Fr, 14. Feb 2014

Might & Magic X: Legacy

Der steinige Weg zum Heldentum

Die Charaktererstellung bietet die Auswahl zwischen vier Rassen – Menschen, Elfen, Zwergen, Orks – wobei jede Rasse drei spezielle Klassen hat. Die erste ein Nahkampfspezialist, die letzte eine Magierklasse. Dazwischen gibt es die Hybriden, die ein wenig Magie beherrschen, und zusätzlich noch mit Waffen umzugehen wissen. Personalisierungsoptionen sind beschränkt, für jedes Geschlecht stehen zwei Stimmen zur Auswahl, die eine heroisch, die andere sarkastisch. Gesichter gibt es pro Rasse vier, zwei für Männer und zwei für Frauen. Man darf immerhin die Namen frei wählen.

Ist man damit fertig wird man auch schon auf die Agyn Halbinsel losgelassen, auf der sich die Geschichte abspielt. Hier gibt es einen Stilbruch mit den alten Teilen – spielten diese noch auf eigenen Planeten die vage miteinander verbunden waren, so übernimmt Might & Magic X das Setting der Rundenstrategiereihe Heroes of Might & Magic, die Welt Ashan. Man trifft dabei auf einige aus dieser Reihe bekannte Charaktere.
Als erste Quest erhält man die Asche des Lehrmeisters der Gruppe, die man nach Karthal, die Hauptstadt der Halbinsel, bringen soll. Aber natürlich ist alles nicht so einfach und um überhaupt dorthin reisen zu dürfen, muss man zuerst ein paar Riesenspinnen aus dem Brunnen einstampfen.
Das Kampfsystem ist denkbar einfach: Alle Angriffe gehen in die Richtung in die die Gruppe gerade blickt. Nahkampf und Fernkampf gleichen dabei die eigene Chance zu treffen gegen die gegnerische Chance auszuweichen und zu blocken ab, während magische Angriffe gegen die Magieresistenz antreten. Spezielle Angriffe wie auch Magie kosten Mana, das sich wie Lebensenergie nicht von selbst regeneriert.

Diese Quest setzt den Ton für den Rest des Abenteuers: keine Gnade. Hat man beispielsweise die Gruppe bei der Erstellung falsch zusammengestellt ist es sehr leicht hier zu sterben. Nahkämpfer sind anfangs nämlich vollkommen nutzlos – sie treffen nichts, aber ihre Fähigkeiten hängen davon ab zu treffen. Die Spinnen haben außerdem einen Giftangriff, der Charaktere so lange vergiftet, bis man ihnen ein Gegengift verabreicht. Bis dahin nehmen sie bei jeder Aktion Schaden und werden dann auch ohnmächtig wenn ihre Lebenspunkte auf 0 sinken. Sollte man sie an dieser Stelle heilen so sind sie zwar wieder einsatzfähig, aber immer noch vergiftet.
Es ist auch nicht möglich vor Kämpfen zu fliehen wenn man sie einmal begonnen hat. Hat man sich also etwas verschätzt und sieht sich einem übermächtigen Monster gegenüber bleibt nur das Laden eines vorherigen Spielstandes. Vorsichtiges Vorgehen und stetiges Speichern ist dringendst geraten.

Wie bei einem RPG üblich erhält man für das Erfüllen von Quests und Töten von Monstern Erfahrungspunkte, die dann in Levelaufstiegen resultieren. Gesteigert werden dabei Attribute und Fähigkeiten, mit einer kleinen Besonderheit: Die Fähigkeiten können nicht unbegrenzt gesteigert werden. Dass nicht jeder Charakter alle Fähigkeiten erlernen kann ist noch nicht so außergewöhnlich, dass nicht jeder ein Großmeister in all seinen Fähigkeiten werden kann auch nicht – man braucht jedoch einen Lehrmeister, der einen vom Experten zum Meister, und vom Meister zum Großmeister macht, sobald man genug Punkte in eine Fähigkeit investiert hat. Und bei über 20 Fähigkeiten vergisst man schnell wo genau der Schildmeister sich befindet. Und wo war nochmal der Großmeister für Schwerter…?

Grafisch ist das Spiel keine Offenbarung, wohl aus diesem Grund gibt es den Retro-Modus in dem alles verpixelt wird. Charaktermodelle haben eine geringe Auflösung und sehen so aus als wären sie direkt aus Heroes of Might & Magic 6 importiert worden, also für eine weit entfernte Distanz entworfen, nicht für einen halben Meter.
Aussagen der Charaktere wiederholen sich ununterbrochen, denn jede Situation hat genau eine Antwort. Vor allem die sarkastische Stimme fällt auf, bekommt man doch bei jeder Quest zu hören, ob man nicht etwas Besseres zu tun habe.
Generell ist das Spiel technisch sehr unsauber – trotz grafischer Unterbesetzung und rundenbasiertem Aufbau frisst es PC-Ressourcen als gäbe es kein Morgen mehr. Es gibt auch mehrere Bugs die Spielstände ruinieren können, und die Cloud-Synchronisation funktioniert auch nicht immer.

Hat man sich ein wenig in das Spiel eingefunden so bleibt es zwar schwer und stellenweise unfair, aber Spaß macht es trotz alledem. Die Story bleibt vernachlässigbar aber man hat immer etwas zu tun. Wer die ganz alten Spiele mochte wird hier wohl auch glücklich werden. Die Entwickler hatten ihr Herz am rechten Fleck, aber ein ausgereifteres Produkt wäre wünschenswert.

— Christian Novotny
Bewertung

Urteil + Klassisches Rollenspielsystem neu umgesetzt + Vielfalt von Fähigkeiten + Strategisch fordernde Kämpfe - Teils geradezu hässliche Grafik - Unglaublicher Schwierigkeitsgrad
Alles in Allem Gut