Sa, 26. Dez 2009

New Hot Music Shit (10te Ausgabe)

Boah, schon wieder Winter, schon wieder ein Jahr vorbei. Was hat es gebracht? Musikalisch? Zum Beispiel eine Rundum-Beschallung mit La Roux, die hier vor einigen Monaten noch als heißer neuer Scheiß gepriesen wurde. Eine Lady-Gagaisierung der Welt und eine neue Band die nach Coldplay U2 als Stadion-Rock-Institution abgelöst hat: Die Kings of Leon. Wer hätte das gedacht, noch vor einem Jahr? Hier ein paar neue Ruhm – Kandidaten, mal sehen was aus ihnen wird…

STOMPIN SOULS – Neue Schwedenjungs

Schweden und Österreich, eine Liebesgeschichte – zumindest wenn es auf die Rockmusik ankommt. Jahr ein, Jahr aus werden wir – die Fans – mit neuer

fetziger Musik aus dem hohen Norden verwöhnt. Denn während die aufstrebenden Rocker aus Schweden bei uns die vertrauensvolle Zuneigung finden, geizt das kritische Heimatpublikum gerne damit.
Nun kommt eine neue Formation aus der schwedischen Hauptstadt, die, so sind wir uns sicher, die Musikherzen der Österreicher noch lange Jahre wärmen wird: Stompin’ Souls.
Emil und seine Banditen aka Bandkollegen Thomas, Markus, Kalle und Henrik haben bereits im Jahr 2008 mit ihrem Debut „…and it’s looking like nothing at all“ für Furore in den einschlägigen Blogs und Foren, sowie dem nördlichen Nachbarland, gesorgt. Nun haben sie ihre Garage entrümpelt, den 60er Staub vom Equipment gepustet und sich von den allzu offensichtlichen Vergleichen mit Mando Diao & Co verabschiedet. Das neue Album „Silhouettes“ zeigt eine frische und authentische Band aus Stockholm, die es in jeder Hinsicht verdient einen fixen Platz auf unseren Bühnen zu besetzen. Mehr davon!

Link: www.myspace.com/stompinsouls
Für Fans von: Mando Diao, The (International) Noise Conspiracy, Friska Viljor

DUM DUM GIRLS – Von der Einfachheit Cool zu sein

Mit langen Haaren, in schwarze Lederjacken gekleidet, schreiben vier

wunderhübsche und scheinbar clevere Girls aus Los Angeles 3-minütige harmonische Lo-Fi Songs. Sie heißen DUM DUM GIRLS und sind einfach beneidenswert – cool.
Diese Coolness kommt vor allem von der Gründerin und dem Mastermind der Band – Dee Dee Penny, die schon als kleines Mädchen davon geträumt hat, in einer Band zu spielen, „that sounded like the kinda girls that went out with the Ramones.“ Wahrscheinlich war dieses Merkmal auch das wichtigste Kriterium beim Aussuchen der Bandmitstreiterinnen – sowohl optisch, als auch musikalisch. Dass Dee Dee damit mehr als recht hatte, beweisen die ersten Aufnahmen und Liveauftritte der DUM DUM GIRLS. Diese heben sich mit ihrer Harmonie und Sweetness von der aktuellen Überflut der amerikanischen DYI Indie Bands deutlich ab. Und lassen damit vermuten, dass wir auf eine Reunion von The Strokes nicht mehr warten müssen, ganz im Sinne „who needs The Strokes, when you’ve got DUM DUM GIRLS?“


Link: www.myspace.com/dumdumgirls
Für Fans von: Yeah Yeah Yeahs, The Raveonettes, Sonic Youth

THE PAINS OF BEING PURE AT HEART – Höher als die Sterne

Vor zwölf Monaten waren The Pains Of Being Pure At Heart maximal ein gut

bewahrtes Underground-Geheimnis. Das Jahr 2009 hat für die vier Brooklyner alles verändert – und das ist sogar eine Untertreibung. Um sich aus den obskur elitären Indie-Kreisen New Yorks zu dem ehrlichen Mainstream zu erheben, bedurfte es keines magischen Stabs, sondern einer charmanten EP, voller hochqualitativer unwiderstehlicher Melodien. Vergleiche mit The Smiths („Everything With You“) oder The Cure (“Higher Than The Stars”) mögen einem geübten Ohr offensichtlich erscheinen, doch TPOBPH wirken frischer und poppiger, wie es sich ein Morrissey oder Robert Smith ob ihres Weltschmerzes nie getraut hätten.
Das Jahr 2009 endet für die vier Freunde aus Brooklyn im großen Stil und, noch wichtiger, lässt vermuten, dass The Pains of Being Pure At Heart für 2010 noch viel magischen Staub auf Lager haben.

