Mi, 16. Okt 2019

In (fast) aller Munde

Broke MCs und der kritische Rap

Das Wiener Rap-Kollektiv Broke MCs steht kurz davor, richtig durchzustarten. Doch laut Mitglied Kimo ist es in Österreich und seiner Bundeshauptstadt nicht immer leicht, Rap zu machen. Gerade, wenn man nicht mit aktuellen Trends mitgehen will.

Kimo wirkt etwas resigniert, wenn er über das Dasein als Rapmusiker in Wien und in Österreich spricht. In Wien würden junge Rapper nicht genug gefördert werden. „Rap wird in Österreich und Wien noch immer falsch gesehen“, beklagt er. Dabei läuft es für ihn und seine Band Broke MCs eigentlich gar nicht so schlecht. Viele Talentwettbewerbe konnte man in letzter Zeit für sich entscheiden, ist am Donauinsel und Popfest aufgetreten.

„Wir sind gerade dabei, uns einen Namen in der Szene zu machen“, erzählt Kimo. Wir, das sind er, sein Bruder S.A. sowie seine Cousins Ray und Z.O. Alle sind Anfang/Mitte zwanzig und haben einen tunesischen Hintergrund. Während Kimo, S.A. und Ray in Österreich aufwuchsen, ist Z.O. erst seit fünf Jahren hier. Die deutsche Sprache hat er laut Kimo vor allem über Rapmusik erlernt. „Z.O. macht klassisches Storytelling, rappt darüber, was ihn bewegt.“ Er bedient sich dabei einer sprachlichen Mischung aus Arabisch, Französisch und Deutsch.

Kimo dagegen ist eher der Techniker, der sich viel mit der Theorie des Textens auseinandersetzt und nach eigener Aussage so wenig wie möglich von sich preisgeben will. „Wer mich gut kennt, erkennt aber auch persönliche Dinge in den Texten.“ Cousin Ray hilft beim texten, S.A. rappt auch selbst, kümmert sich aber vor allem um den visuellen Inhalt. „Er macht unsere Videos, hat sich dafür alles selbst beigebracht.“, so Kimo. Ein weiterer Cousin, CGB, wohnt in Deutschland und produziert die Beats der Gruppe.

Ihre Musik setzt sich dabei aus Einflüssen von französischen Rappern – Kimo nennt hier u.a. Soprano – und dem 90er-HipHop aus den USA zusammen. „Wir kopieren aber nicht, wir wollen unser eigenes Ding machen.“ Künstlerische Eigenständigkeit sei für die Broke MCs sehr wichtig, die wollen sie auch noch für etwaige Positionen in den Charts nicht opfern. Denn zwar macht die Gruppe deutschsprachigen Rap, mit Deutschrap haben sie aber nichts zu tun. Der sei laut Kimo „wie eine Muschel, einmal hinhören und dann wegschmeißen.“ Es würden die Inhalte fehlen. Die fände der Rap-Fan hingegen bei den Broke MCs, in deren Texten eben auch mal kritisch auf die Gesellschaft geblickt wird. Hierbei tut sich vor allem Z.O. hervor, der in seinen Lyrics u.a. das Leben als junger Tunesier in Österreich zum Thema macht.

Damit haben sich die Broke MCs schon eine solide Fanbase erspielt, sind nach den Auftritten in der jüngeren Vergangenheit mittlerweile „in fast aller Munde“, wie es Kimo formuliert. Dazu beigetragen haben auch die EPs von Kimo und Z.O., die Anfang des Jahres veröffentlich wurden und auf allen gängigen Streaming-Plattformen zu finden sind. Zum Ende hat Kimo auch noch eine Nachricht an die Bookingagenturen und Plattenfirmen aus Österreich: „Schaut auch mal auf die Locals!“ Bei den Broke MCs lohnt sich der Blick auf jeden Fall.