Di, 28. Mrz 2017

Einfach zeitlos

Kiss im Interview

Der größte Rock’n’Roll-Zirkus unseres Erdballes rockt und rollt wieder durch Europa! Die geschminkten Rocker von Kiss, die fast 45 Jahre nach ihrer Gründung bravourös wie eh und je in schwindelerregend hohen Plateauschuhen über die Bühnen dieser Welt stolzieren, servieren am 21. Mai auch ihrem österreichischen Publikum erneut einen ordentlichen Hitcocktail. Wir haben von Gitarrist Tommy Thayer alles Wissenswerte über ihre Tour ‚KISSWORLD 2017‘ erfahren.

Gratulation, Tommy! Du bist jetzt schon seit 15 Jahren bei Kiss und damit der am längsten dienende Leadgitarrist.

Ach, Blödsinn – ich bin immer noch ‚The New Guy‘.

Hat sich das in den letzten Jahren nie geändert? Die wenigsten werden wohl wissen, dass deine Zusammenarbeit mit Kiss bereits in den frühen 90ern begann, als du mit Gene und Paul am Kisstory-Buch gearbeitet hast.

Ich bin trotzdem immer noch der Neue und nach wie vor der Ronny Wood von Kiss – da gibt es keinen Zweifel. Es war ein langer Weg, aber ich bin sehr glücklich in dieser Position zu sein und all die Dinge mit der Band erleben zu können. Es ist immer wieder spannend, wenn Kiss eine Tournee ankündigen.

Welcher Bühnenaufbau erwartet uns diesmal?

Soll ich ehrlich sein?

Bitte darum!

Ich habe keine Ahnung! Bislang hat es mir noch niemand verraten. Was ich aber weiß: Die Show samt Bühne wird wie immer bombastisch werden! All das, was die Leute in den letzten 40 Jahren von Kiss erwartet und auch lieb gewonnen haben, wird wieder am Start sein und es wird groß sein – verdammt groß.

Ihr Vier könnt sicher alle Songs, die aufeiner Tournee präsentiert werden, im Schlaf spielen. Aber speziell mit einem neuen Bühnendesign ist es für euch sicher notwendig, intensiv zu proben?

Wir proben für so eine Tour exzessiv – auch diesmal wieder! Unsere erste Show findet am 1. Mai in Moskau statt. Wir werden schon ein paar Tage früher dort aufschlagen, um noch einige Proben in voller Montur durchzuziehen.

Kiss haben in den letzten mehr als 40 Jahren unzählige Alben veröffentlicht. Wie schwierig ist es mit all den Hits und von Fans lieb gewonnen Titeln eine vernünftige Setlist zusammenzustellen?

Verdammt schwierig, weil wir eben so viele Songs zur Auswahl haben. Natürlich müssen wir die meisten Klassiker spielen, weil rund 90% der Leute die hören wollen. Allerdings versuchen wir auch immer ein paar nicht so bekannte Nummern einzustreuen – Songs, die unsere Hardcorefans hören wollen. Erschwerend kommt hier noch hinzu, dass man heute den Auftritt von vor zwei Tagen bereits über YouTube zu sehen bekommt und viele Leute erwarten dann, dass sie in ihrer Stadt andere Songs hören werden. Das ist in meinen Augen eine ziemlich unrealistische Erwartungshaltung.

Das Publikum von Kiss scheint ja keinerlei Altersgrenzen zu unterliegen. Vom Vorschulkind bis zum Pensionisten, einen Generationenkonflikt gibt es bei euch definitiv nicht.

Kiss ist einfach zeitlos. Was damals im Jahr 1974 für junge Leute eine Anziehungskraft hatte, hat es heute immer noch. Das Image, die Bühnenshow und natürlich auch die Musik – all das wurde über Generationen weitergegeben und ist mittlerweile, wie erwähnt, zeitlos.

Wie sieht es denn mit einem neuen Langspieler aus? Gene Simmons meinte unlängst in einem Interview, er sei nicht daran interessiert ein Album aufzunehmen, solange kein vernünftiges Modell existiert, um dies auch zu finanzieren.

Ich für meinen Teil kann nur sagen, ich genieße es neue Songs zu schreiben. Ein neues Album von Kiss zu veräffentlichen ist auch immer eine aufregende Sache. Wenn man sich aber die geschäftliche Seite ansieht, kann man so etwas schon in Frage stellen. Früher hast du über eine Million Alben verkauft, jetzt sind es vielleicht ein wenig mehr als 100.000 Einheiten. Die überwiegende Anzahl der Musikkonsumenten hat sich auf Streaming verlagert und kauft einfach keine physischen Produkte mehr. Die richtigen Sammler sind verdammt rar geworden. Wozu sollte dann eine Bandwie Kiss viel Geld für ein Produkt in die Hand nehmen,das sowieso die Wenigsten kaufen werden?

Es gab, gibt und wird wohl immer Gerüchte geben, dass Ace (Frehley, ehemaliger Gitarristbei Kiss) in die Band zurückkehren könnte. Wie nervig sind diese Gerüchte für dich persönlich?

Das kümmert mich überhaupt nicht. Ich konzentriere mich mehr darauf, was ich mit der Band zu erledigen habe und weniger, was irgendwelche Leute sagen. Das ist in meinen Augen vergeudete Zeit. Ich versuche den bestmöglichen Job abzuliefern und mittlerweile sind auch die Fans sehr zufrieden, sowohl mit meiner Performance, als auch mit jener der ganzen Band.
 

Gerade mit dir und Powerdrummer Eric Singer ist das wohl die beste Besetzung von Kiss überhaupt!

Objektiv gesehen richtig, auch wenn es vielleicht einige Fans geben wird, die die Bandbesetzung von 1975 idealisieren wollen. Ich kenne Kiss ja jetzt auch schon seit 30 Jahren und heutzutage sind wir sicher druckvoller und dynamischer als in der Vergangenheit. Darum sollten wir einfach alle froh sein, dass Kiss immer noch existieren und Shows spielen!

Schöne Abschlussworte – bis zum 21. Mai mit Kiss in der Wiener Stadthalle.