Fr, 11. Sep 2015

Schlägt man einer Schlange den Arm ab – Metal Gear Solid V – Phantom Pain

Nach dem kurzen Vorgeschmack in Metal Gear V – Ground Zeroes erwarteten zahlreiche Spieler bereits sehnsüchtig das Finale von Hideo Kojimas Stealth-Game. Geballte Action, taktische Spionageeinlagen, Ressourcenplanung, eine Companion-App und um noch eins drauf zu setzen: eine Open World. All das sind nur einige Schlagworte die Metal Gear Solid V vielleicht jetzt schon zum Stealth-Genre Hit des Jahres machen.

Verschwommene Sicht. Nur ein Piepsen, dessen Ursprung vorerst nicht identifiziert werden kann, hallt durch den Raum. Etwas nähert sich, doch auch wenn sich unser Protagonist Solid Snake noch so sehr bemüht er kann nur die kargen Umrisse erkennen. Mit ihnen wird auch ein dumpfes Geräusch lauter, bei dem es sich vermutlich um sprechende Personen handelt, doch die Worte bleiben unverständlich. Wieder wird alles schwarz vor Augen. Beim nächsten Erwachen lichtet sich der Nebel in Snakes Kopf. Der Blick wird klarer, die Töne erkennbar. Er befindet sich im Bett eines Krankenhauses, geschwächt und verletzt von den Vorkommnissen in „Ground Zeroes“. Das Piepsen kommt offensichtlich von den Monitoring Geräten die um sein Bett verteilt sind. Bedient werden sie von einer Krankenschwester und einem Arzt, welche beide offensichtlich positiv gesinnt über Snakes Erwachen sind. Psychisch dürfte es keine Schäden gegeben haben, allerdings zeichnet Snakes Körper zahlreiche Verwundungen aus.

Der größte Schock steht allerdings noch bevor, denn einige Wunden werden nicht verheilen. Neben Splitter, die sich in Snakes Kopf gebohrt haben und ohne Schädigung des Gehirns nicht entfernt werden können fehlt im noch etwas viel entscheidenderes: Sein linker Arm. Doch ihm bleibt keine Zeit sich zu Erholen, denn feindliche Truppen stürmen bereits das Krankenhaus und schalten alle Personen aus, mit denen Sie in Kontakt kommen. Eine scheinbar aussichtslose Situation, doch wäre er nicht der Snake den wir kennen, könnte er auch nicht diese Meistern. Kaum ist die Flucht gelungen finden wir uns nicht nur in unserer eigenen neuen Mother Base, einer aus Plattformen bestehende Basis ähnlich einem Bohrturm im Meer, ein, von der wir unsere weiteren Schachzüge planen, sondern treffen alte Freunde und neue Bekannte.

Willkommen auf der Mother Base

Die Mother Base ist unser Rückzugsort zwischen den einzelnen Missionen. Hier können wir uns für unsere nächste Mission vorbereiten. Vor allem bezieht sich dies auf die Wahl der richtigen Ausrüstung. Hier können bis zu zwei Hauptwaffen, einer Nebenwaffe und ein Prothesenmodell gewählt werden. Zusätzlich bieten uns zahlreichen Tools und Gegenstände, wie etwa C4 oder die kultige Box, einen Vorteil auf unserer Mission. Damit unser Snake unerkannt bleibt kann auch je nach Belieben der ideale Anzug angezogen werden. Begeben wir uns anfangs noch alleine auf Missionen, können wir bald Begleiter zur Umstürzung mitnehmen. So haben wir beispielsweise ein Pferd um schneller durch das riesige Afghanistan zu reisen oder unseren eigenen Wolf, der Feinde und nützliche Objekte erkennt und uns mitteilt oder als Ablenkungsmöglichkeit dient. Aber auch menschliche Begleiter helfen uns auf unseren Missionen.

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Unser Arsenal kann noch dazu ständig erweitert werden. Über unser mobiles Kommunikationsgerät iDroid, wir vermuten ein Kombination aus iPhone und Android, können wir unter bestimmten Voraussetzungen neue Ausrüstungsgegenstände entwickeln. Damit auch unsere Mother Base weiter wächst können zusätzliche Plattformen gebaut werden. Jede Plattform ist für ein Tätigkeitsfeld, welchem wir Mitarbeiter zuweisen können. Diese können neue Rekruten, festgenommene und umgedrehte Feinde oder gerettete Geiseln sein. Mit steigender Mitarbeiterzahl schalten sich neue Unterstützungen für Snake frei. Ein Aufklärungsteam liefert zusätzliche Daten über Feindaktivität, der Kampftrupp kann auf Nebenmissionen geschickt werden um Ressourcen zum Ausbau zu finden oder weitere Mitarbeiter aufzutreiben.

Ein Kurztrip nach Afghanistan oder Afrika gefällig?

Sind wir bestens ausgerüstet können wir mit unserem eigenen Helikopter von der Mother Base in das weitläufigen Gebiete Afghanistan oder Afrika. Im Flugobjekt haben wir die Möglichkeit die nächste der insgesamt 50 Hauptgeschichtsmissionen oder eine der 160 Nebenmissionen nachzugehen. In letzteren bereisen wir Afghanistan in einer Open World, in der wir z.B. Geiseln retten, Minen aufstöbern, feindliche Panzereinheiten vernichten oder auf Schusstraining gehen. Erreichen wir ein Gebiet in dem es eine Nebenmission gibt, so bekommen wir eine Infomeldung auf unserem iDroid und können dieser Nachgehen oder weiter die Landschaft erkunden.

