Do, 3. Okt 2019
Over the Top

Over the Top

Dame im Interview

Der Salzburger Singer/Songrapper Dame beansprucht mit seinem sechsten Studioalbum endgültig den Thron des musikalischen Olymps. Im Interview mit VOLUME erklärt Michael Zöttl, warum er der nette Nachbar von nebenan ist, was für ihn Hip-Hop bedeutet und wie man es auch ohne Majorlabel schaffen kann.

Mit „Zeus“ möchtest du dich als „Popkünstler mit starkem Rap-Einfluss“ positionieren. Warum dieses Geständnis zum Pop?

Es ist kein Geständnis in dem Sinn. Meine Beats waren von Anfang an melodisch. Ich habe immer schon sehr viel mit Gitarre und Klavier komponiert. Ich wollte auf „Zeus“ einmal mehr mein melodisches Soundbett mit Hip-Hop-Beats untermalen und nicht umgekehrt. Wichtig ist, dass es am Ende des Tages immer noch nach Dame klingt.

Hast du keine Angst, ältere Fans damit zu verschrecken?

Nicht wirklich. Ich muss mich als Künstler weiterentwickeln und habe während meiner gesamten Karriere immer auf mein Herz gehört. Letztendlich ist es meine Musik und ich muss machen, was ich für richtig halte. Natürlich freue ich mich, wenn es den Fans gefällt. Es wird aber immer Gamer geben, die sich Gaming-Songs wünschen. Das macht mir zwar auch noch Spaß, nur muss ich gefühlt im Moment andere Musik machen.

Würdest du mit „Zeus“ lieber den Amadeus Award für Hip-Hop oder Pop gewinnen?

Nachdem ich aus dem Hip-Hop komme und Rap mein Sprachrohr ist, würde ich ihn gerne für Hip-Hop mit nach Hause nehmen. Ich habe ja auch in den poppigen Nummern Rap-Parts, weil ich der Meinung bin, dass man damit am besten Menschen und ihre Probleme direkt ansprechen kann.

(c) Samuel Colombo

Welche Kernaussagen möchtest du als Herrscher des Olymps der Menschheit in Vinyl gepresst mitgeben?

Es gibt viele Dinge, die mich im letzten Jahr beschäftigt haben. Social Media zum Beispiel. Ich finde, dass die sozialen Medien mittlerweile viele negative Aspekte mit sich bringen. Menschen duellieren sich, wer die schönsten Dinge erlebt. Keiner genießt mehr den Moment und die Leute machen lieber Fotos, bevor sie leibhaftig im Hier und Jetzt leben.

Was bedeutet Hip-Hop 2019 für dich persönlich?

Pop. Hip-Hop ist in den letzten Jahren viel musikalischer geworden. Angefangen bei Cro bis hin zu Alligatoah gibt es mittlerweile viele Künstler, die sehr melodisch unterwegs sind. Mir geht nur die Themenvielfalt etwas ab…

Stichwort: „Nie ohne meine Lean“. Was hältst du von dem drogenverherrlichenden Image, das im Hip-Hop zurzeit omnipräsent zelebriert wird?

Ich erfreue mich der kleinen Dinge des Lebens und bin eher der nette Nachbar von nebenan, finde es aber wichtig zu zeigen, dass sich Hip-Hop nicht nur um diese Themen dreht. Es ist schade, wenn sich jeder nur gegenseitig kopiert. Da bin ich eine kleine Gegenbewegung.

Also passt Zeus‘ Beiname „der Sanfte“ auch zu Dame?

Auf jeden Fall. Ich bin ein introvertierter Typ, der viel grübelt. Natürlich gehe ich auch gerne raus und freue mich über Action, bin aber genauso glücklich, wenn ich zu Hause sitzen und an meiner Musik arbeiten kann.

Du bist ja bis heute – trotz vieler Angebote – auf keinem Majorlabel. Warum?

Ich habe das große Glück, dass ich in Salzburg ein Studio habe. Ich musste also nie zu einem Major, um überhaupt Musik aufnehmen zu können. Außerdem kann man auf den meisten Onlineplattformen seine Songs mittlerweile selbst hochladen und braucht dafür kein Label mehr. Bei mir kam noch dazu, dass ich zwar viele Angebote von Majors hatte, sie aber meine Musik verändern wollten. Das kam für mich nie in Frage.

Kann es jeder in Eigenregie schaffen?

Schwer zu sagen. Wir hatten einfach das Glück, alles zu haben. Freunde, die Grafiker sind. Ein Studio mit einem studierten Tontechniker, der ein Genie auf seinem Gebiet ist. Wenn man mit der Soundqualität der Großen mithalten kann, ist es möglich. Schwer wird es, wenn man im Hobbykeller mit seinem Headset sitzt. Da muss man dann einfach etwas Geld investieren. Ich war auch als Straßenmusiker mit meiner Gitarre unterwegs, um mir das Studio leisten zu können.

(c) Samuel Colombo

Was bedeutet Freiheit für dich?

Zeit und die Möglichkeit, immer alles ändern zu können, wenn mir etwas nicht mehr passt. Zeit ist das wertvollste Gut, das wir haben.

Welche göttliche Fähigkeit hättest du gerne?

Teleportieren. Dann könnte ich mir die Zeit im Flugzeug sparen, müsste nicht mehr im Tourbus herumfahren und könnte mich, wenn ich Urlaub brauche, einfach kurz wegschnipsen. (lacht)

Last but not least? Wie trinkst du deinen Gin am liebsten?

Mit Tonic und Rosmarin.

Prost! Auf Dame und die guten alten Zeiten. Wir sehen uns bei einem deiner Tourstopps in Österreich.