Es war einmal HipHop 18 - It's like that and that's just the way it is

Was unterscheidet die Old School von der New School? Wer waren die Pioniere und wie stellten sie die HipHop-Welt auf den Kopf? Das und mehr gibts in der heutigen Ausgabe von ‚Es war einmal HipHop‘.

Wie beim letzten Mal bereits angekündigt, treten wir mit dieser Ausgabe von „Es war einmal HipHop“ in die Ära der sogenannten New School ei

n. Das Aufkommen dieser neuen Epoche ist stark an zwei Personen und deren Label gekoppelt. Es handelt sich dabei um den äußerst erfolgreichen Produzenten Rick Rubin und den ebenfalls äußerst erfolgreichen HipHop-Manager Russel Simmons und ihr gemeinsam gegründetes Label Def Jam.
Aber was unterscheidet nun die New School von der Old School?
Um diese Frage anschaulich zu beantworten, gibt es hier gleich mal ein Stück von den ersten und wichtigsten Wegbereitern der New School. Die Gruppe von Russel Simmons‘ jüngerem Bruder Joseph kann getrost als Begründer der New School bezeichnet werden. Es handelt sich dabei um das Trio Run DMC, bestehend aus den Rappern Run und DMC sowie ihrem DJ Jam Master Jay.

Am Ende des Videos gibt es sogar noch ein Rapbattle zwischen Run DMC und Kool Moe Dee sowie Special K von den Treacherous Three. Wie in der letzten Ausgabe bereits behandelt, haben wir vor allem Kool Moe Dee die moderne Form des Rapbattles zu verdanken.
Aber jetzt zur Musik von Run DMC und der New School. Das Stück „Sucker MCs“ war die B-Seite Run DMCs erste S

ingle „It’s like that“. Heute gelten sowohl A- wie auch B-Seite als Meilensteine der HipHop-Kultur. Sie machten Run DMC schlagartig bekannt und läuteten zugleich die New School ein. Vor allem „Sucker MCs“ steht im klaren Kontrast zur 1983 noch vorherrschenden auf Disco und Funk aufbauenden Musik der Old School. Zugleich dient sie als Blaupause für viele folgende Stücke der New School. Die musikalische Basis besteht ausschließlich aus einer Hand voll Scratcheinlagen und einem druckvollen, aggressiven Drumbeat, der von der Oberheim DMX Drum Machine stammt. Die Drum Machine oder Beat Box genannt wurde das zentrale Instrument der frühen New School und machte einen guten Teil des neuen Klangbildes dieser Ära aus. Die ersten wichtigen Drum Machines wie der LinnLM1-Drum Computer, der Oberheim DMX oder Rolands auch heute noch populäre TR-808 Drum Machine kamen bereits 1980 bzw. 81 auf den Markt. Afrika Bambaataa hatte etwa bereits für seinen Hit „Planet Rock“ eine Drum Machine in Verwendung. Auch Grandmaster Flash benutzte bei Live-Auftritten eine Beat Box als Unterstützung. In der 1982er Single von Grandmaster Flash & The Furious Five „Flash to the beat“ wird die Beatbox

sogar mehrmals im Text erwähnt. „I wanna listen to the beatbox“ oder “I get down, when Flash is on the beatbox“. Die Musik für den Song kam originaler weise auch von einer Drum Machine und ähnelte damit sehr Run DMCs „Sucker MCs“. Flashs Label Sugar Hill ließ die Nummer jedoch von einem Schlagzeuger einspielen und beraubte damit einerseits den eben zitierten Sätzen ihren Sinn und andererseits dem Stück seine musikalische Basis. Damit fehlte dem Stück der raue, direkte Charakter, der die Stücke der New School definieren sollte. Wenn man die Studioversion und eine Live-Aufnahme von 1979 vergleicht, hört man klar den unterschiedlichen Charakter zwischen Drum Machine und realem Schlagzeug.

Aber auch der Live-Version von „Flash to the beat“ fehlt der harte, aggressive Charakter, der die frühen New School – Stücke ausmacht. Denn nicht nur die Musik veränderte sich, auch der Rap erfuhr sowohl in Technik, wie in Ausdruck eine Weiterentwicklung.
Bei „Flash to the Beat“ überwiegt trotz der musikalischen Reduzierung auf den Beat die für die Old School typische positive Grundstimmung sowie die klare Ausrichtung der Raps auf Feiern und Tanzen. Run DMC führten einen deutlich aggressiveren, etwas geschrienen Rapstil ein, der prägend für die New School sein sollte. Dieser passte perfekt zu den harten Drum Sounds und einer weiteren durch Run DMC bzw. dem Produzent ihrer ersten beiden Platten Larry Smith eingeführten Neuerung im musikalischen Spektrum der HipHop-Musik: der

E-Gitarre. Die E-Gitarre sollte neben der Drum Machine das charakteristische Element der Musik von Run DMC werden. Mit dem Song „Rock Box“ von ihrer ersten selbst betitelten LP begründeten Run DMC das Rap/Rock Crossover, das zum einen die Grenzen zwischen weißem Rock und schwarzen Rap aufweichen und ihnen später ihren größten Erfolg bescheren sollte. Sie schafften es mit dieser Single außerdem als erste HipHop-Gruppe auf den von weißen Bands dominierten Musiksender MTV sowie auf das Cover des Rolling Stone Magazines. Die Gitarre wurde übrigens von dem Gitarristen Eddie Martinez eingespielt, ein Studiomusiker, der etwa auch für die Gitarre in dem Stück „I’d Do Anything for Love (But I Won’t Do That)“ von Meat Loaf verantwortlich ist. Wenn das mal keine Referenz ist!

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Auch im Hinblick auf Mode schlugen die Vertreter der New School neue Wege ein. Run DMCs Outfit steht in klarem Kontrast zu den schrillen an

Faschingsverkleidung erinnernden Kostümen der Old School. Turnschuhe, Goldketten, Kangol Hüte, Lederjacken sind nur einige Markenzeichen der neuen HipHop-Generation.

Wie es mit dem Trio und der New School weiterging, Russell Simmons mit Rick Rubin zusammenfand und wie Def Jam mit ihren Veröffentlichungen die HipHop-Welt auf den Kopf stellte, das erfahrt ihr dann beim nächsten Mal, wenn es wieder heißt: „Es war einmal HipHop“.