Do, 28. Mai 2009

Sven Väth im Interview: Hals- und Beinbruch

Auch wenn Sven Väth erst noch Skifahren lernen muss, um das Liebesglück mit seiner österreichischen Frau abzurunden: Wir freuen uns in der Zwischenzeit darauf, dass der Anführer von Cocoon beim Urban Art Forms an den Plattenspielern brettert. VOLUME im Gespräch mit dem Frankfurter Naturburschen.

  

Schweine-Grippe hält die Welt in Atem. Ist Sven Väth bereit?

Tamiflu in der Tasche, im Falle eines akuten Eintritts bin ich auf jeden Fall gewappnet. Ansonsten zieh’ ich mir eine Schweinemaske auf und grunz mich durch.

Früher in deiner Jugend: Warst du eher ein robuster Naturbursche, oder hattest du Ekel vor Ungeziefer, Bakterien und Co?

Du sprichst hier mit einem erfahrenen Waldkind. Nach der Schule und dem Mittagessen hat mich meine Mutter bis zum Sonnenuntergang nicht mehr gesehen. Ich war jeden Tag draußen, Experte im Baumhausbauen und Bandenführer. Mit Taschenmesser, Pfeil und Bogen habe ich meine Kindheit verbracht – hauptsächlich in der Natur, ohne Manien oder Phobien.

Die Marke Sven Väth ist auf der ganzen Welt präsent. Darum ist es nicht unwahrscheinlich, dass dich Leute sogar bei einem gemütlichen Spaziergang im Wald erkennen. Nervt es nicht, permanent von Menschen angesprochen zu werden, die du vorher nie gesehen hast?

Ach was. Für Leute, die leidenschaftlich Musik leben und meine Arbeit schätzen, nehme ich mir gerne Zeit für ein kleines Gespräch. Was mich aber langsam wirklich stört, sind Handy-Kameras und ihre penetranten Bediener. Früher bin ich gerne während meinem Set auf die Tanzfläche gegangen und habe mit den Feiergästen getanzt, geschrien oder herumgealbert. Wenn dir dabei aber jetzt ein dutzend Handys im Gesicht kleben, die Augen weggeblitzt werden und ohne Fragen einfach abgedrückt wird, dann vermisse ich schon ein wenig den Respekt vor der eigenen Privatsphäre.

Schon länger kein ein Geheimnis mehr: Nina, deine Frau fürs Leben, kommt aus Österreich. Gibt es irgendwas, das Piefke Väth an uns nicht versteht?

Eure Küche und euer Wein sind traumhaft, die herzliche Gastfreundschaft sowieso. Außerdem seid ihr mit einem wunderschönen Fleckchen Erde gesegnet. Aber was mir schon immer ein großes Rätsel war, ist das Skifahren. Dieses Missverständnis gegenüber der österreichischen Sportkultur werde ich jetzt aber bald beheben müssen, denn meine liebe Frau ist passionierte Alpinistin.

Hals und Beinbruch. Zum Abschluss: Wer kommt für eine musikalische Liaison aus Österreich für dich in Frage?

Eine Studiosession mit dem Herrn Peter Kruder ist vorstellbar, denn ich schätze ihn sehr als Person und als Musiker. Was er gerade zusammen mit DJ Hell fabriziert hat, gefällt mir sehr.

Dann hoffen wir, dass bis zum Urban Art Forms Festival alle Beteiligten von der Schweine-Grippe verschont bleiben und wir bald ein weiteres Kapitel „Deutsch-Österreichische-Musikfreundschaft“ feiern können.

SHORT CUTS:
) Aktuelle Lieblingsplatte: „The Crying Light“ von Antony and the Johnsons
) Längstes Set: 32h
) Größe eurer Plattensammlung: 35000 – 40000Platten
) Längste Zeit wach: nicht länger als drei Tage
) Persönliches Idol: Ghandi
) Lieblingsspeise aus Österreich: Tafelspitz