Es war einmal HipHop 7 - Als ein Großmeister kam, um aus den Turntables ein Instrument zu machen

Grandmaster Flash revolutionierte den Beruf des DJs. Woher kam er und wohin wollte er? Wer waren seine Vorbilder und was macht ihn für die DJ-Welt so wichtig? Ratet mal, wo ihr die Antworten zu diesen Fragen findet… Hier natürlich!

„Herc machte Fehler. Bei all der gewaltigen Power, die er hatte, war er nicht gerade der großartigste Mixer.“ Grandmaster Flash

Grandmaster Flash wird 1958 als Joseph Saddler auf der Insel Barbados als eines von fünf Kindern geboren. Bald darauf emigriert er mit seiner Familie in die Bronx, wo er von Spades und Skulls umgeben aufwächst. Joseph interessiert

sich jedoch nicht für die Gewalt auf den Straßen seines Viertels. Er verbringt seine Zeit lieber damit, in seinem Zimmer zu erforschen, was ein Kondensator macht und wofür ein Transistor gut ist. Oder er stiehlt sich in die Kammer seines Vaters, um dessen – für Flash verbotene – Plattensammlung zu bestaunen. Schon bald sollte Joseph diese beiden Vorlieben miteinander vereinen und damit den Beruf des DJs revolutionieren.

Nachdem Flash Herc das erste Mal auflegen gesehen hatte, wusste er, dass er seine Berufung gefunden hatte. Flash konnte aber weder wie Kool Herc auf ein mächtiges Soundsystem des Vaters, noch wie Afrika Bambaataa auf eine riesige Plattensammlung der Mutter zurückgreifen. Aber durch sein Interesse für technische Geräte und mit dem Wissen, dass er sich auf seiner Elektrotechnikfachschule aneignete, begann Flash sich sein erstes DJ-Equipment selbst aus halbkaputten Geräten zusammenzubauen.

Flash begann in seinem Kinderzimmer Hercs Stil an den Plattenspielern nachzuahmen. Er verfeinerte ihn jedoch, indem er anfing, mit Kopfhörern die nächste Platte vorzuhören, um so Lieder genauer miteinander synchronisieren zu können. Diese heute ganz selbstverständliche Technik war zu dieser Zeit noch nicht weit verbreitet. Flash studierte aber neben Kool Herc auch einen zweiten

DJ namens Pete Jones. Obwohl Jones ebenfalls Funkplatten à la James Brown auflegte und nach eigenen Aussagen auch mal die Breakparts durch hin- und her mixen verlängerte, wurde er zu den „Disco -DJs“ gezählt. Diese DJs legten bereits in den großen Clubs New Yorks für ein erwachsenes Publikum die angesagten Hits auf und auch wenn sie ebenfalls mal Breaks spielten, konzentrierten sie sich nicht darauf. Im Gegensatz dazu standen die „Bronx -DJs“, die Hercs Fokus auf die Breaksparts imitierten und damit den Grundstein für HipHop legten. Grandmaster Flash hatte zwar in Hercs Musikauswahl und seine Art aufzulegen sein Vorbild gefunden, bei Pete Jones lernte er jedoch, wie er durch sauberes Mixen diese DJ-Technik verbessern konnte. Das erreichte Flash unter anderem mit Hilfe der Erweiterung seines DJ-Equipments durch einen sogenannten Crossfader. Was heute praktisch das Herzstück eines jeden DJ-Setups darstellt, war in den 70ern noch keine Selbstverständlichkeit. Der Crossfader ermöglicht es dem DJ, mit nur einem Regler gleichzeitig die Lautstärke des einen Plattenspielers zu reduzieren, und die des zweiten zu erhöhen.
Flash erweiterte jedoch nicht nur das Equipment des DJs. Mit Hilfe seiner Erneuerungen entwickelte er bald eine der heutigen Standard-DJ-Techniken, den Backspin oder auch Quickmix Theory genannt. Dabei wird ein kurzer Breakpart durch das Verwenden zweier identischer Platten und ständigem wechseln zwischen diesen beiden praktisch unendlich verlängert (geloopt).

Flash führte darüber hinaus auch die heute gängige Kunst des „Punch Phasing“ in den Kanon der DJ-Skills ein. Die bekannteste Erfindung an den Turntables – das „Scratching“ – wurde lange Zeit ebenfalls Grandmaster Flash nachgesagt. Flash hatte diese Technik zwar populär gemacht, aber (zufällig) erfunden, hatte sie sein Freund und Schüler Grandwizard Theodor.

Der Legende nach wurde Theodor durch dessen Mutter beim Vorbereiten seines DJ-Sets unterbrochen. Um sie hören zu können, bremste er die Platte mit seiner Hand abrupt ab. Während sie ihm einen Vortrag hielt, fing er an das Vinyl vor und zurück zu bewegen – das Scratchen waren geboren!
Flash machte sich unterdessen daran, das Auflegen nicht nur in Hinblick auf die Technik zu revolutionieren. Er war der erste, der eine richtige Show daraus machte. Während des Mixens vollführte Flash gerne Kunststücke wie etwa das Scratchen mit den Ellbogen oder mit dem Rücken zu den Turntables stehend. Es kam auch vor, dass er seine Füße zum Bedienen des Mixers heranzog.
Flash arbeitete monatelang an seiner ersten Show. Er dachte sich bis dahin nicht dagewesene Tricks und DJ-Techniken aus. Im Sommer 1975 fühlte er sich endlich

bereit, sein Können der Öffentlichkeit zu präsentieren. Flash holte alles aus sich und seinen Platten heraus, um dem Publikum sein ganzes Potential zu offenbaren. Er zog alle Register und freute sich auf die erstaunten Gesichter bzw. begeisterten Zurufe. Doch was an diesem Abend wirklich geschah und wie es danach für den Großmeister an den Turntables weiterging, das erfahrt ihr nächste Woche, wenn es wieder heißt: „Es war einmal HipHop“.