Mi, 25. Mrz 2020
So einfach könn(t)en heimische Radios ohne Kosten der heimischen Musikbranche helfen!

So einfach könn(t)en heimische Radios ohne Kosten der heimischen Musikbranche helfen!

Kulturelle Katastrophenhilfe statt „more of the same"

Der heimischen Musik- und Kulturbranche geht es gerade alles andere als gut. Das hat wahrscheinlich jeder mitbekommen. Was hingegen nicht jeder weiß: Heimische Radio- und Fernsehsender könn(t)en der Branche helfen – ganz ohne Mehrkosten. Und jeder kann seinen Teil dazu beitragen!

Um zu verstehen, wie genau, möchte ich euch kurz erklären, wie das mit den Tantiemen in Österreich so läuft.

Was sind Tantiemen und wie funktioniert das?

Jedes Mal, wenn ein Song im Radio läuft, fallen Tantiemen an. Diese werden von der AKM, LSG und Austromechana zwischen allen am Werk Berechtigten(Komponist, Verlag und Textautor) aufgeteilt. „Basierend auf groben Schätzungen mit Zahlen aus den Jahren 2018 und 2019 sind das durchschnittlich pro Radiominute ca. 40 Euro“, erklärt erklärt Alexander Hirschenhauser vom VTMÖ.

„Basierend auf groben Schätzungen werden für einen dreiminütigen Song auf Ö3 ca. 120 Euro an Tantiemen ausgeschüttet.“

Das bedeutet also, dass österreichische Künstlerinnen und Künstler mit Airplay direkt Geld verdienen – und zwar gar nicht mal so wenig. Das kann gerade in Zeiten, in denen viele Bands, Artists und kleine Labels ums Überleben kämpfen, die bitternötige Finanzspritze sein.

(c) Heimo Spindler

Und warum kostet das dann nichts?

„Wenn die heimischen Sender also ihren Anteil an österreichischer Musik erhöhen, kostet ihnen das keinen Cent mehr.“

Natürlich kosten die Tantiemen Geld. Aber das sind Kosten, die die Radiosender sowieso pauschal zahlen müssen. Ganz egal, ob sie einen Song von einem heimischen Act oder von Ed Sheeran spielen. Am Ende des Tages wird der Kuchen einfach – je nach gespielten Tracks – aufgeteilt. Wenn die heimischen Sender also ihren Anteil an österreichischer Musik erhöhen, kostet ihnen das keinen Cent mehr. Sie sorgen nur dafür, dass das Geld heimischen Künstlerinnen und Künstlern zu Gute kommt. Und gerade die sind es, die für gewöhnlich auf Liveauftritte angewiesen sind und von der Krise besonders schwer getroffen werden.

Genau das fordert der VTMÖ gerade

Der Verband unabhängiger Tonträgerunternehmen, Musikverlage und MusikproduzentInnen Österreichs (VTMÖ) ist seit 2003 die Interessensvertretung der KMUs und EPUs aus der österreichischen Musikwirtschaft und der produzierenden Musikszene. In einer Presseaussendung fordert er: „Ab sofort soll auf ALLEN österreichischen Radio- und TV-Sendern doppelt so viel Musik aus Österreich gespielt werden als zuletzt!

„Im europäischen Durchschnitt spielen die Radiosender 30-35 % regionale Musikproduktionen. In Österreich kommen die meisten Sender nur auf 10-15 %.“

Und weiter: „Es geht darum, dass Jahr für Jahr Millionen aus den von allen Sendern bezahlten Lizenzentgelten an internationale Konzerne abfließen und wir in den nächsten Jahren mit Steuergeldern unsere (Musik-) Wirtschaft wiederaufbauen werden müssen. Wann, wenn nicht jetzt, müssen alle Sendeanstalten – ganz speziell aber der öffentlich-rechtliche Rundfunk – ihre Beiträge zur kulturellen Katastrophenhilfe leisten?“

(c) Kiki Heindl

Und da ist definitiv Luft nach oben. Im europäischen Durchschnitt spielen die Radiosender 30-35 % regionale Musikproduktionen. In Österreich kommen die meisten Sender nur auf 10-15 %.

Erste Schritte bereits gesetzt

Die ersten Sender setzen bereits Schritte in die richtige Richtung. Ö3 sendete am 24. März bis 17:00 Uhr ausschließlich Musik aus Österreich. Radio 88,6 spielt seit letzter Woche sonntags bis donnerstags von 18:00 bis 20:00 Uhr Musik aus Österreich.

Damit hier kein Sender Marktanteile verliert, weil die Zuhörer lieber zu „more of the same“ umschalten, wäre es wichtig, dass alle großen Radiosender mitmachen und vor allem – wie Radio 88,6 – auch mal weniger bekannte Acts spielen. Die benötigen diese Unterstützung nämlich am meisten, denn sie konnten noch nie jene Reserven aufbauen, auf die große Stars zurückgreifen können.

Und was kann ich tun?

Wünsch dir Musik aus Österreich. Ruf bei den Sendern an oder schreibe ihnen auf ihren Sozialen Netzwerken. Jeder Song hilft! Und je mehr die Radiosender das Gefühl haben, dass die Leute österreichische Musik hören wollen, umso mehr werden sie sie spielen. Im besten Fall gibst du auch deinen Freunden Bescheid, dass sie dasselbe machen sollen.

„Wünsch dir Musik aus Österreich!“

Und: Regt euch nicht auf, wenn ihr Mal einen Tag nicht eure geliebten Ed Sheeran, Lady Gaga & Co hört, sondern erfreut euch an der Vielfalt der heimischen Musikszene! Lasst uns gemeinsam laut bleiben und der österreichischen Branche helfen!