Pflichtfach: Nebenjob

Laut Arbeiterkammer ist mit 85% die Mehrheit der Studierenden in Österreich berufstätig – nur die wenigsten können es sich leisten, nicht neben dem Studium zu arbeiten. Daher müssen viele Studierende mit freien Dienstverträgen, Werkverträgen und geringfügiger Beschäftigung oder Teilzeitjobs über die Runden kommen. Laut Arbeiterkammer bricht jeder zweite das Studium ab, weil er es mit dem Beruf nicht unter einen Hut bekommen kann, und dann bleibt meist die Uni, und nicht der Job auf der Strecke. Wir haben einmal die weibliche Betroffenenfraktion nach einem kurzen Lagebericht befragt:

Fragen:

a. Ist es bei dir notwendig, neben dem Studium zu arbeiten?
b. Was war der beste bzw. der blödeste Job den du bisher hattest?
c. Tipps für Mitstudenten?
d. Lassen sich Arbeit und Studium vereinen?


 

1. Cerengül, 19, Jus

a. Ja, ich muss nebenbei arbeiten. Ich bin zehn Stunden die Woche beim Billa und gebe sechs bis acht Stunden Nachhilfe.

 

b. Ich hatte nie wirklich einen schlimmen Job, aber einer meiner Nachhilfeschüler war sehr schwierig.

 

c. Man soll es mit der Arbeit nicht übertreiben, sonst geht sich die Uni nicht mehr aus.

 

d. Das geht sich bei mir sehr gut aus, weil ich mir die Nachhilfestunden selber einteilen kann, und beim Billa arbeite ich nur am Samstag. Daher habe ich keine Probleme, Arbeit und Studium zu vereinen.

 


 

2. Julia, 19, Jus und Psychologie

a. Ja, ich arbeite neben dem Studium.

 

b. Ich habe beim Catering gearbeitet, babygesittet und jetzt arbeite ich in einer Kanzlei. Das hat mir bisher alles ganz gut gefallen.

 

c. Ein kleiner Nebenjob ist nicht schlecht. Prinzipiell ist es ziemlich sinnvoll, wenn er etwas mit dem Studium zu tun hat. Wenn nicht ist es auch okay, dann kann man zumindest etwas vorweisen.

 

d. Mit meinem Kanzleijob lässt sich mein Studium gut vereinbaren, beim Catering war es nicht so toll.

 


 

3. Eva-Maria, 24, Pädagogik

a. Ich habe bis vor kurzem immer gearbeitet, aber jetzt bin ich in Bildungskarenz.

 

b. Ich habe immer in Call-Centern für unterschiedliche Firmen gearbeitet. Die Arbeit ist dort überall das gleiche. Das Negative daran ist, dass man eine Menge Ärger abbekommt, obwohl man gar nichts dafür kann. Andererseits kann man mit vielen verschiedenen Menschen reden. Jeder reagiert anders, und das kann spannend und lehrreich sein.

 

c. Arbeitssuchenden Studenten würde ich auch jeden Fall empfehlen, die ÖH-Seite anzuschauen, die ist eine gute Anlaufstelle. Weiters ist es wichtig, bei der Kombination aufzupassen, denn es passiert sonst leicht, dass die Arbeit überhand nimmt. Dann arbeitest du und studierst nur mehr nebenbei, obwohl es eigentlich umgekehrt sein sollte. Die Prioritäten verschieben sich. In die Arbeit musst du gehen, also lässt du lieber die Vorlesung aus, weil es bei der keine Anwesenheitspflicht gibt. Es ist immer gut, wenn sich eine Möglichkeit ergibt, beruflich etwas zu machen, was mit dem Studium zu tun hat. Außerdem musst du aufpassen, was Beihilfen betrifft, auch wenn es manchmal etwas schwierig ist.

 

d. Bei mir hat es immer gut geklappt, weil im Call-Center habe ich immer in einem Schichtrad gearbeitet. Ich hatte dort keinen fixen Stundenplan. Jetzt, wo ich in Bildungskarenz bin, merke ich allerdings erst, wie viel Zeit die Arbeit wirklich in Anspruch nimmt.

 


 

4. Antonia, 22, Politikwissenschaft und Internationale Entwicklung

a. Ich arbeite momentan nicht.

 

b. Ich hatte noch nicht so viele Jobs, aber auf Festivals zu arbeiten fand ich toll. Was ich überhaupt nicht gemocht habe waren Promotionjobs.

 

c. Ich würde jobwohnen.at, unijobs.at und careesma.at empfehlen, weil da gibt es immer Jobs.

 

d. Bei mir war die Arbeit eher eine Belastung, daher arbeite ich momentan nicht. Außerdem mache ich ein Doppelstudium, das sehr viel Zeit in Anspruch nimmt.

 


 

6. Steffi, 24, Pädagogik

a. Ja.

 

b. Ich bin aus Deutschland, und da hab ich Erziehungsbeistandschaft gemacht, das ist eine Art Familienunterstützung. Ich habe zweimal die Woche etwas mit einem Kind gemacht, das aus schwierigen Verhältnissen stammt. Das war mein bisher bester Job. Das blödeste was ich gemacht habe war bei der Post, da habe ich Briefe sortier und ausgeteilt.

 

c. Am Wichtigsten ist es, einen Job zu finden, der etwas mit dem eigenen Studium zu tun hat. Dann hast du schon gewonnen.

