Mi, 19. Jan 2011

Two Door Cinema Club im Interview - Meiner ist größer

Wer hätte das gedacht – Two Door Cinema Club haben es wirklich noch nach Wien geschafft. Nachdem so ziemlich alles schief ging, was schief gehen konnte, hatte sich ihr Nightliner letzten Endes doch noch den Weg durch das vorweihnachtliche Schneechaos gebahnt. Mit ein paar Stunden Verspätung ging‘s dann vom Bus direkt auf die Bühne und spät in der Nacht, nach den ersten wohlverdienten Drinks, zum Interview mit VOLUME. Als Entschädigung für die lange Wartezeit gab es dann aber ein paar wirklich lustige Geschichten, die so auch noch niemandem bekannt waren. Oder wusstet ihr, dass Kevin Baird schon mal das Cover von FHM geziert hat?

Es ist euer zweiter Besuch in Österreich. Letztes Jahr konnte man euch ja beim FM4 Geburtstagsfest sehen…

Kevin Baird: Ja stimmt, das war eine tolle Nacht. Wir haben viele Schwierigkeiten bekommen, aber es war ne wirklich gute Nacht.

Wirklich? Was denn für Schwierigkeiten?

Ich sollte vielleicht gar nicht darüber reden: Wir waren wirklich sehr betrunken, und meinten, es wäre eine gute Idee, eine dieser riesen Discokugeln zu klauen. Es hat geschneit und wir dachten, wenn wir die Kugel zu unserem Hotel rollen, dann würde das eine gigantische Schneekugel werden. Als wir dort ankamen, haben wir doch ziemliche Probleme bekommen. In Wirklichkeit war uns das aber egal – es hat Spaß gemacht.

Habt ihr denn drinnen oder draußen gespielt?

Wir durften beim FM4 Fest drinnen spielen. Wir sind mit Blood Red Shoes befreundet, die mussten draußen in der Kälte performen. Steven hat mir so leid getan, keine Ahnung, wie er das überlebt hat.

Spielt ihr denn öfters mit Blood Red Shoes?

Nein, das war das einzige Mal. Aber wir haben das gleiche Management, deshalb sehen wir sie des Öfteren. Drummer Steven bringt immer die schlimmste Seite an Alex, unserem Sänger, zum Vorschein. Jedes Mal, wenn sich die beiden treffen, macht Alex die verrücktesten Sachen mit, die er sonst niemals machen würde. Wir lieben die zwei wirklich, sie sind toll.

Kann ich mir vorstellen – ich hatte auch schon mal das Vergnügen, mit Steven Party zu machen.

Oh mein Gott! Dann bist du ja abgehärtet. Aber hey, du warst noch nie bei einer TDCC Afterparty – wir können das noch toppen.

Wer weiß? Ihr seid auf jeden Fall die Durchstarter des Jahres 2010. Hat sich eure Karriere langsam entwickelt oder kam der Durchbruch wirklich so plötzlich, wie es scheint?

Der Schein trügt. Wir haben hart und lange daran gearbeitet, dabei auch viele kleine Shows vor nur zehn Leuten. Ein kleiner Schritt nach dem anderen. Mit der Zeit haben sich immer mehr Fans, Labels und auch Medien für uns interessiert. Ich denke auch, dass Bands viel mehr geschätzt werden, die den harten Weg so wie wir gegangen sind. Amerika ist beispielsweise noch absolutes Neuland für uns. In New York City und L.A. haben wir zwar schon ein paar größere Shows gespielt, aber da gibt es ja viele Städte dazwischen, die wir auch noch erobern wollen.

Also braucht ihr die Herausforderung?

Ja, wir lieben das. Wahrscheinlich, weil wir so häufig in kleinen Clubs gespielt haben und Bands supported haben, von denen wir wussten, dass sie uns nicht das Wasser reichen können. Da mussten wir uns immer beweisen. Wir haben uns noch nicht ganz daran gewöhnt, Headliner zu sein. Oft habe ich am Ende des Konzerts das Gefühl, ich müsste mich beeilen und mein Zeug von der Bühne räumen, damit die Hauptband spielen kann.

