Fr, 5. Jun 2009

Olli Schulz im Interview

Der grenzgeniale Liedermacher, Humorist und Ex-Roadie Olli Schulz gab im Flex ein Gastspiel, vorher plauderte er noch mit VOLUME.

Du hast grad ein neues Album heraußen, worin unterscheidet es sich von den Vorgängern?

 

Na ja, es hat verschiedene Ebenen, sinnvolle und sinnlose Lieder, melancholische Lieder, ich hab einfach versucht, den ganzen Olli Schulz Kosmos auf die Platte zu packen. Max Schröder (= der Hund Marie) ist auf den bisherigen Platten mein Partner gewesen, der hatte diesmal keine Zeit, weil er als Schlagzeuger mit Tomte unterwegs war, er hat letztens eine Soloplatte gemacht, das ist jetzt eben meine. Aber wir sind noch immer gute Freunde und werden sicher wieder was gemeinsam machen. Es war aber auch mal wichtig zu sehen, dass es auch alleine bzw mit anderen Musikern geht. Das hat auch viel Spaß gebracht.

 

 

Du scheinst eine gewisse Lebensweisheit zu besitzen, die durch deine Songs transportiert wird. Was ist das Olli Schulz Mittel gegen die Geißel des Lebens, genannt Liebeskummer?

 

Ich glaub nicht, dass man da was tun kann. Nicht wirklich. Man sollte den Schmerz zulassen, sich aber von der Person von der man sich getrennt hat, oder verlassen wurde, auf alle Fälle fernhalten. Und nicht zu Gefühlsausbrüchen neigen, die einem im Nachhinein nur unangenehm sind. Am besten ist immer die Flucht nach vorne und sich die Zeit nehmen, die man braucht, um das zu verarbeiten. Auch wenn es Jahre dauert.

 

Bist also kein Freund von aufgewärmten Beziehungen?

 

Nie gemacht.

Nicht mal als Teenager?

Nie.
    

Beinhart.

Ich glaub, das ist das einzig gute. Man muss die Flucht nach vorne antreten. Wenn man sagt: Das tut mir nicht gut mit dir, dann siehst du mich auch nicht wieder. Das ist auch besser so, für beide.

 

Was ist für dich eigentlich eine romantische Situation?

 

Ich weiß es jetzt in diesem Moment nicht. Das kann ganz verschieden sein. Was ich weiß ist, dass sie überall passieren kann, im Supermarkt an der Kasse zum Beispiel auch. Wenn man etwas spürt, was ungewöhnlich ist, und du denkst, das ist es.

 

Hast du eigentlich dein Lieblingslokal?

 

Hab ich nicht. Ich geh nicht viel weg. Ich bin keiner, der viel in Bars rumhängt. Es gibt in Berlin eine Bar, die heißt Kinsky, in der bin ich gerne mal. Ansonsten gehe ich gern essen, aber gern immer in unterschiedliche Läden. Ich bin auch gern zuhause. Beim mir zuhause in der Küche, das ist die beste Bar, da gibt’s die besten Drinks, da gibt’s das beste Essen. Ich hab auch Freunde, und die lad ich mir auch mal zum essen ein. Ich lass mich aber noch lieber zum essen von denen einladen…

 

Du hast mal nach einem Konzert bei deinem Verkaufsstand angenehm überrascht gesagt: „Es gibt ja doch noch Leute, die sich CDs kaufen.“ Was hältst du von der ganzen Netdownload Geschichte?

 

Ich hab vier Platten gemacht und noch nie viel Geld damit verdient. Ich leb in einer Zeit, in der ich mir meine Gage durch Live-spielen verdiene. Ich find´s zwar schade, ich wär lieber in den (80ern, oder 90ern schon Musiker geworden, wo du noch echt was damit verdienen konntest, aber mein Beruf ist nun mal Songs aufzunehmen, Musik zu machen, und ich leb damit. Gut daran ist, dass jeder die Möglichkeit hat, meine Musik zu hören, aber was Leute, vor allem auch in Indiekreisen, nicht kapieren, ist, dass man durch den Kauf von Musik Arbeitsplätze unterstützt. Ich war früher bei der EMI, und da sind dann die Hälfte der Leute gekündigt worden, das find ich dann nicht so witzig. Außerdem verliert die Musik die Besonderheit beim Hören. Musik ist rund um die Uhr überall erhältlich, umsonst, da fehlt die Wertschätzung.  Heut klicken die Kids auf einen Song, wollen zweimal den Refrain hören, zappen ins nächste Lied, und das geht so weiter. Außer du bist Musikfan…

 

Wie schreibst du eigentlich deine Songs?

 

Ich hab so Themen im Kopf, über die ich gern mal ein Lied schreiben will, oder Schlagwörter, und dann setz ich mich Abends zu hause hin, guck Fernsehen, meistens Serien, spiel Akkustik-Gitarre , und denk mir dann: Oh, das klingt ja super, drück auf dem Laptop Pause, dann spiel ich weiter. Ich schreib dann den ganzen Song fertig, der bleibt dann auch so. Die Vorbereitung passiert im Kopf. Man kann natürlich noch lange daran rummachen, aber da macht man sich verrückt. Ich will lieber den Moment festhalten, wo der Song geschrieben wurde…