 

d. Bei mir hat das funktioniert. Bei der Post habe ich nur während der Ferien gearbeitet, und die Kinderbetreuung hat nur vier Stunden die Woche in Anspruch genommen.

 


 

7. Eva, 24, Jus

a. Ich arbeite momentan nicht, denn ich habe schon ein paar Jahre studiert und in den letzten Jahren soviel verdient, dass ich mir dieses Jahr ohne Arbeit finanzieren kann.

 

b. Ich habe immer den gleichen Job gehabt. Ich habe gekellnert und es geliebt.

 

c. Am Abend kellnern ist ein Super-Job nebenbei, oder auch die üblichen Sachen wie auf Kinder aufpassen. Männern würde ich eher einen Job als Barkeeper empfehlen.

 

d. Nein, nicht wirklich. Studieren ist zuviel Aufwand, um nebenbei noch zu arbeiten. Es hat mich viel Zeit gekostet und durch die Arbeit brauche ich länger zum Studieren.

 


 

8. Mona, 20, Philosophie und Englisch

a. Nein, ich muss nicht arbeiten, weil ich noch bei meinen Eltern wohne.

 

b. Ich hatte noch keinen Studentenjob, also kann ich dazu überhaupt nichts sagen.

 

c. Ich finde es äußerst schwierig, in die Kurse zu kommen, daher sollte man sich einen Job mit flexiblen Arbeitszeiten suchen. Man kann sich dann aussuchen wann man arbeitet, und versäumt so keine Pflichtveranstaltungen.

 


 

9. Sabine, 18, Pharmazie

a. Ich habe es eigentlich nicht nötig zu arbeiten, da ich von meinen Eltern unterstütz werde. Ich arbeite aber trotzdem, weil ich keine Beihilfe beantragt habe.

 

b. Das blödeste bisher war Flyer verteilen. Ich musste einen weißen Anzug tragen und dann am Gürtel rumspazieren. Das hat mich einiges an Überwindung gekostet. Aber Putzen ist noch blöder. Der beste Job den ich je hatte, ist geringfügig beim Deichmann zu arbeiten. Es ist halt für Studenten dumm, weil auch manchmal am Samstag eine Vorlesung ist. Ich bin aber schon ein Jahr dort, und da wird es von der Zeit her flexibler.

 

c. Ein Samstagsjob ist am besten, zB in einer Boutique oder einem Geschäft. Für Studenten ist es leichter einen Job zu bekommen als für Schüler. Was die Jobsuchen betrifft muss man es nur wirklich wollen, wenn man es will, dann schafft man es auch. Es kommt auch darauf an wie viel man lernen muss, und ob sich das mit dem Job kombinieren lässt.

 

d. Nicht immer, zB wenn am Wochenende eine Vorlesung ist, schafft man es nicht immer auf die Uni. Manchmal muss man auch für andere einspringen, und da kann man nicht immer „Nein“ sagen.

 


 

Interview mit Mag. Martha Eckl, AK Wien – Abteilung Bildungspolitik

(Hochschulexpertin in der AK Wien, Mitglied im Fachhochschulrat und im Hochschulrat der Pädagogischen Hochschule Wien)

 

Wie kommen Ihrer Erfahrung nach Studierende mit Universität und Berufstätigkeit zurecht?

Mag. Eckl: Die Vereinbarkeit von Studium und Beruf ist für viele ein Problemfeld. Das wissen wir vor allem von Berufstätigen, die Mitglieder der Arbeiterkammer sind, und sich weiterbilden wollen. Es ist an den Universitäten viel schwieriger das Passende zu finden wie an den Fachhochschulen, die ja oft berufsbegleitend sind. Durch die Umstellung auf das Bachelor-Studium sind Universität und Beruf noch schwieriger zu vereinbaren, da dieses auf Vollzeit-Studenten abgestimmt ist. Die Studienprogramme sind noch viel dichter als zuvor.

 

Die Vereinbarkeit von Studium und Berufstätigkeit ist ein Thema, das für die Arbeiterkammer sehr wichtig ist, deshalb gibt es auch entsprechende Untersuchungen, bei denen Studierende befragt werden.

 

Wie viele Studenten müssen neben ihrem Studium einer beruflichen Tätigkeit nachgehen?

Mag. Eckl: Es gibt eine Studierenden-Sozialerhebung aus dem Jahr 2007. Daraus haben wir erfahren, dass rund 40% das ganze Semester berufstätig sind, 18% gelegentlich, 25% lediglich in den Ferien und nur 15% überhaupt nicht. Es existiert also nur eine kleine Gruppe, die nicht arbeitet. Auch wenn die Ergebnisse der neuen Erhebung noch nicht vorliegen, wird sich vermutlich zeigen, dass immer noch rund 60% der Studierenden erwerbstätig sind.

 

Haben Sie einen Ratschlag oder einen Insider-Tipp für Studenten, etwas, von dem nicht jeder weiß?

Mag. Eckl: Wir möchten gerne als Fördermöglichkeit auf das Studienabschluss-Stipendium hinweisen. Dieses Stipendium ist den meisten unbekannt, da sie glauben, es gibt nur Stipendien für junge Leute. Es ist eine gute Unterstützungsmöglichkeit, da die Phase des Studienabschlusses besonders schwierig ist und meist mehr Zeit benötigt. Die Höhe des Stipendiums richtet sich nach dem vorangegangen Bezug. Es ist für Leute gedacht, die die Vereinbarkeit von Studium und Beruf bis zum Ende geschafft haben. Die Altersgrenze dafür ist der 41.Geburtstag.