Link: www.myspace.com/thepainsofbeingpureatheart
Für Fans von: The Smiths, The Wannadies, Stars

DJ MEHDI – French do it better

Der Papa war auch schon ein DJ und zwei Onkels auch. So liest man es

zumindest. Eine echte DJ-Dynastie, der DJ Mehdi alias Mehdi Favéris-Essadi entsprungen ist. Ist er also erblich begünstigt in seinem Erfolg als Plattendreher, Remixer und Produzent? Scheiß der Hund drauf, auf jeden Fall versteht er was vom Handwerk. Er remixt alles was cool und gerade total angesagt ist, egal ob Pop, Electro, HipHop oder Soul (CSS, Santigold, Ghostface Killah, Sebastian Tellier..) und er war einer der ersten gesignten Künstler des Über-Labels Ed Banger. Müsste man ein Adjektiv finden, das auf alle seine Tracks zutrifft, so passt wohl am Besten „Urban“.
Keine wummernden Beats wie bei Boys Noize oder Justice, eher eine glitzernde Leichtigkeit, eine Sexyness, die sich auf Zehenspitzen von hinten anschleicht. Man hört, dass seine Wurzeln und seine Inspiration von altem Funk und Soul herrühren, doch die persönliche Umsetzung ist so hyper-modern und wegweisend wie „old school meets new school“ nur klingen kann! Superb.


WWW.MYSPACE.COM/DJMEHDI
Für Fans von: Chromeo, Feadz, Busy P., SebastiAN

HUNX AND HIS PUNKX – Gay Bubble Gum Pop

Es gibt da einen Frontmann, der heisst Hunx Junx. Wir gehen jetzt mal davon aus, dass das ein Künstlername ist. Jener Hunx erlangte etwas Ruhm mit der durchgeknallten Freak-Band „Gravy Train!!!“, die ihr Unwesen im Underground von San Francisco trieben. Nun hat der offensiv schwule Posterboy einen neuen Wirkungskreis und das Ergebnis ist eingängig, knallbunt und extrem trashig. Nostalgisch angehauchter Retro-Rock mit expliziten Texten. Da gibt es Songs, die heissen „Cruising“, „Good Kisser“ oder „I won’t get under you“, die Videos sind provokativ und exhibitionistisch, ein abgefahrener Augenschmaus. Musikalisch klingt das dann so als ob die Ramones auf einmal ein Coming-Out gehabt hätten oder die New York Dolls zu lange in ihren Frauenkleidern herum gestackst wären. Gute-Laune-Musik zum Mithüpfen und für die Kissenschlacht!


Für Fans von: Hidden Cameras, New York Dolls

PYRAMIDDD – Düdelüdelü

Es waren einmal vier Knaben aus dem beschaulichen Portland, Oregon. Die hatten als Kinder zu viele Computerspiele gezockt und ein langweiliges

Vorstadt-Teenager-Dasein gefristet. Irgendwann machte es in ihren Köpfen nur noch „PliepPliep“ und „PlöngPlöng“, daraus wurde eine Band. Zuerst gaben sie ihr einen so übermütig bescheuerten Namen, dass sie sich dafür selbst ein bisschen schämten („StarFucker“… !), kamen, nachdem einschlägige Musikmedien sich darüber furchtbar aufregten, zur Raison und heißen jetzt Pyramiddd, mit drei d. Steht das für dreidimensional oder ist es nur sehr „in“ einfach noch ein paar Buchstaben in einen Bandnamen mit rein zu backen? Wie auch immer, was zählt ist die Musik und die ist toll!
Minimal-Daunendecken-Electro-Pop in der Tradition von 90er-Jahre-Bands wie Saint Etienne oder den Stereolab, aber mit dem Background elektronischer Einflüsse der letzten 10 Jahre.
Fistelgesang und Gebrabbel zu Jahrmarktsbuden-Gesäusel, manchmal stellen sich schüchterne Gitarrenriffs hinten an und versuchen dem Hörer ein bisschen einen Schrecken einzujagen.
Aber keine Angst, am Ende siegt der Pop.


Für Fans von: Amazing Baby, Yeasayer, St.Etienne