so sexy. Aber optisch auf jeden Fall ein Bringer, denn sind wir uns mal einig, natürlich kann auch ein Singer/Songwriter im zernudelten Karohemd mein sentimentales Herz erweichen, aber Träumen werde ich zu seinen Liedern immer von einem gut angezogenen Mann.
Wie Uri Geller so schön sagt: ‚The Stage is your’s!‘, aber bitte in einem Outfit, das bleibenden Eindruck hinterlässt!