Do., 25. Sep. 2025

"Eine Überdosis an Humor, Dialekt und Stimmung."

Max von Milland: Das Interview zur Österreich-Tour

Mit Max von Milland redet man erstmal im Dialekt. Ist diese Basis gelegt, gibt es thematisch eigentlich kein Halten mehr. Mit VOLUME spricht er über seine Musik genauso selbstverständlich wie über Heimatstruggles, Social Media, Perfektionismus und Zeckenbisse beim Fotoshooting. Heute Abend spielt er im B72 in Wien.

(c) miamariaknoll

Willkommen in Wien! Bist du öfter hier?

Wien ist wunderbar. Ich war einmal hier, als es nur geregnet hat, und habe die Stadt dadurch wahrscheinlich auf eine ganz andere Art wahrgenommen. Im Sommer ist sie mega schön! Wien hat für mich Großstadtcharakter, aber eben mit Ecken und Kanten, mehr als München. Und die Leute in Wien sind prinzipiell spannende Menschen.

Apropos Sommer: Du hast ein Insta-Reel gepostet, wie dir eine Zecke entfernt wird …

(lacht) Ja, das war volle Action. Wir hatten ein Fotoshooting draußen in der Wildnis, und das war meine erste Zecke überhaupt. Sie wurde zum Glück fachgerecht entfernt und hinterließ keine Spätfolgen. Das mussten wir dokumentieren.

Dein letztes Release war ein Live-Album aus Bozen. Was steht als Nächstes an?

Die neue Platte ist schon im Kommen. Die Songs sind geschrieben,  jetzt gehen wir in die Produktion, Anfang nächsten Jahres kommt sie dann raus. Mit meiner Hoi EP habe ich gemerkt, dass sich für mich Türen auftun – musikalisch und auch für mich persönlich. Ich bin entspannter geworden, schreibe lockerer, eindeutig auch rotziger. Es fühlt sich ehrlicher an als früher.

Welche Erkenntnis würdest du deinem jüngeren Ich mitgeben?

Zum jüngeren Max würde ich sagen, er soll sich entspannen, aber das ist oft leichter gesagt als getan. Man muss selbst merken, dass man lockerer werden darf und das dauert einfach. Ich habe früher Songs geschrieben, um anderen zu gefallen. Heute mache ich Musik für mich, sie muss mir gefallen, nicht meiner Tante. Perfektionismus hat mich lange begleitet, bestimmt 15 Jahre. Irgendwann habe ich verstanden, dass er mehr blockiert als beflügelt.

Du arbeitest viel alleine, wie ist das für dich?

Es gibt – wie so ziemlich überall im Leben – Vorteile und Nachteile. Alleine muss man weniger Kompromisse eingehen. Ich habe aber großen Respekt vor Bands, die es schaffen, über Jahre zusammenzubleiben. Dort teilt man die Last, aber man ist auch eingeschränkter. Ich mag die Freiheit, Entscheidungen für mich und mein Projekt so zu treffen, wie ich es fühle.

Hach, Südtirol. Wie sehr bestimmen Landschaft und Sprache dein Schreiben?

Meine Heimat ist für mich ein Grundthema, auch wenn ich mittlerweile in München lebe. Gerade durch diese Distanz habe ich noch mehr Bezug zu Südtirol, bin aber weg vom berüchtigten Kleinkarierten. Es gibt ja ein Sprichwort, das besagt „In der Ferne findet man die Heimat.“ Das kann ich so unterschreiben.

Warum ist Dialekt für dich Identität und kein Limit?

Ich bin ein großer Fan vom Dialekt und all seinen Facetten. Dialekt zeigt, wo du herkommst und was dich ausmacht, abgesehen davon lernt man viele lustige Wörter. Gerade in der Alpenregion gibt es eine starke Szene, die noch lebt, man sieht es auch an der damaligen und jetzigen Austropop-Welle. Für mich war immer klar: Das bringt noch mehr Ehrlichkeit und Echtes in meine Musik.

Wie misst du Erfolg in einer Welt voller Streams und Klicks?

Für mich bedeutet Erfolg, wenn ich zufrieden bin. Alles andere hat man ohnehin nicht unter Kontrolle. Wirtschaftlicher Ertrag allein reicht nicht, um etwas „Erfolg“ zu nennen. Und für mich habe ich gelernt, dass man sowieso nichts wirklich planen kann, also halte ich mich lieber an das, was sich richtig anfühlt.

Und wie gehst du mit Social Media um?

Gut, glaube ich. Es hilft, eine Fanbase aufzubauen. Gleichzeitig wird es von der Industrie manchmal zu hochgehängt, wo ich da noch nicht die große Nachhaltigkeit erkennen kann. Für mich zählt: authentisch bleiben. Wenn Musik und Content echt sind, ist es kein Mehraufwand, sondern eine Verlängerung von dem, was man ohnehin tut.

Wie gehst du mit Anstrengung und Druck um?

Mittlerweile ganz bewusst. Ich habe ein gutes Gespür für mich selbst entwickelt. Ich handle nur, wenn es für mich etwas Positives ist. Meine Devise: einmal durchatmen, warten, und dann reagieren. Diese Klarheit tut gut.

Worauf freust du dich beim Konzert in Wien, Linz und Graz am meisten?

Darauf, den Leuten rüberzubringen, was ich mache und warum ich es gerne mache. Wir sind zu dritt unterwegs: mit einer Keyboarderin und Sängerin aus Graz und einem Südtiroler Multiinstrumentalisten. Teilweise singen wir dreistimmig und ganz allgemein haben wir uns ein schönes Set überlegt.

Welcher Song ist dein Schlüsselstück?

Ganz klar: Hoi. Mit dem haben sich viele Türen geöffnet. Er bleibt für mich ein wichtiger Moment in meiner Laufbahn.

Und was sollen die Menschen nach einem Max-von-Milland-Abend mit nach Hause nehmen?

Eine Überdosis an Humor, Dialekt und Stimmung. Am liebsten so, dass sie gleich einen Südtirol-Urlaub buchen wollen. (lacht) Wobei, Südtirol ist eh schon überlaufen genug.