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Sowohl in Haupt- wie in den Nebenmissionen bietet uns unser iDroid wichtige Karteninformationen und lässt uns unsere nächsten Schritte mittels Marker planen. Wenn es brenzlig wird bietet uns das iDroid die Option einen Helikopter für Nachschub, Luftunterstützung oder zur Evakuierung zu rufen.

Wenn die Schlange ins Netz geht

Metal Gear Solid V: The Phantom Pain bietet zudem auch online einige Features an. Verbinden wir uns nämlich in Metal Gear mit dem Internet können wir unsere persönliche Wertung für Missionen mit derer von Spielern auf der ganzen Welt vergleichen. Unsere Kampfeinheiten können außerdem auch auf Online Einsätze geschickt werden, die meistens bessere Belohnungen bei Abschluss bereitstellen. Zusätzlich bekommen wir für den täglichen Login auch eine Belohnung in Form von beispielsweise Ressourcen für Entwicklungen und Aufbau oder Mitarbeitern.

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Ein eigener Multiplayer soll zudem zwei Online-Modi bereitstellen. Im FOB Mous kann die Mother Base online geschaltet werden. Dadurch können andere Spieler unseren Stützpunkt angreifen und Materialen oder Gegenstände erbeuten. Das lassen wir uns natürlich nicht gefallen und können diesen Angriff versuchen abzuwehren. Im Metal Gear Online Modus treten wir in klassischen Spielemodi an. In zwei Spielergruppen bekämpft man sich im Team Deathmatch oder versucht sich in Capture the Flag. Der Multiplayer wird aber erst voraussichtlich Anfang Oktober spielbar sein und konnte dementsprechend noch nicht von uns unter die Lupe genommen werden.

Als letztes Online Feature kann der Speicherstand vom Prequel zu Metal Gear Solid V – Phantom Pain online übertragen werden. Dadurch können zusätzliche Inhalte freigeschalten. Wir haben bereits eine Erklärung wie der Speicherstandtransfer funktioniert und wie ihr welche Inhalte freischalten: Speicherstand Import und freischaltbare Inhalte

Dein Begleiter auf Schritt und Tritt

Neben zahlreichen Ingame Begleitern bietet Metal Gear Solid V: The Phantom Pain auch außerhalb des Spieles Unterstützung für den Spieler. Die Companion App ist für iOs und Android verfügbar und funktioniert mit den Spielversionen Playstation 3, Playstation 4 und Xbox One. Diese bietet uns einige sinnvolle Ergänzungen und Vorteile gegenüber dem Standard Spiel. Im Spiel steht uns nämlich keine Minimap zur Verfügung. Die Karte nur über iDroid abgerufen werden und macht unseren Snake bewegungslos während wir uns durch die Menüs steuern. Schlecht, wenn dann gerade nicht in einer vor Feinden geschützten Position sind. Mit der Companion App können wir uns ständig zwischendurch orientieren. Zusätzlich können wir ähnlich der iDroid Luftunterstützung anfordern oder gesammelte Kassetten direkt am Handy anhören.

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Hoppla. Was ist denn da passiert?

Allerdings ist in Metal Gear Solid V: The Phantom Pain nicht alles Gold was glänzt. Über einige Entwicklungen müssen wir uns manchmal echt an den Kopf greifen. Immer wieder passiert es uns nämlich, dass wir unverhofft in den Genuss der noch etwas hinkenden Deckungsdynamik und Kollisionsabfrage kommen. So ist es uns, aus welchen Gründen auch immer, nicht möglich einen kniehohen Fels zu erklimmen, obwohl dies durchaus in Snakes physischer Möglichkeit bestünde. Beim nächsten Mal funktioniert es mit der Deckung nicht so gut und der Feind hat uns schon erkannt. Nicht selten sorgen diese beiden Faktoren für Unmut vor dem Bildschirm.

Wieso auf ein aktives Speichern verzichtet wurde ist uns auch ein Rätsel. Das Spiel speichert zwar in unregelmäßigen und nicht nachvollziehbaren abständen selbstständig. Die Option jedoch selbst einen geeigneten Speicherpunkt zu wählen bleibt uns verwehrt. Ein Faktor der für Ärger sorgt, hat man gerade eine Nebenmission zu Abschluss gebracht und wird dann bei der Extraktion vom Feind doch noch erwischt und kann von vorne beginnen.

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Auch ein Pay to Play hat in einem Metal Gear unserer Meinung nach nichts zu suchen. Über den Store können sich Spieler nämlich für Echtwährung Spielekredits erwerben. Mit diesen kann allerdings nur die extra lang kalkulierte Ausbauzeit der Mother Base Plattformen beschleunigt werden. Eine Abzocker-Strategie von der wir nicht besonders viel halten.

Fazit

Zusammengefasst bleibt Metal Gear Solid V: The Phantom Pain jedoch eines wenn nicht sogar das Stealth Genre Hit des Jahres. Dies ist vielen Spielern bereits beim bombastischen Prolog klar. Zwar flaut die Hauptgeschichte danach etwas ab, dafür werden dank Open World zahlreiche Möglichkeiten für unzählige Spielstunden geschaffen. Nicht selten erwischt man sich beim Farmen nach Resourcen oder „nur noch schnell“ einer Nebenmission vor dem Schlafen gehen. Mit seinen etwa 50 Hauptmissionen, 160 Nebenmissionen, einer Open World und einem eventuell unterhaltsamen Multiplayer bietet man uns ein Metal Gear, das sein Geld definitiv wert ist. Da können wir bei den negativen Punkten schon mal eine Augenklappe aufsetzen. Wir werden uns jetzt noch auf eure Ingame Invasion vorbereiten.