Mo, 16. Okt 2017

Angriff auf die Lachmuskeln - South Park: Die rektakuläre Zerreissprobe

Das Warten hat endlich ein Ende. Ubisoft und South Park Studios haben nämlich den lang ersehnten Nachfolger zu „Der Stab der Wahrheit“ fertiggestellt und überraschen mit „more of the same“. Doch da South Park schon im Titel steht, ist das ja etwas Gutes, oder? Lads and Gents – hier kommt Die rektakuläre Zerreißprobe!

Tatort Hauptstraße

South Park lebt in Angst und Schrecken. Katzen verschwinden in der Stadt und nur einer kümmert sich um dieses Problem. Es ist COON! Der tierische Superheld sucht die armen Viecher, denn es gibt Lösegeld. Dieses wird benötigt, um Eric Cartmans (so wird er tagsüber in der Schule genannt) Superhelden-Franchise zu finanzieren, um reich zu werden! Deshalb mobilisiert er all seine „Freunde“, um ihm bei der Arbeit zu unterstützen. In der CoonCave schart er Cpt. Diabetes, Fastpass und Human Kite um sich – auch der neue Junge in der Stadt darf mitmachen, um die Kätzchen zu finden. Doch das soll erst die Spitze des Eisbergs sein!
Schnell entwickeln sich Differenzen unter den Helden und neue Allianzen bilden sich. Der Civil War steht in South Park bevor!

Magier-Kämpfe sind out – Superhelden sind jetzt aktuell!

Zu allererst: Wer den Vorgänger gespielt hat, weiß, was ihn erwartet! Die rektakuläre Zerreißprobe zeigt, was sich in den drei Jahren Entwicklungszeit getan hat. Neues Kampfsystem, neue Minigames und massenhaft Witze über Fürze. Auch die Rollenspiel-Elemente haben ein Make-Up erhalten und bieten nun mehr Möglichkeiten, um seinen Charakter auszurüsten.
Das Kampfsystem ist nun mit Bewegungsfelder versehen worden, über die die Helden ihre Nah- und Fernkampf-Attacken ausführen können. Je nach Klasse (Schläger, Speedster oder Blaster) können die Attacken je nach Fortschritt im Spiel verändert und kombiniert werden. Dabei werden alle Schurken und Helden der namhaften Comics durch die Mangel genommen, um auch wirklich jeden Einzelnen auf die Schaufel nehmen zu können. So ist der kleine Jimmy mit seinen Krücken der Speedster, der den Spieler mittels Schnell-Reise durch die Stadt bringen kann.
Der Schmäh kann sich also wieder sehen lassen. Keine Szene vergeht, ohne nicht irgendwo einen One-Liner zu hören, der einem zum Lachen bringt.

In Sachen Rollenspiel-Elemente gibt es auch Neues zu berichten. Der namenlose Held erhält im Laufe des Spiels sein eigenes Charactersheet, welches mit Fähigkeiten, Eigenschaften und allem was dazu gehört, befüllt wird. Um gegen andere Gegner wie Rednecks oder 6.-Klässler zu bestehen muss man sich jedoch hochleveln! So kann man später auch Artefakte ausrüsten, die den eigenen Helden oder die ganze Gruppe verstärken. Apropos Gruppe: diese ist zwar vor dem Kampf bearbeitbar, jedoch hat man keinen Einfluss auf Ausrüstung und Fähigkeiten. Man sollte sich also das Team immer mit den richtigen Charakteren zusammenstellen und wissen, welche Kräfte sie haben.

Micro-aggression!

Natürlich bleibt auch in Sachen Vorurteile kein Stein auf dem anderen. Die Klischees werden bedient und man sollte alles mit einem zwinkernden Auge betrachten, denn Einiges geht definitiv unter die Gürtellinie. So muss man wieder sein großes Geschäft verrichten, um an neue Items heranzukommen. Um auf Dächer zu kommen benötigt man Darmwinde, die die Kids mit einem Drachen hinaufkatapultieren. Am witzigsten sind aber die kurzen Sequenzen innerhalb der Kämpfe, wenn plötzlich ein Auto hupt und alle Helden auf den Gehsteig müssen, damit das Auto vorbeifahren kann. Man lernt aber auch allerhand für das wahre Leben, denn der neue Rektor der Schule zeigt, dass es wichtig ist zuzuhören und bei falschen Aussagen, die eventuell jemand verletzen könnten auch zuzuschlagen. South Park zeigt sich hier wieder von der sozialkritischen Seite und möchte natürlich auf die Probleme der derzeitigen Gesellschaft hinweisen – das machen Trey Parker und Matt Stone schon seit jeher und immer auf ihre eigene Art und Weise.
Aber auch abseits der Hauptgeschichte, die 10-14 Stunden lang unterhält, bleibt auch sonst genug in der Stadt zu tun. So können, wenn auch repetitiv, immer wieder Rätsel über geheime Kisten mit Kostümen gelüftet werden oder über Coonstagram neue Follower dazugewonnen werden, die einem Erfahrungspunkte bringen und neue Figuren in South Park entdeckt werden können. Hier sehen sie Morgan Freeman in seinem alternativen Job als Tacco-Verkäufer!

Fazit

South Park: die rektakuläre Zerreißprobe fetzt auf allen Kanälen. Als direkte Fortsetzung zum Vorgänger bedient es genau dieselben Fans, der Serie als auch dem Spiel. Die seichten RPG-Elemente lassen auch Spieler, die sonst die sonst keinen Finger bei Looten & Leveln rühren, den Controller in die Hand nehmen, um mit Cartman, Kyle und Co. um die Häuser zu ziehen.
Wer sich bei der rektakulären Zerreißprobe ein tiefgründiges RPG-Abenteuer erwartet, der irrt leider. Zu wenig Tiefgang in der Kernmechanik und das Fehlen der Anpassungen der Kollegen machen es mehr zu einem spielbaren Film als zu einem Skyrim mit niedlicher Grafik.
Wer mit dem Humor und dem Setting überhaupt nichts anfangen kann, der wird auch weiterhin nicht von South Park hingerissen werden – ist es doch die wahre Umsetzung von Spiel zu Serie. Dennoch machen die unzähligen Stunden mit Coon, Cpt. Diabetes und Mysterio Spaß und lassen einen in der Welt versinken. Binge-gaming at its best! Das Warten hat sich gelohnt!

— David B.
Bewertung

Urteil + South Park Humor + witzige Minigames + neues Kampfsystem + schöne Animationen - wer South Park hasst, sollte es meiden - zu seichte RPG Elemente
Alles in Allem Great