Alle nehmen Drogen

Entbehrliches Wissen #60

Alle nehmen Drogen, findet euch damit ab! Bevor ihr das nächste Mal eurem schuldbewusst dreinschauenden, vollkommen bekifften Bruder eine Standpauke haltet, werft doch lieber mal einen Blick auf euren Stubentiger – denn der hat es auch faustdick hinter seinen flauschigen Ohren.

Vor ungefähr sechs Millionen Jahren kostete unser erster, behaarter und am Boden herumgrunzender Urahn einen Pilz und stürmte daraufhin enthusiastisch los, um mit Wollnashörnern zu kuscheln. Das lässt sich aber nicht – zumindest nicht nur – auf die menschliche Dummheit zurückführen. Denn die Nutzung verschiedenster Substanzen, für die vielfältigsten Arten von Rauschzuständen, ist evolutionär bedingt und keineswegs nur für unsere Spezies typisch.
Dass sich euer fetter, paralysierter Stubentiger tagsüber permanent im Katzenminzen- Delirium befindet und euch noch weniger wahrnimmt als sonst, dürfte inzwischen allgemein bekannt sein. Viel interessanter ist da die Beobachtung der kreativen tierischen Junkies in freier Wildbahn.
Im Spätherbst 2006 sorgten hunderte abgestürzte Vögel in Wien für Ratlosigkeit. Sogar Verschwörungstheorien wurden zur Erklärung aus der Schublade gekramt. Die Auflösung des mysteriösen Vorfalls hatte aber nichts mit Chemtrails und Co. zu tun und hätte wahrscheinlich sogar Alfred Hitchcock gefallen. Die betroffenen Vögel hatten sich während eines Umwegs über Mitteleuropa den Bauch mit überreifen Weintrauben vollgeschlagen, die bei ihnen einen Vollrausch samt wortwörtlichem Absturz ausgelöst hatten. Ein Versehen? Ja, aber mit unerwarteten Konsequenzen: Seit Jahren beobachten Forscher regelmäßig Zugvögel, die sich am selben Ort bewusst mit den Beeren berauschen – aufgrund gewisser Erfahrung, Vorsicht und einer Pause vorm Weiterfliegen ist die Absturzquote mittlerweile jedoch gesunken. Daraus könnten viele menschliche Wirtshausbesucher definitiv etwas lernen. Selbst der Weihnachtsmann muss sich vorm Start seines Coca-Cola betriebenen Schlittens vergewissern, dass die üblichen Verdächtigen Dasher, Dancer, Prancer und Vixen nicht einen harten Trip schieben und hinter Rudolphs roter Nase her sind. Die allseits als giftig bekannten Fliegenpilze werden von Rentieren nämlich gerne mal ausgegraben und gefressen, um absichtlich einen rauschartigen Zustand herbeizuführen. Fliegen können die Guten davon leider trotzdem nicht, liebe Kinder.
Die Kängurus in Tasmanien sind noch dreister, um an ihren Stoff zu kommen. Der Staat ist der weltweit größte Produzent von legal angebautem Schlafmohn (selbstverständlich nur zu therapeutischen Zwecken). Obwohl die Felder abgesperrt sind, finden die suchtmotivierten Beuteltiere immer wieder einen Weg, über die Zäune zu springen. Die gefressenen Mohnkapseln veranlassen die Kängurus dann, dank der enthaltenen Opiate und Morphine (vielleicht sagt euch Heroin etwas?), euphorisch im Kreis zu hüpfen und sind für einige sehr unterhaltsame YouTube Videos verantwortlich. Ähnliche Beobachtungen wurden auch bei Schafen gemacht, die freiwillig zur „Hilfe“ bei der Ernte der Pflanzen auftauchten. Und nicht mehr gingen.
Die mit klügsten Lebewesen auf unserem Planeten, Delfine, haben eine höchst effiziente Methode für ihren Rausch gefunden und sich auf das vorsichtige Kauen von Kugelfischen spezialisiert. Deren zur Verteidigung eingesetztes Gift, nämlich Tetrododoxin, löst bei richtiger Dosierung ein starkes High aus. Biologen konnten ganze Delfinschulen beobachten, die diese Fische wie Joints herumreichten und sichtlich Spaß dabei hatten.
Aber jetzt mal im Ernst. Das Leben von Delfinen besteht aus stundenlangem Geschlechtsverkehr, Fotobombing, Wellenreiten und Fressen. Wenn sogar die ihrem Alltag mithilfe von Drogen zu entfliehen versuchen, muss sich der Mensch dann wirklich noch rechtfertigen, wenn er mal einen durchzieht? Vor allem euer kleiner Bruder?

In aller Kürze

  • 1974 machte der Film „Die lustige Welt der Tiere“ weltweit auf den Suchtmittelkonsum der afrikanischen Fauna aufmerksam – Präventionsprogramme gibt es bis heute nicht.
  • Julius Cäsars berühmte letzte Worte „Tu quoque mi fili“, wurden in Wahrheit auf Griechisch formuliert.
  • Es gibt nur drei Arten von Säugetieren, die zusätzlich Eier legen.
  • In Japan existiert ein Wald, in dem regelmäßig Leute Selbstmord begehen – er ist bekannt unter dem Namen „Suicide Forest“.
  • Nur weibliche Gelsen saugen Blut.
  • Die weltweit häufigste Autofarbe ist Weiß.
  • Reis hat mit 37500 Genen deutlich mehr Erbmaterial als der Mensch mit 25000 Genen.
  • Gute Musik löst beim Hören einen ähnlich positiven Hormonschub (Dopamin) aus wie Sex.
  • Menschen können nicht summen, während sie sich die Nase zuhalten.