Mi, 15. Jan 2014

Alles ist möglich

Vom Ritchie im Interview

Stephen George Ritchie, kurz Vom genannt, kommt gebürtig aus England, sitzt seit 1998 am Schlagzeug bei Die Toten Hosen und ist darüber hinaus in unzählige Bandprojekte involviert. Mit Cryssis gastiert der kleine Dauertrommler am 19. Jänner im Wiener Chelsea. Mit VOLUME hat Vom vorher noch kurz über seine Songsicherheit, den legendären The Kursaal und Sushi in Wien gesprochen.

Vom, du sitzt nicht nur bei Die Toten Hosen am Schlagzeug, sondern haust auch für Rockkapellen wie T. V. Smith, Spittin‘ Vicars, Wet Dog, Nichts oder Cryssis auf die Pauke. Ist es nicht schwierig, immer die richtigen Songs zur passenden Band im Kopf zu haben?

Mir fällt das zum Glück sehr leicht, weil diese ganzen Bands vom Musikstil her sehr ähnlich sind. Außerdem konzentriere ich mich gerade in erster Linie auf Cryssis und T.V. Smith, was das ganze Songrepertoire von vornherein einschränkt. Alles kein großes Problem, kurz proben und dann einfach draufhauen!

Als Mitglied von Die Toten Hosen kennst du den Unterschied – wie ist es für dich in einer relativ unbekannten Band wie Cryssis zu spielen? Gerade, was den Workflow betrifft…

Cryssis ist eine kleine Familie, wir organisieren alles selbst: Management, Tour, Promotion, Locations und so weiter. Es ist toll, in kleineren Venues vor 100 bis 200 Leuten zu spielen, denn solche Shows fühlen sich wesentlich intimer an. Letzte Nacht hatten Cryssis einen ausverkauften Gig in einem Göttinger Club. Wir haben dort viele alte Freunde getroffen und gehen nach fast jeder Show auf ein, zwei Bier mit den Fans.

Welche Ziele hast du mit deiner Band Cryssis?

Uns gibt es nun schon seit stolzen 33 Jahren und wir machen immer weiter. Zwar gab es eine fast 28jährige Schaffenspause, aber es ist super mit meinen langjährigen Freunden Dick oder Trip altes Zeug zu spielen und frische Songs zu schreiben. Wir werden 2014 wahrscheinlich noch ein neues Album machen, alles ist möglich, weil wir keinen Druck haben.

Euer aktuelles Album heißt ‚Kursaal Nights‘. Was bedeutet dieser Ort für dich?

The Kursaal im englischen Southend-on-Sea war einer der ersten Themenparks auf der ganzen Welt und wurde um 1900 erbaut. Als Jugendliche waren wir regelmäßig dort, um unsere Lieblingsbands zu feiern – The Clash oder Deep Purple zum Beispiel. Als The Kursaal dann geschlossen wurde, waren alle sehr traurig. Gitarrist Trip Tom und ich saßen dann vor ein paar Jahren auf meiner Terrasse, um darüber zu philosophieren, wie schön das nicht alles damals war. Da haben wir beschlossen, einen Song darüber zu schreiben – am Ende ist es ein ganzes Album geworden.

Du hast ja schon fast überall gespielt mit deinen vielen verschiedenen Bands. Was kann mehr: kleiner Club oder große Konzerthalle?

Beides! Mit Cryssis habe ich wieder die Chance, intensive Gigs auf engem Raum zu spielen und direkte Fanpflege zu betreiben. Bei Konzerten mit Die Toten Hosen ist es fast unmöglich, nach der Show zu den Leuten zu gehen und mit ihnen zu plaudern – das wäre absolutes Chaos. Für mich ist es sehr spannend, das Rockstarleben aus verschiedenen Perspektiven wahrnehmen zu können.

Erzähl uns doch deine schönste Erinnerung an Wien.

Die Unplugged Shows im Burgtheater mit Die Toten Hosen waren definitiv etwas ganz Besonderes für uns alle und bleiben alle unvergessen. Mein persönliches Stadtritual: Jedes Mal, wenn ich in Wien bin, besuche ich mein Lieblingsrestaurant am Naschmarkt. Dort gibt es das beste Sushi, das ich je gegessen habe – es heißt Japan Girl oder so ähnlich. Auf jeden Fall mit Mango, einfach ein Gaumenschmaus!

Was erwartet eure Fans, wenn sie am Sonntag zum Cryssis Konzert kommen?

Viel Energie, lauten Rock mit Punkeinschlägen und jede Menge fette Action auf der Bühne. Meiner Meinung nach sind wir live noch besser als auf Platte, außerdem haben wir viele alte und neue Songs mit im Gepäck, bei denen die Fans hoffentlich alle mitsingen. Ich bin mir sicher, alle werden von dieser Nacht begeistert sein!

So schaut’s aus! Bis später im Wiener Chelsea.