Nun seid ihr ja ständig auf Tour. Genießt ihr das noch?

Ja, definitiv – mit einem Nightliner auf Tour ist ja Luxus. Drei Jahre zuvor war es noch etwas unbequemer. Da haben wir uns einen alten Tourbus gekauft für ca. 800 €, von einer Frau, die einen Hundefriseursalon hatte. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schlimm der gestunken hat. Ernährt haben wir uns von Tortilla Chips, Geld hatten wir ja noch keins. Danach war so ziemlich alles ein Schritt nach oben. Wir haben uns gefreut über das erste Mal, als wir Catering bekamen, und – oh mein Gott – das erste Mal als wir drei Flaschen Wein backstage stehen hatten war ganz fantastisch! Uns ist noch immer bewusst, wie hart es am Anfang war. Deswegen schätzen wir, was wir jetzt haben.

Dann interessiert mich jetzt besonders, ob ihr etwas ganz Spezielles in eurem Hospitality Rider stehen habt.

Grundsätzlich steht natürlich alles an Essen und Getränken drauf, was wir gerne hätten. Ganz unten steht allerdings ‚Ein Pornomagazin eurer Wahl und eine Box Taschentücher‘.  Wir sind keine Pornofreaks oder so, wir mögen es nur, Leute zu testen. Wenn darauf keine Reaktion kommt, dann haben sie den Rider sicher nicht gelesen. Ein Club in der Schweiz hat richtig cool reagiert. In unserem Backstage fanden wir 3 Cover – Playboy, Maxime und FHM – aber die Köpfe der Cover Models wurden im Photoshop durch unsere ersetzt – einfach brilliant, unglaublich.

Da tun sich ja ganz neue Karrierechance auf. Es kann nicht jeder behaupten, schon mal am Cover von FHM gewesen zu sein.

Dem steht wohl unsere künstlerische Integrität entgegen. Uns geht es wirklich nur um die Musik. Wir kümmern uns nicht darum, wie wir aussehen bzw. welchen Haarschnitt wir tragen.

Gut, dann wieder zurück zu eurer musikalischen Karriere. Ihr habt einen ungewöhnlichen Weg gewählt und einen Plattenvertrag bei einem französischen Label unterschrieben. Wie kam‘s dazu?

Wir sind gerne ungewöhnlich. Kitsuné ist genau auf unserer Wellenlänge. Wir haben die volle Kontrolle über unsere Musik und entscheiden auch selbst, welche Kooperationen wir eingehen. Ein Major Label hätte sicher versucht, uns in Richtung Pop zu drängen – das wollten wir auf keinen Fall. Übrigens entscheiden wir auch selbst, welche Interviews wir machen. Insofern kannst du dich eigentlich glücklich schätzen, jetzt hier mit mir zu sitzen.

Ach, so ist das? Na gut, das unterschreib ich erst, wenn du mir noch eine letzte gute Story lieferst.

Ausnahmsweise. Wir waren mal auf einem Interviewtermin bei einer New Yorker Radiostation. Als ich dort auf die Toilette ging, kam plötzlich der Drummer von den Kings of Leon rein und stellte sich neben mich. Ich will ja nicht sagen, dass ich einen Blick riskiert hätte. Ist ja auch egal. Nur aus Spaß hatte ich dann auf Twitter geschrieben: ‚Just had a piss beside the Kings of Leon Drummer. All I say is – mine is bigger‘. Das war wirklich nur als Scherz gemeint, aber ein Fan der Kings of Leon hat diesen Tweet direkt auf die Seite von Nathan Followill gepostet. Ich hatte echt Angst, dass er mir das übel nimmt und ab diesem Zeitpunkt unsere Karriere sabotiert. Aber er hat sehr cool reagiert und meinte nur: ‚Well, it was pretty cold there.‘ – Glück gehabt!

Trotzdem sehr frech – dennoch Dankeschön für das erfrischende Interview!