Di, 31. Mai 2016

Nobody is perfect

Ewald Tatar im Interview

Wie bereits in VOLUME #56 angekündigt: 2016 veranstaltet Ewald Tatar zum zwölften Mal das Nova Rock Festival in Nickelsdorf. Im ersten Teil unseres Interviews hat sich alles um seinen persönlichen Werdegang und die Entwicklungen am heimischen Konzertmarkt gedreht. Jetzt spricht der blonde Booker aus dem Burgenland über Wiesen, Voices for Refugees und das Nova Rock 2016.

Social Media Experten, Internet Trolls, Besserwisser – wie oft hast du dir schon gedacht: Macht euer Festival doch selbst, ich suche mir lieber einen entspannteren Job?

Mit zunehmendem Alter habe ich gelernt, mit Kritik umzugehen und unqualifizierte Kommentare einfach wegzustecken bzw. gar nicht erst an mich heranzulassen. Keine Beleidigung, egal in welchem Medium, wird mich je dazu bringen, mein Dasein im Konzertgeschäft zu überdenken. Viel eher begrüße ich die Möglichkeit, mit Fans meines Festivals in sozialen Netzwerken zu interagieren. Ich kann und will auch nicht immer auf alles eingehen, aber natürlich nehme ich konstruktives Feedback immer ernst. Niemand ist perfekt! Darum ist dieser Informationsaustausch via Social Media auch sehr wichtig geworden.

Abseits sozialer Netzwerke: Wo findest du Inspiration, wenn du nach Verbesserungen für’s Nova Rock suchst?

Mein Team und ich blicken gerne über den eigenen Tellerrand, besuchen Produktionen im Ausland und sind ständig auf der Suche nach Dingen, die das Festivalleben schöner machen. Ich bin mit Sicherheit kein beratungsresistenter Alleswisser, der die Weisheit mit dem Löffel gefressen hat, sondern bin immer offen für neue Vorschläge. Ob es zu einer Umsetzung kommt, entscheidet eine pragmatische Kosten-Nutzen-Analyse inklusive meines Bauchgefühls.

Auf was freust du dich dieses Jahr besonders?

2015 hat es bereits einige große Änderungen beim Nova Rock gegeben, die wir heuer verfeinern wollen. Das neue Geländekonzept mit zwei schräg nebeneinanderstehenden Bühnen ist bestens angekommen und funktioniert. Kleine Feinheiten gilt es jetzt noch zu optimieren. Unsere Hauptanliegen sind der Komfort und die Bewegungsfreiheit unserer Besucher. Am besten vorbeikommen und überraschen lassen!

Wie ist die Absage des Auftritts von Money Boy vonstatten gegangen?

Kurz und schmerzlos! Hier hat ein kurzer Blick auf das Video gereicht, das seinen Ausraster diesen Frühling im Wiener WUK zeigt. Die Absage ist eine logische Konsequenz daraus.

Was entgegnest du den Vorwürfen, dass das Festivalprofil vom Nova Rock verblasst?

Täglich grüßt das Murmeltier, aber diese Diskussion ist für mich schon lange beendet! Nicht jeder kann verstehen, dass das Nova Rock kein Metal Festival ist – wenn es so wäre, hätte ich es allerdings ‚Nova Metal‘ getauft. Schon in den ersten Festivaljahren haben bei mir Seeed und Massive Attack gespielt. Darum ist es auch vollkommen legitim, dass 2016 Bands wie Cypress Hill, K.I.Z oder Alligtoah im Line-up stehen. Diese musikalische Programmerweiterung ist von mir gewollt, bewusst geplant und kommt beim Großteil der Gäste auch bestens an.

Welche Festivals wirst du heuer in Wiesen besuchen?

Dieses Thema ist für mich erledigt! Nachdem ich dort nicht mehr veranstalte, werde ich auch kein Wiesen Festival besuchen. Abgesehen davon bin ich mit meinen eigenen Produktionen schon genug ausgelastet.

Das Benefizkonzert Voices For Refugees am Wiener Heldenplatz war wohl das Highlight in der vergangenen Freiluftsaison. Ein gutes halbes Jahr später ist die Balkanroute faktisch dicht und es gibt einen krassen Paradigmenwechsel in der österreichischen Asylpolitik. War das Ganze nur ein Tropfen auf den heißen Stein?

Ganz im Gegenteil! Diese Veranstaltung war ein extrem wichtiges Zeichen der Solidarität, genau zum richtigen Zeitpunkt. Wenn meine Hilfe gebraucht wird, stehe ich auch sofort wieder parat. Natürlich stimmt es mich traurig, wie aktuell mit dem Thema Asylpolitik umgegangen wird. Denn am Ende des Tages sind wir alle nur Menschen! Und bei manchen Politikern muss ich mich wirklich fragen, wie er oder sie zu dem Amt gekommen ist.

Neben Voices For Refugees: Was waren die großen Momente deiner bisherigen Veranstalterkarriere?

Die Anzahl der von mir veranstalteten Konzerte, liegt mittlerweile im guten vierstelligen Bereich. Dementsprechend sind da viele Highlights dabei. Für mich persönlich bleibt meine erste Show mit Manu Chao unvergessen, außerdem hatte ich die große Ehre, Prince zu seinen Lebzeiten nach Österreich zu bringen…