Do, 11. Jul 2013

Pogo statt Polka

Gnackwatschen im Interview

Wer braucht schon Hüftschwung, wenn es Pogo gibt?

Wer braucht schon Hüftschwung, wenn es Pogo gibt?

Gnackwatschen sind fünf junge Steirer, die das Genre ‚Volksmusik‘ seit 2010 würdig und würzig interpretieren: Rythmusbetonter Ska Punk á la Skatoons trifft auf klassische Volksmusikeinflüsse und Texte im Dialekt. Abgesehen von ihrer Vorliebe für Ausseer Hardbradler und Hubert von Goisern pogt sich das Quintett am Prototypen des österreichischen Schlagerstars vorbei, ohne dabei auf das Wichtigste im Musikgeschäft zu vergessen: Aufrichtigkeit und Engagement!

Mit eurem Debütalbum erobert ihr Österreich bzw. die Musikwelt mit einem komplett neuem Genre: Volks-Ska-Punk. Ihr schafft euch ein eigenes Monopol sozusagen – was damit anfangen?

Robert Steinberger: Schwer zu sagen. Wichtig ist, was wir NICHT damit machen, nämlich uns darauf ausruhen! Natürlich wissen wir, dass wir Musik schreiben, die es noch nicht gibt – das freut uns auch! Am Ende sind aber nicht andere Bands unsere Konkurrenz, sondern unsere Kollegen.

Daniel Leskowschek: Monopol jetzt nicht unbedingt, vielmehr sind wir vielseitig und machen mehrere Sachen. Dadurch erreichen wir viele Leute!

Wobei, da gäbe es noch die Ausseer Hardbradler. Habt ihr deren Platten gehört?

Robert: Ja, die sind uns bekannt. Aber die machen doch eher Volksfunk und Volksreggae oder?

Kommt drauf an. Das letzte Album war ein selbstbetitelter’Volkspunk‘ mit Jazz, Reggae und Funkelementen. Ziemlich gut…

Daniel: Ich höre sie selbst ganz gerne. Finde aber, dass man sie nicht ganz mit uns vergleichen kann. Wir sind härter (lacht).

Ebenfalls gerade noch im Salzkammergut daheim: Hubert von Goisern. Wie sehr ist der Weltmusiker ein Vorbild für euch?

Robert: Der Herr von Goisern ist natürlich ein Vorbild für uns, und zwar nicht mal unbedingt rein musikalischer Natur, aber er hat es geschafft, mit seiner unkonventionellen, und damals auch völlig neuartigen Mischung aus Volksmusik und Hardrock bis Heute durchzuziehen und nie nachzulassen. Wir möchten natürlich, wenn das möglich ist, auch so lange im Business bleiben, denn wer will schon aufhören, wenn es am schönsten ist?

Andreas Gabalier (leider). Wie siehst bei euch als gebürtige Steirer in Sachen Hüftschwung aus?

Robert: Das mit dem Hüftschwung ist so eine Sache – wir sind keine sonderlich
talentierten Tänzer. Wir konzentrieren uns da lieber aufs Musikmachen.
Daniel: Wer braucht schon Hüftschwung, wenn es Pogo gibt?

Mit Volksmusik lässt sich richtig viel Kohle verdienen. Wälzt ihr euch schon im Geld?

Robert: Bei uns zu Hause wird gerade ein weiterer Geldspeicher gebaut (lacht). Nein, ist (leider) nicht nicht der Fall. Vielleicht schlägt der Punkrock doch etwas zu stark durch

.
Daniel: In Österreich ist es schwer als Künstler von der Musik zu leben. Wenn man nicht gerade einen Hit schreibt oder schon 10 Jahre im Business ist, schaut es mit den Geldwälzen nicht so rosig aus.

In ‚Schlagerstar‘, einer kürzlich erschienenen Doku über den Volksmusiker Marc Pichler gibt es eine Szene, wo man den Musiker mit seiner Songschreiberin telefonieren sieht. Abgesehen vom Puntigamer-Sommerhit, könntet ihr euch jemals vorstellen, diese Aufgabe einer externen Person zu überlassen?

Robert: Können wir uns theoretisch vorstellen, ja, aber man kann sich auch von anderen Menschen den Hintern abwischen lassen. Fazit: Wenn man es selber kann, ist es doch irgendwie ein komisches Gefühl, wenn es andere tun.
Daniel: Ich bin dagegen. Ehrlichkeit bringt einen durchs Leben!

Wer von euch schreibt dann die Songs?

Robert: Die meisten der Texte auf unserem aktuellen Album habe ich geschrieben. Wir arbeiten aber schon an neuen Songs, da beteiligen sich eigentlich alle Mitglieder an den Lyrics.
Daniel: Wenn das Grundgerüst von Robert steht, gibt jeder seinen Senf dazu.

Wo geben die Steirer überall Kernöl dazu?

Robert: Vanilleeis, Eierspeis, Merchandise!
Daniel: Cola-Vodka und Salat!

Was sieht ihr bei euren Konzerten öfters: Polka oder Pogo?

Robert: Deutlich mehr Pogo – und das finden wir auch gut so! Wir sehen uns ja als Ska-Punk-Band mit Volksmusikeinflüssen, nicht als Volksmusikband mit Ska-Punk-Einflüssen. Polka darf natürlich trotzdem getanzt werden! Hauptsache, das Publikum ist motiviert und bewegt sich!
Daniel: Kann ich nur zustimmen! Liegt wohl daran, dass wir rythmustechnisch auf der Ska-Seite sind. Da wird die Polka bald zum Speeddance.

ihr präsentiert euch gerne mit traditionellem Steireranzug und Hirschgeweih. Ist das euren eingefleischten Punk-Fans nicht eine Spur zu nationalistisch und traditionell?

Robert: Eine gewisse Ironie verstehen unsere Fans schon. Von Nationalismus kann man bei uns sowieso nicht sprechen: Wir mögen zwar unsere schöne Gegend und das Kulturgut, aber von der rechten Seite halten wir uns schön fern.
Daniel: Bei Volksmusik ist es immer eine Gratwanderung als Nationalist abgestempelt zu werden. Aber wir bekommen das schon gut hin!

Gut so! Wir wünschen eine schöne Festivalsaison und freuen uns auf die nächste Gnackwatschen.